Flugreisen & Nachhaltigkeit: Warum Flüge der Umwelt schaden

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Flugreisen und die Umwelt
15 Nov

Flugreisen & Nachhaltigkeit: Warum Flüge der Umwelt schaden

15. November 2019

Flugreisen & Nachhaltigkeit. Das passt so gut zusammen wie eine Diät mit Nutella oder wie Hausaufgaben und Netflix. Daher fand das Thema Fliegen auf diesem Blog bisher kaum statt. Ich war einfach immer schon vor Ort, wenn meine Geschichten starteten. Über die Anreise verlor ich kein Wort. Als hätte ich mich in die Ferne gebeamt.

Erst ein einziges Mal zuvor thematisierte ich das Reisen mit dem Flugzeug. Das war im Juni 2014, als ich Atmosfair vorstellte. Zeit für ein Update, oder?

Daher habe ich mich in den letzten Tagen mal hingesetzt und habe einige wichtige Informationen zu Flugreisen und Nachhaltigkeit zusammengetragen. Ich versuche zu erklären, warum das Fliegen so schädlich für die Umwelt ist, zeige Alternativen und Lösungen. Da einige Bestandteile des Textes dir gegebenenfalls schon bekannt sind, kannst du mit diesem Inhaltsverzeichnis durch den Text springen:

1. Intro: Flugreisen & Nachhaltigkeit
2. Ökologischer Fußabdruck einer Reise
3. Fakten über das Fliegen: Schnell im Urlaub und schnell die Umwelt verschmutzt
4. Exkurs: Warum das Fliegen der Umwelt schadet
5. Lärm- und Flächenverbrauch von Flugzeugen
6. Wie du die Emissionen von Flugreisen reduzierst
6.1 Vermeiden: Fünf Urlaubsreisen ohne Flug
6.2 Reduzieren: Der Atmosfair Airline Index
6.3 Kompensieren: Löse deine Emissionen in Luft auf
7. Suche nach Ersatztreibstoffen: Zukunft der Flugreisen
7.1 Algentreibstoff in Flugzeugen
7.2 Hybridflugzeug
7.3 Wasserstoff-Flugzeuge
7.4 Solarflugzeuge
7.5 Elektroflugzeuge
7.6 Kraftstoffe aus Abfall
8. Fazit zum Fliegen und Nachhaltigkeit

1. Intro: Flugreisen & Nachhaltigkeit

Grundsätzlich gilt, dass jede Form der Mobilität Ressourcen verbraucht und der Umwelt schadet. Selbst das Fahrradfahren ist nicht ganz klimaneutral, denn ein Fahrrad muss immerhin unter Energie- und Ressourcenaufwand produziert werden und verschleißt im Betrieb. So brauchst du zum Beispiel alle paar Monate neue Bremsklötzer oder einen neuen Reifen. Im Vergleich zum Flugzeug sind diese Aufwendungen natürlich super minimal, ja fast mikroskopisch. Doch insgesamt gilt, dass jede Reise Emissionen produziert.

Am besten wäre es folglich, wenn wir nie wieder das Haus verlassen und nur noch Urlaub in den eigenen vier Wänden machen würden. Das wäre auf Dauer aber ziemlich langweilig. Oder?
Heutzutage ist das Gegenteil der Fall. Wir reisen immer mehr und sind immer mehr unterwegs. In der heutigen Gesellschaft hat das Erleben einen viel höheren Stellenwert als das Besitzen. Das Statussymbol Auto hat in den letzten Jahren beachtlich an Wert verloren. Gerade in den Städten haben viele Menschen kein Auto mehr und einige keinen Führerschein.

Parallel dazu ist eine andere Entwicklung zu beobachten: Es gibt für viele junge Menschen nichts Besseres, als mit einem Rucksack die Welt zu entdecken, um eigene Erfahrungen in entfernten Ländern mit fremden Kulturen zu machen. Während der Rückgang privater Pkw durchaus positiv für die Umwelt zu werten ist, sind Wochenendreisen mit dem Flugzeug und Fernreisen zu allen Kontinenten der Welt ein klimatischer Super-GAU.

So bläst ein Flug von Berlin nach Bali und zurück mehr CO2-Emissionen in die Luft, als ein ganzes Jahr Autofahren in einem Mittelklassewagen. Zwei halbe Tage fliegen versus ein ganzes Jahr Autofahren. Es ist unglaublich.

Dass Flugreisen nicht gut für das Klima sind, weiß inzwischen jeder. Doch die Dimensionen haben bisher nur die wenigsten verstanden. Wie sollen wir also handeln, um verträglich zu reisen? Welche Alternativen liegen zwischen dem Urlaub Zuhause und einer Reise ans Ende der Welt? Fangen wir ganz von vorne an.

Flugreisen-Nachhaltigkeit-Fliegen-Urlaub

2. Ökologischer Fußabdruck einer Reise

Mit Hilfe des Ökologischen Fußabdrucks wird das Ausmaß der durchs Reisen verursachten Umweltschädigung zusammengefasst. Dabei werden die Art des Urlaubs, An- und Abreise, Mobilität am Urlaubsort sowie die Unterkunft und Verpflegung nach ökologischen Kriterien bewertet. Für jeden Teil einer Reise werden die Emissionen berechnet. Alle klimaschädlichen Emissionen zusammen ergeben den Ökologischen Fußabdruck einer Reise. Berechnen kann man das für die gesamte Reise z.B. auf fussabdruckrechner.at. Andere Rechner, wie die von Atmosfair, ecopassenger (Website funktioniert gerade nicht, 26.04.2020) oder MyClimate können nur die Anreise, aber nicht den gesamten Urlaub berechnen.

Je nach Entfernung zum Urlaubsland, Aktivitäten vor Ort, Unterkunft, Verpflegung und Hotelklassifizierung kann der Ökologische Fußabdruck stark schwanken.

So hinterlässt laut WWF eine 14-tägige All-Inclusive Flugreise nach Mexiko in der Atmosphäre 7.218 kg CO2 pro Person, während ein 5-tägiger Kultururlaub mit dem Bus nach Südtirol nur 216 kg CO2 verbraucht. Auffallend ist dabei, dass die Anreise einen besonders großen Anteil am gesamten Emissionswert der Reise hat.

Der WWF hat zusammen mit dem Öko-Institut Berlin e.V. die klassischen Urlaubsreisen der Deutschen unter die Lupe genommen und jeweils den Ökologischen Fußabdruck berechnet.
Am besten schneidet, es muss kaum erwähnt werden, der Urlaub auf dem heimischen Balkon ab. Danach folgen die Reisen mit Bus, Bahn und eigenem Pkw. Die schlechtesten Werte erzielten Flugreisen. Dort lag der Anteil der An- und Abreiseemissionen bei 55 bis 88 Prozent der Gesamtemissionen.

Welchen hohen Anteil die Auslastung hat, zeigt der Vergleich zwischen den Autoreisen nach Rügen (4 Personen) und Österreich (1 Person). Wie reist du gerne? Eine Beispielrechnung, die zum idealen Urlaub passt, wirst du sicherlich in dieser Tabelle finden:

 

Mit diesen Fragen kannst du deine Art zu reisen hinterfragen.


Vielleicht bist du empfänglich für eine Alternative?

  1. Worauf kommt es im Urlaub für mich an? Muss es der Pazifik sein oder kann ich den gleichen Erholungseffekt auch an der Ostsee haben?
  2. Muss ich wirklich zum Shoppen nach Dubai, New York oder Mailand? Oder kann ich auch in eine deutsche Großstadt fahren?
  3. Wie wertvoll ist mir meine Zeit und wie viel weniger wert ist mir die Umwelt? Könnte ich auch 10 Stunden mit dem Zug nach Paris fahren, anstatt in 2 Stunden zu fliegen?
  4. Wie wichtig ist mir Flexibilität? Kann ich mit dem Zug verreisen, oder muss es unbedingt das Auto sein?
  5. Kann ich mir meine Urlaubsreise mit fremden Mitfahrern finanzieren? Oder bin ich sogar selbst bereit, bei anderen mitzufahren?
  6. Ist es nicht besser für mich und meine Gesundheit eine schöne lange Reise mit dem Rad zu machen, als meinen Hintern platt zu sitzen?
  7. Wie gut kenne ich die Region in der ich lebe? Was würde ich wohl bei einem Urlaub in der Heimat unternehmen?

3. Fakten über das Fliegen: Schnell im Urlaub und schnell die Umwelt verschmutzt

Selbst ein Airbus A318, der zu den kleineren Passagierflugzeugen gehört, hat ein maximales Abfluggewicht von fast 50 Tonnen. Bei diesen Dimensionen wird schnell klar, dass eine Flugreise eine erhebliche Menge Energie frisst und dafür jede Menge Treibstoff benötigt wird.

Die gute Nachricht ist, dass Flugzeuge in den letzten 30 Jahren wesentlich effizienter geworden sind. Während die deutschen Airlines 1990 noch 6,3 Liter Kerosin pro 100 Kilometer und Passagier benötigten, waren es laut Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft e. V. 2017 nur noch 3,58 Liter. Damit konnte der Treibstoffverbrauch für Flugreisen beinahe halbiert werden.

Allerdings ist in diesem Zeitraum auch die Anzahl der weltweiten Flüge erheblich gestiegen, womit wir bei der schlechten Nachricht wären. 46,1 Millionen Flüge gab es im Jahr 2018 weltweit. Die Anzahl der Flüge steigt massiv. Von 2017 auf 2018 um sagenhafte 4,8 Millionen Flüge, also mehr als 10 Prozent. Auch in Zukunft wird der Flugverkehr wachsen. Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass sich die Anzahl der Fluggäste bis 2035 verdoppeln werden.

So könnte der weltweite Luftverkehr in 20 Jahren schon 8,2 Milliarden Fluggäste zählen. Das sind schwindelerregende Zahlen, die selbst Airline-Experten nicht kalt lassen. Vor kurzem hatte ich die Möglichkeit mit dem Luftfahrtexperten Heinrich Großbongardt ein Telefoninterview zu führen. Er sagte: „Mein Herz hängt an der Luftfahrt, aber die aktuellen Wachstumsraten machen mir kein gutes Gewissen“.
Schon heute ist der Flugverkehr zu fünf Prozent an den weltweiten CO2-Emissionen beteiligt. Diese Zahl ist verheerend, denn 90 Prozent der Menschen auf unserem Planeten sind noch nie mit einem Flugzeug geflogen. Daher sind vor allem Industrieländer in der Pflicht neue Lösungen zu entwickeln und die Anzahl der jährlichen Flüge drastisch zu reduzieren.

Doch wie soll das funktionieren? Gegenüber anderen Verkehrsträgern bemerken Umweltverbände, dass der Luftverkehr bevorteilt wird. So gibt es zum Beispiel keine Energiesteuer auf das Kerosin und keine Mehrwertsteuer für grenzüberschreitende Flüge. Damit hat der Flugverkehr enorme Preisvorteile, die sich auf den Konkurrenzkampf gegenüber anderen Verkehrsmitteln auswirken. Das Flugzeug wird wegen der günstigen Preise oft bevorzugt. Besonders die Billigairline Ryanair ist für Flugschnäppchen bekannt. So finden sich auf der Website des Unternehmens nicht selten Flüge ins europäische Ausland für unter zehn Euro. Dass bei diesem günstigen Preis keiner Bus oder Bahn fährt, kann man aus finanzieller Sicht nachvollziehen. Ich denke viele wissen es leider nicht besser. Denn irgendwo muss der günstige Preis herkommen – und leider entsteht er u.a. weil beim Personal eingespart wird.

Der o.g. Preisvorteil beim Kerosin hat natürlich auch Auswirkungen auf den Verbrauch. Der fehlende finanzielle Druck schränkt Innovationen ein und verhindert die Entwicklung modernerer Antriebe. Kürzlich landete Ryanair sogar in der unbeliebten Top-10 der größten Kohlendioxid-Emittenten Europas. Fairerweise muss man dabei erwähnen, dass Ryanair ein erhebliches Passagieraufkommen hat und durch niedrigere Preise sowie eine enge Bestuhlung es schafft die Flugzeuge besser auszulasten. Im 2018er Atmosfair Airline Index landet der Low Cost Carrier neben IndiGo Air, Indonesia AirAsia, Lion Air, Norwegian, Scoot, SpiceJet, Spring Airlines und Transavia.com in der Effizienzklasse B. Die Effizienzklasse A erreichte keine Airline. Zum Atmosfair Airline Index gibts später weitere Infos.

4. Exkurs: Warum das Fliegen der Umwelt schadet

Wie bereits erwähnt, benötigt ein Flugzeug einer deutschen Airline durchschnittlich 3,58 Liter Kerosin auf 100 Kilometern pro Passagier. Vergleichen wir diese Kraftstoffmenge mit einem Auto, könnte die berechtigte Frage entstehen, warum das Fliegen so viel klimaschädlicher ist.

Das Problem liegt in der Höhe. Bei der Verbrennung des Kerosins entstehen neben dem CO2 auch andere schädliche Substanzen, wie Stickoxide, Aerosole und Wasserdampf.
Die Stickoxide tragen zusammen mit der Sonneneinstrahlung zur Bildung von Ozon bei. Besonders Ozon gilt in dieser Höhe als starkes Treibhausgas. Der Ausstoß von Aerosolen (Partikeln) und Wasserdampf hat Einfluss auf die Wolkenbildung. Ab 10.000 Metern Höhe entstehen außerdem Kondensstreifen und Zirruswolken (auch Federwolken genannt). So kommt es dazu, dass sich die Abgase und Wolken der Flugzeuge wie ein Schleier um die Erde legen. Und das hat große Auswirkungen auf den Treibhauseffekt.

Der Treibhauseffekt kurz erklärt:
Auf dem Weg zur Erde passieren die kurzwelligen Strahlen der Sonne die Schicht der Treibhausgase. Soweit ist alles gut. Generell sind Treibhausgase auch nichts Schlimmes. Sie befinden sich schon immer in unserer Atmosphäre und sorgen unter anderem dafür, dass es auf unserer Erde nicht bitterkalt ist. Gibt es jedoch zu viele Treibhausgase in der Atmosphäre, haben die vom Boden reflektierten Strahlen Schwierigkeiten, die Atmosphäre zu verlassen. Was dann passiert ist wie ein Ping-Pong-Spiel. Die Strahlen werden zurück zur Erdoberfläche reflektiert, wo sie erneut Wärme abgeben. Dieser Effekt ist verantwortlich für die übermäßige Erwärmung unserer Erde.

Bereits die Kondensstreifen können lokal zu höheren Temperaturen führen und beeinflussen den Temperaturanstieg stark. Die gleiche Abgasmenge kann folglich in der Höhe einen viel größeren Schaden hinterlassen. Es ist davon auszugehen, dass der Schaden dreimal höher ist, als am Boden. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von CO2-Äquivalenten, um die verstärkte Wirkung in der Höhe zu erfassen.
Das bedeutet, dass die Klimawirkung des Flugverkehrs etwa dem dreifachen CO2-Ausstoß der Flugzeuge entspricht. Geht man von einer Klimawirkung von einer Tonne CO2 aus, so sind das laut Umweltbundesamt 3.000 Kilometer mit dem Flugzeug, 7.000 Kilometer mit dem Auto oder 17.000 Kilometer mit der Bahn. Flugzeugfliegen ist folglich fünfmal schädlicher als Bahnfahren.

 

5. Lärm- und Flächenverbrauch von Flugzeugen

Neben den Auswirkungen für das globale Klima hat der Luftverkehr auch lokale Auswirkungen. 40 Prozent der deutschen Bevölkerung leidet unter Fluglärm. Der Flughafen Berlin-Tegel gilt als der Flughafen mit der höchsten Lärmbelastung in Deutschland. 300.000 Menschen sind dort vom Lärm der Flugzeuge betroffen. Daher hatte ich mich damals vor dem Volksentscheid für eine Schließung des Flughafens Tegel ausgesprochen.

Neben lokalen Luftschadstoffen, wie einer höheren Stickstoffoxid-Belastung in Flughafennähe, muss auch der Flächenverbrauch beachtet werden. Das betrifft insbesondere die Flächen, die zum Bau der Flugzeuge und für den Betrieb genutzt werden. Besonders die Berliner Bevölkerung kann davon berichten. Der Zentralflughafen Berlin-Tempelhof wurde 2008 stillgelegt. Seitdem wird das 386 Hektar große Areal als Park für Veranstaltungen und Freizeitaktivitäten genutzt. Das hat nicht nur die Luft in der Innenstadt verbessert, sondern auch die Lebensqualität der Bürger gesteigert.

6. Wie du die Emissionen von Flugreisen reduzierst

Schon vor fünf Jahren habe ich mich in meinem Text an das Credo von Atmosfair geklammert. Vermeiden – Reduzieren – Kompensieren gilt noch heute. Daher fahre ich unter diesem Motto fort:

 

6.1 Vermeiden: Fünf Urlaubsreisen ohne Flug

Heutzutage ist es aufgrund der günstigen Flugpreise irgendwie selbstverständlich mit dem Flugzeug zu verreisen. Bei den Deutschen waren laut Statistischem Bundesamt 2018 die fünf Destinationen Spanien, mit 14,6 Mio. „einsteigenden Flugpassagieren“, Großbritannien (7,5 Mio.), Türkei (7,4 Mio.), Italien (7,1 Mio.) und die USA (5,3 Mio.) am beliebtesten.

Während in Spanien, Italien und der Türkei Strandurlaube gemacht werden, stehen in den USA und Großbritannien Städte- und Sightseeingreisen im Vordergrund. Da stellt sich die Frage: Welche Alternativen gibt es, um eine Flugreise zu vermeiden? Was sind vergleichbare Reisen, die mit Bus und Bahn zu erreichen sind? Im Folgenden findest du fünf Beispiele für Alternativen. Du wirst merken, es muss nicht immer das Flugzeug sein.

 

  1. Strandurlaub in Nizza und Cannes (Frankreich)
    Innerhalb von elf Stunden kommst du mit dem Zug von Köln nach Nizza. An der Côte d´Azur gibt es zwischen Juni und September sommerliche Temperaturen. Wenn du es auch einmal ein paar Tage etwas aktiver angehen willst, locken die Berge im Hinterland zu einem Tagesausflug oder die Städte zum Einkaufen.
  2. Sonne, Sand und Meer in Istrien (Kroatien)
    Zwei Mal zehn Stunden brauchst du mit dem Bus von Frankfurt/Main nach Pulau in Kroatien. Und um die Anreise entspannter zu machen, machst du auf halber Strecke einfach einen Zwischenstoff. In Kroatinen angekommen, auf der Halbinsel Istrien, direkt an der Adria, kannst du dann einen preiswerten Urlaub verbringen und an den kroatischen Stränden entspannen. Abwechslung vom Strand findest du in den malerischen Küstendörfern bei einem Spaziergang oder Stadtbummel.
  3. Inselurlaub an der Ostsee (Deutschland)
    Egal, ob auf Rügen, Fehmarn oder der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst, die Ostsee ist seit Jahren eines der liebsten Urlaubsziele der Deutschen. Hier kannst du alleine, mit dem Partner oder der Familie entspannen, am Strand spazieren oder baden gehen und es dir in einem der vielen Kurorte so richtig gut gehen lassen. Am besten reist du mit dem Bus oder der Bahn an und mietest dir vor Ort ein Fahrrad.
  4. Städtetrip nach London (Vereinigtes Königreich)
    Mit Hilfe des Eurotunnels kannst du den Ärmelkanal bequem mit dem Zug unterqueren. Von Düsseldorf bist du innerhalb von sechs Stunden in London und musst dafür kein Flugzeug betreten. In der Hauptstadt Englands kannst du auf der Themse Bootfahren, das Museum of Modern Art besuchen, zwischen Buckingham Palace und Tower of London spazieren, in zahlreichen Boutiquen einkaufen und in fabelhaften Restaurants speisen.
  5. Kultururlaub in Amsterdam (Niederlande)
    Nur 6 Stunden musst du einplanen, wenn du mit dem Zug von Berlin nach Amsterdam reist. Die Hauptstadt der Niederlande ist wegen des hohen Radverkehrs ein Vorbild nachhaltiger Mobilität. Entlang der Grachten kannst du Amsterdam wunderbar mit dem Fahrrad entdecken und kannst in über 70 Museen vom Hausboot- bis zum Van Gogh Museum jeder Menge kulturellen Aktivitäten nachgehen.

 

Extrem viele Reiseziele kannst du innerhalb Europas mit dem Fernbus oder der Bahn erreichen. Wichtig ist es beim Faktor Zeit immer den gesamten Zeitaufwand zu berücksichtigen.
Dazu ein Beispiel: Ein Flugzeug braucht von Berlin nach Amsterdam eine Stunde und zwanzig Minuten. Addieren wir zur reinen Flugzeit noch die Zeit für Sicherheitschecks und Abfertigung vor dem Start (eineinhalb Stunden) sowie das Aussteigen aus dem Flugzeug und das Warten auf die Koffer nach der Landung (eine Stunde). So steigt der Zeitaufwand insgesamt auf bis zu vier Stunden. Die Bahn braucht für die gleiche Strecke sechseinhalb Stunden. Sie ist immer noch langsamer, aber der Vergleich bekommt so eine andere Gewichtung. So viel langsamer ist die Bahn in der Gesamtbetrachtung gar nicht.

 

6.2 Reduzieren: Der Atmosfair Airline Index

Angaben zum Spritverbrauch sind in der Autoindustrie schon lange Standard. Sie ermöglichen es, Autos zu vergleichen und geben einen Überblick mit welchen Kraftstoffkosten ein Autofahrer zu rechnen hat. Außerdem machen die Angaben von Emissionswerten Autos hinsichtlich ihrer Klimaeffizienz vergleichbar und lösen einen Wettbewerb aus.
Die Klimaeffizienz von Flugzeugen und Airlines war der Öffentlichkeit lange verborgen. Erst 2004 entstand aus einem Forschungsprojekt des Bundesumweltministeriums das Unternehmen Atmosfair, das auf freiwilliger Spendenbasis CO2-Emissionen kompensiert. Inzwischen veröffentlicht Atmosfair jedes Jahr den Atmosfair Airline Index (AAI), der einen Überblick über die CO2-Emissionen der über 200 größten Airlines der Welt gibt.

Berechnet werden die CO2-Emissionen je Transportleistung aus: Flugzeugtyp, Triebwerken, aerodynamischen Flügelspitzen (Winglets), Bestuhlung, Frachtraum und der durchschnittlichen Auslastung. Sind alle Faktoren zusammengetragen, können Sie in aufwendigen Computermodellen auf bis zu zwei Prozent Genauigkeit berechnet werden. Heraus kommt eine Liste von Fluggesellschaften, die von 0 bis 100 Punkten nach CO2-Effizienz bewertet wurden. Dabei werden Kurz-, Mittel-, und Langstrecken unterschieden.

Lässt sich ein Flug nicht vermeiden, haben Reisende so die Möglichkeit, die Klimawirkung der Airline in den Entscheidungsprozess einzubeziehen. Neuerdings sind Einsparungen zu den CO2-Emissionen auch auf Flugbuchungsportalen wie Skyscanner zu sehen. Sie erleichtern dem Reisenden die Informationssuche. Woher die Daten stammen, kann ich nicht beantworten.
Zurück zum Atmosfair Airline Index: Der AAI ist in sieben Effizienzklassen (von A bis G) unterteilt. Nur zwei Airlines erreichten 2018 die Effizienzklasse B: TUI Airways und LATAM Airlines Brasil. Die höchste Effizienzklasse (A) wurde von keiner Airline erreicht.

Low Cost Carrier (LCCs) sind in anderer Darstellung im Airline Index enthalten. Da sie sind gesondert zu betrachten sind, „weil sie methodische Besonderheiten bei der CO2-Berechnung und ihrer Bewertung aufweisen, die einen direkten Vergleich mit den übrigen Airlines hinsichtlich der im AAI gewerteten Klimaeffizienz nicht zulassen“, so Atmosfair. Zum Beispiel setzen viele Billigairlines ihre Subventionen ein, um Flugtickets zu Schnäppchenpreisen anzubieten, die ohne Subventionen nicht möglich wären. Dadurch werden mehr Flüge erzeugt, die mehr CO2 produzieren. Herkömmliche Airlines erhalten zwar auch Subventionen, setzen sie aber nicht für günstige Flugtickets ein. Ein zweiter Grund ist, dass Billigairlines meistens Regionalflughäfen nutzen. Die Anreise wird dadurch für die Mehrzahl der Passagiere länger. Auch dabei entstehen Emissionen, die in die Klimagesamtrechnung hineingerechnet werden müssten. Da das nicht möglich ist, werden Billigairlines gesondert gelistet.

Die Effiziensklasse A bleibt bei den Low Cost Carriern unbesetzt. In der Effizienzklasse B befinden sich die Airlines IndiGo Air, Indonesia AirAsia, Lion Air, Norwegian, Ryanair, Scoot, SpiceJet, Spring Airlines und Transavia.com.

In der Effizienzklasse C sind die Airlines Aer Lingus, Air Arabia, AirAsia, China United Airlines, Citilink Indonesia, Easyjet, Eurowings, Frontier Airlines, germanwings, Go Air, Jeju Airlines, Jetstar Airways, Lucky Air, Nok Air, Pegasus Airlines, Southwest Airlines, Spirit Airlines, Thai AirAsia, Tigerair Taiwan, VietJet Air, Volaris, Vueling und Wizz Air.

In der Klasse D Airasia X, Allegiant Air, Azul Airlines, Cebu Pacific Air, Flydubai, JetBlue Airways, Virgin America und Westjet sowie in der Effizienzklasse E Interjet.

Die Bewertung der Billigairlines ist im AAI nicht so umfangreich wie bei den herkömmlichen Airlines. Jedoch gibt diese Kategorisierung eine Grundlage für die Auswahl einer Airline bei einer anstehenden Flugreise.

 

Umsteigeflüge vermeiden
Ein weiterer wichtiger Hinweis von Atmosfair ist es, Umsteigeflüge zu vermeiden. Als Faustregel gilt dabei „Ein Direktflug in Effizienzklasse E ist fürs Klima besser, als ein Umsteigeflug in Klasse C“.

6.3 Kompensieren: Löse deine Emissionen in Luft auf

Ist ein Flug nicht zu vermeiden, gilt es eine Airline mit einer hohen Klimaeffizienz zu wählen. Doch auch auf solchen Flügen entstehen Emissionen. Diese können über freiwillige Spenden kompensiert werden.
Das funktioniert ganz einfach. Über einen Kompensationsrechner erfährst du auf den Websites der Anbieter, wie viele CO2 du mit deinem Flug produziert hast. Je nach Höhe der Klimaschädigung errechnen die Seiten einen Kompensationsbetrag. Mit deiner Spende unterstützt du dann Klimaprojekte in Entwicklungsländern, die an anderer Stelle Emissionen einsparen. So werden unter anderem energieeffiziente Holzöfen in Ruanda, Windkraftwerke in Nicaragua oder Biogasanlagen in Indien gebaut.

Die Idee wirkt wie moderner Ablasshandel. Die wohlhabenden Industrieländer können nicht auf das Fliegen verzichten, zahlen für den Ausgleich und vergeben sind die Umweltsünden. Doch ist es wirklich so? Immerhin bleibt der globale CO2-Haushalt nach dieser Idee im Gleichgewicht.

 

Hin- und Rückflug Frankfurt/Main – Palma de Mallorca in Boeing 737-800, Linie, Economy
Unternehmen Klimawirkung Kompensationsbetrag
Atmosfair 490 kg CO2 12 Euro
Myclimate 532 kg CO2 15 CHF = 13,53 Euro
Arktik 850 kg CO2 12,75 Euro
KlimaKollekte 694 kg CO2 15,87 Euro
mindful flights 450 kg CO2 6,59 Euro

Will ein Flug von Frankfurt/Main nach Palma de Mallorca und zurück kompensiert werden, erhalten Reisende bei den bekanntesten Anbietern für CO2-Kompensationen sehr unterschiedliche Werte zur Klimawirkung. Am wenigsten CO2 (450 Kilogramm) entsteht nach den Berechnungen mindful flights. Der Anbieter ist recht neu und ich habe neulich erst in einem Newsletter davon erfahren. Ich würde nicht auf die Zahlen dort vertrauen. Viel mehr berechnet Arktik mit 850 Kilogramm. Am günstigsten kommt der Verbraucher bei mindful flights mit 6,59 Euro davon. Bei KlimaKollekte, dem kirchlichen Vertreter der Kompensatoren, werden 15,87 Euro berechnet.

Auffällig ist, dass jedes Kompensationsunternehmen die CO2-Emissionen und Gebühren in unterschiedlicher Höhe errechnet. Als Grund werden unterschiedliche Betrachtungen zur Auslastung der Flugzeuge genannt.
Dennoch haben Verbraucher den Eindruck, dass es Unterschiede in der Qualität gibt. So muss bei Atmosfair beispielsweise neben der Strecke vom Start- zum Zielflughafen auch die Sitzklasse, Flugart sowie der Flugzeugtyp angegeben werden. Die anderen Kompensatoren fragen das nicht ab und verwenden Durchschnittswerte.

Bei der Wahl des richtigen Kompensationsunternehmens solltest du auf den Gold Standard achten. Er zertifiziert Klimaschutzprojekte und gilt als der Standard mit den strengsten Auflagen. Alternativ kannst du auch ein Unternehmen aus der Tabelle wählen. Atmosfair wird von der Stiftung Warentest empfohlen, Myclimate von Utopia und Arktik landete auf dem zweiten Platz bei einer Untersuchung der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Aktuell wird die Kompensation von Flügen von nur einem Prozent der Fluggäste genutzt. Oder positiv ausgedrückt: Es gibt noch Potential.

7. Suche nach Ersatztreibstoffen: Zukunft der Flugreisen

Von Jahr zu Jahr steigt die Anzahl der Flüge sowie die Anzahl der Passagiere weltweit. Ein Ende des Fliegerei-Booms ist nicht abzusehen. Dabei werden jährlich etwa 1,7 Milliarden Liter Kerosin auf der Welt benötigt. Daher wird die Frage nach alternativen Treibstoffen immer lauter. Was gibt es und wie sind die Chancen für die Zukunft?

 

7.1 Algentreibstoff in Flugzeugen

Seit Jahren sind Forscher damit beschäftigt, Treibstoff aus Algen zu gewinnen. Das funktioniert generell gut, da Algen schnell wachsen und einen hohen Fettgehalt haben. Wegen des hohen Fettgehalts lässt sich aus ihnen ein qualitativer Treibstoff gewinnen, der sparsamer in der Verbrennung ist als Kerosin. Allerdings kosten die Algenernte und Fettabtrennung sehr viel Energie, so dass der Liter Algenkerosin schlussendlich etwa 2,50 Euro kostet. Mit den günstigen Kerosinpreisen (ca. 0,34 Euro) kann der Algentreibstoff daher (noch) nicht konkurrieren.
Forscher hoffen, dass der Algentreibstoff zukünftig drei Prozent des Kerosins ersetzen könnte. Bisher ist er allerdings kein Allheilmittel. Genial wäre ein Umstieg auf Algentreibstoffe, da (im Vergleich zu anderen Biokraftstoffen) beim Anbau im Meer keine landwirtschaftlichen Flächen in Mitleidenschaft gezogen würden und global betrachtet extrem viel Meeresfläche vorhanden ist.

 

7.2 Hybridflugzeug

Das US-Start up Zunum Aero will bis 2022 ein erstes Hybrid-Flugzeug auf den Markt bringen. Die Maschine soll von zwei Elektromotoren und einem Verbrennungsmotor angetrieben werden. Platz soll in dem Flugzeug nur für zwölf Personen sein. Bis Ende der 2020er Jahre sollen Reichweiten von 1.600 Kilomtern für bis zu 50 Personen möglich werden.

 

7.3 Wasserstoff-Flugzeuge

Bereits am 15. April 1988 hatte eine Tupolew Tu-155 ihren ersten Probeflug bei dem das rechte Triebwerk von Wasserstoff angetrieben wurde. Am 29. September 2016 startete schließlich auch ein deutsches Wasserstoffflugzeug. Die HY4 des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gilt als Meilenstein. Von ihr ausgehend sollen neue Lösungen für Kurzstreckenflüge entwickelt werden. Das aktuelle Modell bietet Platz für nur vier Passagiere, erreicht eine Reisefluggeschwindikeit von 165 km/h sowie eine Strecke von 750 bis 1.500 Kilometern. Der Antrieb funktioniert, in dem die Brennstoffzelle des Flugzeugs Wasserstoff in elektrische Energie umwandelt. Weitere Energie, die für Start- und Steiflüge notwendig sind, wird über eine Lithium-Ionen-Batterie geliefert. Komplett emissionsfrei ist das Flugzeug, wenn der benötigte Wasserstoff in einer Elektrolyse gewonnen wir, welche Strom aus erneuerbaren Energien nutzt.

 

7.4 Solarflugzeuge

Die Solar Impulse ist ein Solarflugzeug der Schweizer Bertrand Piccard und André Borschberg. In 17 Etappen gelang ihnen zwischen März 2015 und Juli 2016 eine Weltumrundung. Die reine Flugzeit betrug dabei mehr als 23 Tage. Wegen einer überhitzten Batterie und Problemen mit der Kühlung musste die Weltumrundung neun Monate pausieren und dauerte länger als geplant. Die durchschnittliche Fluggeschwindigkeit lag bei 76 km/h. Der Weltrekord hat gezeigt, dass Solarflugzeuge nicht unmöglich sind, aber eine sehr hohe Wetterabhängigkeit bei langsamer Flugzeit haben.

 

7.5 Elektroflugzeuge

Die Vision des Start-ups Wright Electric ist es, dass wir in 20 Jahren emissionsfrei auf Kurzstrecken fliegen. Dafür hat das Unternehmen ein elektrisches Kurzstreckenflugzeug vorgestellt, das 150 Passagiere 540 Kilometer weit transportieren kann. Einen ersten Abnehmer hat das Start-up schon gefunden. Eine Kooperation mit Easyjet ist fix und stellt vermutlich weiteres Kapital für die Entwicklung zur Verfügung. Mit Hilfe von flexiblen Akkupaketen soll das Laden der Akkus am Boden erfolgen. Nach der Landung werden die Akkus ausgetauscht und das Flugzeug ist wieder vollgeladen.

 

7.6 Kraftstoffe aus Abfall

Elektroflugzeuge wirken auf den ersten Blick nicht leistungsfähig genug. Zukunftsfähiger ist die Entwicklung von synthetischen Kraftstoffen – aber nicht etwa aus nachwachsenden Rohstoffen und Lebensmitteln, sondern aus Abfällen. Daran arbeiten u.a. die Unternehmen Neste und Air-BP.

8. Fazit zu Flugreisen und Nachhaltigkeit

Viel Holz, oder? Du bist tatsächlich bis zum Ende gekommen. Respekt. Weißt du, was genial ist? Wir leben gerade in einer spannenden Zeit. Ein kleines Mädchen aus Schweden bringt die Jugendliche weltweit zum Streiken, immer mehr Menschen und Unternehmen hinterfragen ihr handeln und die GroKo bekam spätestens bei der Europawahl die Quittung für ihre katastrophale Klimapolitik. Merkst du das? Da kommt gerade einiges in Bewegung. Als ich 2012 mit diesem Blog anfing, war ich der Exot. Heute bekomme ich von Lesern Tipps und werde auch mal bei der einen oder anderen Aktion von ebendiesen gemaßregelt.
Aber zurück zum Fliegen: Ich denke du hast verstanden wo die Probleme liegen. Im Handeln bleiben uns nun die folgenden Möglichkeiten:

Erstens geht es darum Flugreisen unbedingt zu vermeiden. Ist das nicht möglich, geht es darum die Flugreise so zu organisieren, dass möglichst wenig Emissionen entstehen. Das kann durch die Wahl der Airline beeinflusst werden oder durch die Wahl einer Flugverbindung ohne Zwischenlandung. Und diese Emissionen, die auf dem Flug entstehen, solltest du dann unbedingt über einen der oben genannten Anbieter kompensieren. Halten wir uns alle an diese kleinen Regeln, dann ist schon viel getan.

 

Wie handhabe ich das bei meinen Reisen und wie versuche ich weniger Flugreisen zu buchen?

Nachdem dieser Artikel im Juni 2019 erschienen ist, wurde ich von der Bloggerin Inka von blickgewinkelt.de gefragt, was ich selbst tue, um Flugemissionen zu reduzieren und weniger Flugreisen zu buchen. Daher möchte ich meinen Artikel mit diesen Infos heute (15.11.19) noch ergänzen.

Einige Reiseblogger*innen haben angekündigt nicht mehr zu fliegen. Nie wieder. Davor habe ich den größten Respekt. Nachhaltigkeit beschäftigt mich seit Jahren. Und wie du an diesem ausführlichen Artikel gemerkt hast, habe ich mich viel mit Flugreisen und ihrem Umweltschaden beschäftigt. Dennoch möchte ich nicht auf entfernte Reiseziele verzichten. Das mag egoistisch sein, ja. Aber das Reisen in neue, (für mich) fremde und manchmal auch ferne Länder bringt mir persönlich sehr viel Inspiration, Wissen und zeigt mir immer wieder wofür es sich lohnt zu kämpfen. Heinz Sielmann sagte einst „Wir können nur schützen, was wir auch kennen“.

Und damit hat er so unglaublich Recht. Der Besuch bei den Berggorillas in Uganda, bei Buckelwalen vor dem Great Barrier Reef oder die Gespräche mit Meeresschützern und Helden der Nachhaltigkeit haben mir die Augen geöffnet und motivieren mich weiter mich für die gute Sache zu engagieren. Aus einer Flugreise nach Uganda ist damals ein Brunnenbau entstanden, der bis heute 500 Menschen sauberes Trinkwasser schenkt. Daraus resultierte schlussendlich die NGO WeWater, die ich mit Freunden gegründet habe. Aus einer Flugreise nach Surinam folgte eine Freiwilligenarbeit zum Ameisenbären- und Faultier-Schutz mit einer deutschlandweiten Zeitungsreportage. Nach einer Reise nach Sri Lanka konnte ich Videoaufnahmen von Blauwalen an die Whale and Dolphin Conservation weitergeben, die nun in der wichtigen Kommunikationsarbeit für den Schutz der Wale genutzt werden. Und bei jeder Reise entstehen Texte, Videos und Fotos, die Menschen sensibilisieren und Wege zu Nachhaltigkeit auf Reisen zeigen. Das bedeutet, dass ich aus jeder Reise versuche so viel wie möglich für die Umwelt herauszuholen.

In diesem Jahr hatte ich mir vorgenommen keine Fernreise zu machen. Ich unternahm ich kaum Flugreisen. Ich fuhr zweimal mit dem Zug nach Österreich, einmal mit dem Nachtzug in die Schweiz und blieb in Europa. Nach Portugal und Serbien bin ich schlussendlich doch geflogen. Die Emissionen für diese Reisen habe ich jeweils zu mehr als 100 Prozent mit Atmosfair kompensiert. Und dann kam eine Einladung nach Western Australia. Hier sprach wieder Heinz Sielmann zu mir. Ich entschied mich für die Reise, setzte für mich aber die Bedingungen die Emissionen zu kompensieren und länger zu bleiben. Schlussendlich resultierte daraus eine 7-wöchige Reise nach Westaustralien und Neuseeland. Die Emissionen für die Flüge habe ich zu 101 Prozent kompensiert. Das hat mich unglaubliche 200 Euro gekostet. Natürlich habe ich mehrmals überlegt, ob ich das ausgeben soll. Aber ja, ich will mit gutem Vorbild vorangehen und mich weiterhin für den Umweltschutz einsetzen. Und die unglaubliche weite Natur, wilde Tiere und Begegnungen im Meer haben mir mal wieder gezeigt wofür es zu lohnt zu kämpfen und diesen Blog zu schreiben.

Einen spannenden Artikel zum Thema Flugreisen und Nachhaltigkeit hat übrigens auch Veera Bianca (in Englisch) neulich geschrieben. Schau mal rein.

Dieser Beitrag ist aus einer gemeinschaftlichen Aktion entstanden, in der sich Reiseblogger Gedanken zum nachhaltigen Reisen gemacht haben. Und hier sind die Beiträge meiner Kolleginnen:

Ela von Transglobal Pan Party schrieb über nachhaltige Mikroabenteuer
Miriam von Sustaynme schrieb über den Nachtzug von Hamburg nach Wien
Andrea von indigoblau schrieb über das Reisen ohne Flugzeug
Jenni von glutenreise schrieb über das nachhaltige Reisen trotz und mit Zöliakie

Kommentare
  • Oliver
    27. Juni 2019, 12:30

    Danke für diesen super ausführlichen Artikel und Deine spannenden Gedanken zum Thema Fliegen. Ich schreibe auch gerade an einem Artikel über nachhaltiges Reisen, habe aber mit den Niederlanden eine Region, die gut mit dem Auto oder der Bahn erreichbar ist.
    Trotzdem für mich ein wichtiges Thema.

  • Pingback: Nachhaltiger Urlaub in Island? | auf-den-berg.de
    4. Juli 2019, 12:22
  • Oli
    18. September 2019, 2:17

    Es ist ja witzig! Ich hatte praktisch den gleichen Artikel geplant und wollte ihn in den kommenden Wochen mal schreiben.
    Nur eine Sache: Ich glaube, den Billig-Airlines tust du ein bisschen unrecht. Nach meinem Wissensstand haben Low-Cost-Carrier generell modernere und sparsamere Flugzeuge als die traditionellen Fluglinien. Ryanair hat zum Beispiel viele Boeing 737 Max bestellt, weil die eben noch einmal ein Spürchen sparsamer sind.
    Ausserdem gelingt es den Low Cost Carriern wegen der stärkeren Preissteuung generell besser, die Flugzeuge zu füllen. Und eine hohe Auslastung senkt ebenfalls den Verbrauch pro Kopf. (Wobei man hier natürlich auch sagen kann, dass die tiefen Preise Leute zum Fliegen bewegt, die sonst zu hause geblieben wären)
    Das Argument mit den Regionalflughäfen kann ich allerdings nicht so recht nachvollziehen. Es mag ja sein, dass für manche die Anreise ein bisschen länger ist, für andere aber auch kürzer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in der Gesamtrechnung viel ausmacht. Aber das ist nur eine Vermutung, bei der ich auch total daneben liegen könnte.
    Gruss,
    Oli

  • Pingback: Die besten Reiseziele für 2020
    13. Dezember 2019, 8:27

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Steven Hille

Steven ist der Autor des nachhaltigen Reiseblogs Funkloch. Irgendwann dachte er sich, dass er nur noch Projekte realisieren sollte, die einen guten Nutzen haben. Aus dieser Idee heraus sammelte er Spenden für ein Tigerbaby, unterstützte ein nationales Bienenprojekt, baute einen Brunnen in Uganda und gründete mit Freunden die NGO WeWater, die sich für sauberes Trinkwasser einsetzt.

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