Den Gorillas im Bwindi Nationalpark auf der Spur.

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Gorilla Bwindi Nationalpark
30 Mai

Den Gorillas im Bwindi Nationalpark auf der Spur.

30. Mai 2015

„Im dichten Regenwald des Bwindi Nationalparks werdet ihr die Gorillas auf jeden Fall zu Gesicht bekommen. Die Frage ist immer nur wie lange ihr dafür durch den Dschungel trekken müsst.“, erinnert sich Godfrey mit einem Schmunzeln an sein Gorilla Trekking. Er erinnert sich gerne an das Erlebnis im Bwindi Nationalpark im Südwesten Ugandas, gesteht er mir, als wir mit dem Fahrer und einem weitere Fremden zusammengequetscht in der erste Reihe eines Matatus sitzen und nach Kampala fahren.

Über das Trekking in „Gorilla Trekking“

Seine Worte gingen mir eine Woche später sehr intensiv durch den Kopf, als ich schwitzend durch den schwülen Regenwald des Bwindi Nationalparks taumelte. Ja, taumelte, denn auf dem matschig-nassen Untergrund mit all den vielen Gebüschen, Schlingpflanzen und Hügeln konnte weder vom Wandern oder Laufen die Rede sein. „Trekken“ war da schon eher das Zauberwort. Trekken steht im Allgemeinen auch für Bergwandern. Und hätte ich auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht, dass Berggorillas aller Voraussicht nach auf … !Bergen! leben, dann hätte ich genau gewusst welche Herausforderung auf mich warten würde. Mit einer stundenlangen Wanderung hätte ich wohl keine Probleme gehabt, aber dieser dicht bewachsene und matschige Untergrund machte es fast unmöglich ohne Stürze das Ziel zu erreichen. Lediglich unsere Begleiter, mit Macheten und Gewehren ausgestattet, hatten im Laufe der Zeit gelernt über diesen Untergrund zu laufen – wie auch immer man das lernen konnte.
Gorilla Trekking im Bwindi Nationalpark in Uganda

Wegbegleiter Laurens sowie einer unserer Guides

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Die Berge der Gorillas

Gorilla Trekking im Bwindi Nationalpark in Uganda

Ein sichtlich erschöpfter Steven

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Den Gorillas auf der Spur

Am frühen Morgen gegen fünf Uhr waren drei Gruppen Fährtenleser aufgebrochen, um nach den Gorillas zu suchen. Die ausgebildeten Ugander kennen jeden Winkel der schwülen Berge und sind täglich bei den Gorillas. Jeden Morgen kommen sie zu dem Ort zurück, an dem sie die Menschenaffen am Tag zuvor zuletzt gesehen haben. Danach beginnt das Spurenlesen. Das Ziel dieser groß angelegten Spurensuche ist es die Wahrscheinlichkeit, die wilden Tiere anzutreffen, für die Touristen zu erhöhen. Doch so wild sind die Gorillas, die genau wie Schimpansen ziemlich scheu sind, in Bwindi gar nicht mehr. Denn über zwei bis drei Jahre wurden sie an den Menschen gewöhnt. Nach dieser Zeit ist es möglich sie zu beobachten, ohne, dass sie sich angegriffen fühlen und fliehen. In Bwindi leben aktuell drei Gorilla-Gruppen, die an den Menschen gewöhnt sind.
Nach zweieinhalb Stunden Trekking erreichten wir die Spitze eines Hügels. Wir wurden langsamer und stoppten schließlich. Als es keiner von uns erwartete zeigte einer unserer Begleiter in den dichten Wald. Und da waren sie. Die Fährtenleser hatten eine Gruppe mit 16 Gorillas, darunter drei Silberrücken und mindestens zwei Jungtieren aufgespürt. An einem Baum sah ich ein Weibchen mit einem Gorillababy sitzen. Sie legte ihre Hände schützend um das junge Tier, blickte in meine Richtung, stand auf und lief ein paar Meter den Berg hinab. Wir folgten der Gorillamutter hangabwärts. Nun erhaschte ich einen Blick auf die ganze Gruppe. Hinter den vielen Bäumen, Büschen und Pflanzen sah ich sie sitzen oder laufen. Ein sehr junger Gorilla rutsche in diesem Moment an einer kleinen Liane hinunter. Es war wie im Film.
Gorilla Trekking im Bwindi Nationalpark in Uganda
Gorilla Trekking im Bwindi Nationalpark in Uganda
Gorilla Trekking im Bwindi Nationalpark in Uganda
Während die erwachsenen Tiere ausschließlich auf dem Boden waren, kletterten zwei jüngere Tiere in Bodennähe umher. Ein toller Anblick, der auf dieser Tour einmalig bleiben sollte.
Auf der linken Seite sah ich einen der Silberrücken. Das imposante Tier lag auf der Seite, stütze sich mit einem Arm am Boden ab und aß mit der anderen Hand genüsslich ein paar Blätter, die direkt vor ihm aus dem Boden sprießen. Verblüffend, wie er da so vor uns lag. Er ließ sich von uns nicht stören und erinnerte mich etwas an meinen Vater, der nach einer lange Woche den Sonntagabend vor dem Fernseher verbrachte. Nur mit dem Unterschied, dass mein Vater wohl nie auf die Idee käme freiwillig Salat zu essen.
Gorilla Trekking im Bwindi Nationalpark in Uganda
In den ersten paar Minuten gab es zwischen unserer Gruppe ein paar Rangeleien. Jeder wollte den besten Platz für sein Erinnerungsfoto haben. Als einer unserer Guides mir sagte ich könnte noch etwas vor, fackelte ich nicht lange. Ich machte ein Foto des väterlichen Gorillas und checkte es kurz auf meinem beschlagenen Display. In diesem Moment stand das 1,8 Meter große Gorillamännchen auf und bewegte sich weiter hangabwärts. Als er nur noch zwei Meter vor mir war, ging die Angst mit mir durch. Ich drehte mich um und machte hastig ein paar Schritte zurück. Meine vorabendlichen und überheblichen Späße, dass ich ein Gorillababy auf dem Arm halten möchte, waren nun endgültig verflogen. Unser Begleiter versicherte mir, dass ich keine Angst haben sollte. Doch das war leichter gesagt als getan.
Das unglaublich muskulöse Tier ging direkt neben uns vorbei: Und da soll noch mal jemand sagen, dass man durch rein vegane Ernährung keiner Muskeln aufbauen kann.
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Gorillas beobachten statt Gorillas fotografieren

In den folgenden Minuten machte ich viele Fotos, die vor allem verwackelt und komplett unscharf waren. Und genau als ich das realisierte, traf ich die beste Entscheidung des Tages. Ich packte meine Kamera in meinen Rucksack und genoss den Augenblick. Ich beobachtete die Tiere, wie sie liefen, aßen, uns anschauten und sich immer weiter den Hang hinab bewegten. Das Gorillamännchen, das mich kurz zuvor so erschreckt hatte, beobachteten wir noch eine ganze Weile. Dabei bemerkten wir gar nicht, dass sich ein anderer neugieriger Silberrücken von hinten an uns angeschlichen hatte, sich auf den Trampelpfad setzte, den wir hinterlassen hatten, und uns beobachtete.
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Wenige Augenblicke später stand der Silberrücken auf und kreuzte unseren Weg. Unsere Begleiter beruhigten ihn mit ulkigen „Öööhhmmm“-Lauten. Doch das war dem Tier nicht genug. Der Gorilla und vermutlich Anführer der Gorilla-Gruppe, wollte sein Revier markieren, stellte sich auf die Hinterbeine, klopfte blitzschnell drei mal mit den Händen gegen seine harte Brust und rannte den Hang hinunter. Wenige Sekunden später hallte noch immer dieser einzigartige Sound, den ich mir viel dumpfer und bei weitem nicht so klangvoll vorgestellt hatte, durch den Wald. Und wenn ich mich jetzt daran zurück erinnere, ja, da fängt mein Herz schon wieder an zu rasen. Was für ein Moment – zwischen Staunen, Ehrfurcht, Angst und Bewunderung.
Nach einer halben Stunde hatten die Gorillas ihr „Haus“ im Tal der Hügel erreicht. Unsere Begleiter sagten uns, dass wir nicht weiter mit ihnen mitgehen sollen, da dort ihr Rückzugsort sei. Erst war ich darüber etwas traurig, doch wenigen Sekunden später überwiegte die Freude, dass ich eine unfassbar aufregende und beeindruckende halbe Stunde mit den Tieren verbringen durfte und das offensichtlich auch auf das Wohl der Tiere geachtet wird.

Du hast Lust auf mehr Infos und mehr Fakten?
Alle wichtigen Informationen zum Gorilla Trekking habe ich in diesem Beitrag gesammelt.

Kommentare
  • Petra
    1. September 2015, 11:15

    Hallo Steven!
    Ich hatte Dir vor wenigen Tagen eine E-Mail geschickt, mit offenen Fragen wegen einer Reise nach Uganda. Da ich mir aber leider nicht sicher bin, ob Du sie erhalten hast, wäre es super, wenn Du mir kurz eine Bestätigung senden könntest. LG Petra

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Steven Hille

Steven ist der Autor des nachhaltigen Reiseblogs Funkloch. Irgendwann dachte er sich, dass er nur noch Projekte realisieren sollte, die einen guten Nutzen haben. Aus dieser Idee heraus sammelte er Spenden für ein Tigerbaby, unterstützte ein nationales Bienenprojekt, baute einen Brunnen in Uganda und gründete mit Freunden die NGO WeWater, die sich für sauberes Trinkwasser einsetzt.

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