Lebensmittelverschwendung verhindern – Mit der UXA Foodsharing App Lebensmittel retten

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Lebensmittelverschwendung verhindern
9 Aug

Lebensmittelverschwendung verhindern – Mit der UXA Foodsharing App Lebensmittel retten

9. August 2019

Lebensmittelverschwendung verhindern – Mit der UXA Foodsharing App Lebensmittel retten

2019 ist ein super Jahr. Zumindest beim Thema Nachhaltigkeit. Denn die Fridays for Futures lenken die Aufmerksamkeit dorthin, wo es gerade brennt. Und das ist durchaus wortwörtlich zu sehen.
Niemals zuvor waren Umweltschutz, CO2-Emissionen, Flugreisen und eine grüne Ernährung so sehr in den Medien wie dieses Jahr. Die desolate Klimapolitik der Bundesregierung bekam bei der Europawahl eine herbe Abfuhr. Und immer mehr Bürger, Initiativen und Unternehmen setzen sich für mehr Nachhaltigkeit ein. Als ich vor sechs Jahren mit diesem Blog anfing, sah das ganz anders aus. Heute freue ich mich die UXA Foodsharing App gegen Lebensmittelverschwendung vorzustellen. Ich habe mir der Gründerin Lisa ein Interview geführt.
Aufmerksam wurde ich auf die App erst durch eine Anfrage. Vorher hatte ich die UXA App gar nicht auf dem Zettel. In der Anfrage wurde ich gefragt, ob ich die App mal im Blog vorstellen möchte. Daraus entstand dann dieses Interview. Im Gegenzug dafür wird die UXA Foodsharing UG an meine gemeinnützige Organisation WeWater spenden. Klingt nach einem fairen Deal, oder?
Viel Spaß mit dem Interview!
Die UXA App gibt es übrigens im App Store sowie im Google Play Store.

Gründerung der Foodsharing App UXA Lisa-Zvonetskaya

Gründerin der Foodsharing App UXA: Lisa Zvonetskaya


Steven: Lebensmittelverschwendung ist ein riesiges Problem mit mehreren Dimensionen. Da gibt es zum Beispiel die ethische Sichtweise: Millionen Menschen hungern und gleichzeitig landen bei den reichen Staaten dieser Welt viele Tonnen Lebensmittel im Müll. Die ökologische Perspektive beziffert wie viel Energie verbraucht wird und wie viel Kohlenstoffdioxid freigesetzt wird, um Lebensmittel zu produzieren, die gar nicht erst genutzt werden. Dadurch entsteht auch ein finanzieller Schaden, der von den Ökonomen betrachtet wird. Und nun endlich zu meiner Frage:

Was war für dich die größte Motivation eine App gegen Lebensmittelverschwendung zu konzipieren?

Lisa: Alle Dimensionen sind wichtig und dringend zu berücksichtigen. Für die App UXA war die Umweltperspektive ausschlaggebend, da wir hier mit längerfristigen Konsequenzen zu rechnen und zu leben haben.
 

Und wofür steht eigentlich der Name UXA?

Meine erste Assoziation als ich die Idee einer einfachen Foodsharing App hatte, war mit UXA (ausgesprochen Ucha). UXA ist eine osteuropäische Fischsuppe, die für die Menschen so wertvoll ist, dass sie diese eher mit Nachbarn und Freunden teilen würden, als sie im Müll zu entsorgen.
Und so folgte ich meinem Bauchgefühl und nannte die App UXA, geschrieben und ausgesprochen in lateinischen Buchstaben.
 

Hast du aktuelle Zahlen zum Thema Lebensmittelverschwendung? Wie viele Lebensmittel werden in Deutschland pro Jahr weggeworfen?

Ich erhebe selbst keine statistischen Werte, informiere mich an Hand von Studien wie zum Beispiel der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Laut ihren letzten veröffentlichen Zahlen, entsorgen deutsche Privathaushalte 4,4 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr. Täglich wären das 150 Gramm pro Person.
 

Was denkst du, wie viel Lebensmittelverschwendung pro Person und Jahr wäre verkraftbar, um dennoch nachhaltig zu leben?

Das Wort „Verschwendung“ impliziert bereits, dass alles großer Null negative Auswirkungen mit sich bringt, deswegen ist das ultimative Ziel sicherlich Null.
Es kommt auch darauf an wie Verschwendung definiert wird, wenn man eine konservative Definition wählt, ist das Ziel Null sicherlich nicht erreichbar für die komplette Menschheit.
Es geht auch nicht um Zahlen, im Endeffekt geht es um das Umdenken und Umhandeln und wenn jeder sich maximal bemüht und auch den eigenen Umgang mit Lebensmitteln reflektiert und täglich für sich persönlich Verbesserungen erzielt, steht einem nachhaltigen Leben als Gesellschaft nichts im Wege.
 

Kannst du dir eine politische Lösung gegen Lebensmittelverschwendung vorstellen?

Ich denke nicht, dass Politik alleine die Lösung liefern kann, es sind alle gefragt an der Lösung mitzuwirken, die Wirtschaft, die Gesellschaft, die Politik, jede einzelne Person.
Unterstützen kann Politik durch Förderung von Unternehmen und Initiativen, die das Ziel Lebensmittelwertschätzung verfolgen und Beachteiligung von Unternehmen, die gutes Essen regelmäßig entsorgen. Zum Beispiel gemäß dem in Frankreich erlassenen Gesetz, dass Supermärkte dazu verpflichtet übrige Lebensmittel an örtliche Tafeln zu spenden. Bei Vergehen drohen dort Bußgelder von 3750 Euro.
 

Was macht die UXA App anders als Mundraub, Foodsharing oder Too Good to go?

Mundraub zeigt auf wo man Obst, Gemüse, Kräuter, Nüsse etc. pflücken kann. Das ist keine Foodsharing App in dem Sinne, dass ich hier den übrig gebliebenen Joghurt an meinen Nachabarn abgeben kann. Sie verfolgen aber auch das gleiche Ziel, dass diese Lebensmittel nicht unverbraucht bleiben. Ich schaue gerne bei mundraub rein.
UXA legt den Fokus auf das einfache Abgeben und Abholen von Lebensmitteln unter Privatpersonen. foodsharing.de legt den Fokus auf das Retten von Lebensmitteln von Supermärkten und anderen Betrieben, um diese Lebensmittel dann weiter zu verteilen. Außerdem bietet foodsharing.de keine einfache bundesweite App. Für mich sind foodsharign.de und UXA zwei Möglichkeiten Essen zu retten, die sich gut ergänzen.
toogoodtogo ist eine B2C App, d.h. angemeldete Restaurants verkaufen zu Ladenschluss überschüssige Speisen an Endkonsumenten für ein paar Euro. Als Privatperson kann ich hier meine übrig gebliebenen Äpfel also nicht einstellen, bei UXA aber schon. Es ist ein anderes Konzept, dass auch eine klasse Möglichkeit bietet Essen zu retten.

Die UXA App in der Anwendung


 

Kennst du andere Lebensmittel Apps, die sich ebenfalls der Verschwendung von Lebensmitteln widmen und die du empfehlen kannst?

Es gibt einige Apps, die bei der Einkaufsplanung unterstützen, meine Familie nutzt z. B. Bring. Somit wird nichts vergessen, wenn unterschiedliche Familienmitglieder Essen einkaufen und es wird auch nicht unnötig doppelt gekauft.
 

Nachhaltig leben wollen viele Menschen. Ist das bei vielen nur ein Wunsch oder hast du das Gefühl, dass auch immer mehr Taten folgen?

Ich denke, bei vielen ist zuerst der Wunsch da und die Taten folgen unterschiedlich schnell.
Die einen stellen einen Plan auf und setzen sofort Maßnahmen für sich um. Die anderen beobachten ihr verhalten und werden eher durch ein bestimmtes Ereignis konkret dazu bewegt ihren Umgang mit Lebensmittel zu verbessern. Insgesamt werden es immer mehr Menschen, die noch vor ein paar Jahren keinen Gedanken daran verloren haben und jetzt aber umdenken und umhandeln.
 

Wie lange gibt es die App schon und wie habt ihr es geschafft so viele Nutzer zu bekommen?

UXA ist als Beta Version seit 2 Jahren in den Stores verfügbar und hat nun rund 30.000 Registrierungen zu verzeichnen. Wir informieren die Menschen über das Problem und die einfache Lösung UXA, das bewegt einige die App auszuprobieren und diese in Ihren Alltag zu integrieren.
Foodsharing rettet Lebensmittel vor dem Müll

Was denkst du, wie viele Menschen sind bereit angefangene Lebensmittel von einem Fremden zu nutzen? Hat man da keine Bedenken bei der Hygiene?

Es kommt auf das Lebensmittel und auf den Abgeber an. Wenn es sich um ein Müsli handelt, welches gestern aufgemacht würde und zum Beispiel den Geschmackstest nicht bestanden hat, sehe ich kein Problem dieses angefangene Lebensmittel abzuholen. Sicherlich sollte man stets selbst überprüfen, ob es noch in einem guten Zustand ist, falls ja, steht einem Verbrauch nichts im Wege.
Bei leicht verderblichen Lebensmittel wie Milchprodukten sollte man noch vorsichtiger sein und lieber mal doppelt überprüfen bzw. den Abgeber kennen.
Gesunder Menschenverstand spielt hier schon eine große Rolle bei der Entscheidung und die eigene Gesundheit sollte Priorität haben. Es sind aber immer mehr Menschen, die sich auf die eigene Einschätzung verlassen satt auf das Mindesthaltbarkeitsdatum.
 

Ist nachhaltiges Wirtschaften und ein nachhaltiger Konsum, bzw. ein bewussterer Konsum nicht eher die Lösung für das Problem?

Ich denke, das Zusammenspiel aus mehreren Faktoren stellt eine Lösung dar, es gibt für mich nicht die einzige Lösung.
Nachhaltiges Wirtschaften muss auch erst geschaffen werden. Wenn wir jahrelang anders gelebt und gewirtschaftet haben kann das nicht von einem Tag auf den anderen umgestellt werden. Genauso verhält es sich mit dem nachhaltigen Konsum, wie möchte man die komplette Bevölkerung „umstellen“ wenn die Gewohnheiten andere sind.
Da bedarf es Zwischenlösungen und auch Hilfsmittel, die die Lebensqualität nicht drastisch verändern, den Menschen aber helfen umzudenken und möglichst einfach nachhaltig zu handeln, um einen Erfolg zu erzielen.
 

Welche Tipps hast du außerdem, um Lebensmittel im Müll zu reduzieren? Sollte man beim Einkauf besser aufpassen, beim Kochen oder bei der Ernährung ganz allgemein?

Hier ein paar Ideen für Privatpersonen, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden:

  1. Beim Einkauf entsprechend den Vorräten und den persönlichen Plänen für die folgenden Tage planen
  2. Lieber öfter mal kleine Mengen einkaufen und alles frisch zubereiten, als große Einkäufe für die ganze Woche zu tätigen
  3. Obst und Gemüse auch mal probieren bevor man einen Fehlkauf tätigt (grünes Obst, dass nicht nachreift, lieber liegen lassen, es wird nicht besser schmecken)
  4. Auch mal die einzelne Banane im Supermarkt mitnehmen
  5. Vor dem Verreisen den Kühlschrank und die Vorratskammer überprüfen, hält wirklich alles, bis ich zurück bin oder kann ich vor der Reise was abgeben?
  6. Einmachen, einfrieren und trocken für eine längere Aufbewahrung
  7. Vor dem Wegschmeißen: anschauen, riechen, ggf. probieren
  8. In der Kantine die Tellerportionen nach dem eigenen Hunger anfragen
  9. Im Restaurant die Reste mitnehmen

 

Wie steht ihr dazu, dass ihr mit der App zwar die Foodsharing-Economy fördert, aber gleichzeitig auch Werbung für Amazon Prime und andere Großhändler in der App macht?

Die App wird allen Nutzern kostenlos zur Verfügung gestellt.
Die dezent eingeblendete Werbung in der App bringt ein paar Cent ein, die wiederum in die App investiert werden. Da es bei allem was wir als Gesellschaft tun stetes auf die „Dosis“ ankommt, auch beim Konsum, ist die Werbeeinblendung in unserer Form in keinster Weise schädlich, im Gegenteil über Werbeeinnamen können wir mehr für die App und damit für den nachhaltigen Umgang mit Lebensmittel erreichen.
Die Großhändler sind ja per se nicht schlecht, unser Umgang mit Konsum und das unüberlegte einkaufen machen die Konzepte erst umweltschädlich.
Muss man 5 Oberteile in verschiedenen Größen bestellen, um dann 4 zurückzusenden? Sicherlich nicht.
Aber wenn man gerade mit Wehen ins Krankenhaus fährt und feststellt, dass man in der Aufregung vergessen hat den Autositz zu besorgen, ohne den man das mit dem Neugeborenen nicht verlassen darf, dann ist ein Service wie Amazon Prime rettend.
Die UXA Nutzer sind nicht exzessiv in Shopping Laune wenn sie einen kleinen Banner mit einem Produkt in der App sehen, im Gegenteil, sie sind für etwas anderen gekommen. Und wenn das eingeblendete Produkt sie tatsächlich interessiert, warum sollten Sie über den Kauf – den sie sowieso tätigen würden – nicht gleichzeitig ein gutes Projekt fördern?
Alternativ wird es zeitnah eine Möglichkeit geben für einen freiwilligen Beitrag UXA werbefrei zu nutzen.
 
Ach super, darauf freue ich mich und werde euch dann gerne mit einem App-Kauf unterstützen. Vielen Dank für das Interview!
Wer Lust hat die App zu testen, findet sie im App Store sowie im Google Play Store.
 
Auch über die Too Good To Go-App gegen Lebensmittelverschwendung haben wir schon geschrieben.

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Steven Hille

Steven ist der Autor des nachhaltigen Reiseblogs Funkloch. Irgendwann dachte er sich, dass er nur noch Projekte realisieren sollte, die einen guten Nutzen haben. Aus dieser Idee heraus sammelte er Spenden für ein Tigerbaby, unterstützte ein nationales Bienenprojekt, baute einen Brunnen in Uganda und gründete mit Freunden die NGO WeWater, die sich für sauberes Trinkwasser einsetzt.

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