Segelurlaub: Nachhaltig unterwegs auf einem Segeltörn
Segelurlaub: So bist du nachhaltig unterwegs auf einem Segeltörn
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Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit Nachhaltigkeit. Auch beim Reisen spielt der Schutz der Umwelt glücklicherweise eine große Rolle. Daher kann einem schon mal ein Augenrollen, Stirnrunzeln oder Stöhnen entgegnet werden, wenn man von der geplanten Kreuzfahrt berichtet. Berechtigterweise. Denn Kreuzfahrten haben häufig zwei Probleme: Eine lange Anreise mit dem Flugzeug, die im All-inclusive-Preis enthalten ist, der Antrieb der Schiffe, Stromversorgung durch Generatoren und riesige Müllmengen.
Ein Segelurlaub kann bei kurzer Anreise an die Ostsee oder Nordsee, aber auch per Anreise mit dem Zug innerhalb Europas beide Probleme lösen.
So kann ein Segeltörn kann eine gute Alternative zur Kreuzfahrt sein. Denn Segelurlaube sind nicht nur auf eigene Faust möglich, wenn man einen Segelschein besitzt. Es gibt auch die Möglichkeit einen Segelurlaub mit einem*einer Skipper*in zu machen oder einen Segeltörn als All-inclusive-Paket samt Tagessplanung, Ausflügen und Verpflegung zu buchen. Alle drei Optionen sind beispielsweise auf globesailor.de buchbar.
Aber schauen wir mal der Reihe nach, was einen Segelurlaub besser macht als eine andere Schiffsreise.
Die Anreise zum Segelurlaub
Je nach Studie und Quelle entstehen 50 bis 75 Prozent der Emissionen einer Urlaubsreise bei der An-und Abreise. Damit schlägt die Entfernung zum Reiseziel erheblich ins Gewicht. Kreuzfahrten haben häufig das Problem, dass sie eine Anreise per Flugzeug inkludieren. Aber natürlich kann das auch bei einer Segelreise der Fall sein. Beispielsweise wenn man nach Italien mit dem Flugzeug fliegt, um an der Adria oder im Mittelmeer zu segeln. Eine kurze Anreise ist somit sowohl bei der Fahrt mit einem Kreuzfahrtschiff als auch bei einer Segelreise empfehlenswert.
Ideal wären somit Segelreisen in Europa, die mit dem Zug zu erreichen sind. Segelurlaub an der Nordsee oder an der Ostsee wären ideal. Aber auch eine Reise im vollbesetzten Auto nach Kroatien, um dort auf ein Segelboot umzusteigen, wäre vertretbar. Schwierig wird es erst bei einer Fernreise oder bei der Nutzung des Flugzeugs. Schließlich ist nicht jeder wie Greta Thunberg in der Lage über den Atlantik zu segeln.
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Der Antrieb auf dem Wasser inkl. Luft-, Wasser- und Lärmbelastung
Kreuzfahrtschiffe nutzen teilweise noch immer Schweröl. Schweröl ist ein Abfallprodukt der Erdölverarbeitung. Häufig wird dieser Treibstoff weit außerhalb der Küsten verbrannt. Aber das bedeutet nicht, dass das Problem dort weniger groß ist. Das große Problem ist dabei, dass sich im Schweröl nicht-verdampfbare Abfallprodukte befinden, die über die Verbrennung in den Schiffen den Weg in die Atmosphäre finden. Besonders hoch sind dabei die Schwefeloxid-, Stickoxid- und Rußpartikel-Emissionen. Sie verschmutzen die Luft.
Da Segelurlauber häufig ein anderes Verhältnis zur Umwelt haben, fahren viele Segelboote schon seit Jahren mit Marinediesel. Dieser ist zwar auch nicht ohne Probleme, aber immerhin etwas freundlicher zur Umwelt als Schweröl.
Der unschlagbare Vorteil beim Segeln liegt beim Antrieb mit Hilfe der Windkraft. Es wird versucht, bei jedem Wetter und in jeder Situation mit Hilfe des Windes zu segeln. Auf der Basis der weltweiten Winde erstellen die Reedereien ihre Segeltörn-Planung für das Jahr. So findet man in jedem Monat des Jahres Segelgebiete, in denen entsprechend gute Segelbedingungen herrschen.
Allerdings sollte man dabei nicht außer Acht lassen, dass auch Segelboote Verbrennungsmotoren besitzen. Diese treiben die Boote in den Häfen und bei Flaute an und unterstützen bei starkem Wind. Ich war beispielsweise vor zwei Jahren in Griechenland auf einem Segelurlaub. Dort herrschte ein enorm starker Wind. Um nicht zu sehr vom Kurs abzukommen, waren wir über weite Strecken mit Segelkraft und Motorenkraft unterwegs. Das ist natürlich nicht Sinn der Sache, obwohl man in diesen Momenten dann zwar etwas ökologischer unterwegs ist als ein anderes Boot nur mit Verbrennungsmotor.
Während eines Segeltörns kommen die Segler auf „70 bis 80 Prozent Segelleistung“, sagte mir vor einiger Zeit bei einem Gespräch eine Touristin, die schon zwei Mal Gast auf einer Segelkreuzfahrt der Star Clipper war und von der hohen Quote in der Ansprache ihres Kapitäns erfahren hatte. Von 70 Prozent Segelleistung spricht auch der Anbieter, mit dem ich in Griechenland segeln war.
Fundiert untersucht wurde die Umweltbilanz von unterschiedlichen Bootstypen im Rahmen des Projektes „Boatcycle“ im Jahr 2012. Die EU-Studie wird auf segelreporter.com kurz vorgestellt. Die errechnete Umweltbilanz besteht dort aus dem Energieverbrauch, dem Wasserverbrauch und den CO2-Äquivalent-Emissionen. Alle Parameter werden über die gesamte Lebensdauer des Bootes betrachtet. Das Fazit: Ein Motorboot hat eine dreimal so schädliche Auswirkung auf die Umwelt wie die Segelyacht.
Und dann gibt es noch etwas, das wir berücksichtigen müssen: Die Lärmbelastung.
Vor allem für Meereslebewesen ist die Lärmbelastung ein entscheidender Faktor. An Bord hört man das Brummen der Motoren irgendwann nicht mehr. Für die Meeresbewohner können die Geräusche zum Verlust von Orientierung oder Gehör führen. Bei einer Reise nach Sylt lernte ich beispielsweise, dass Schweinswale ab 160 dB Hördefekte erleiden. Ein gewöhnlicher Tanker produziert meistens Lärm in Höhe von 169 dB. Ich kann mir vorstellen, dass große Kreuzfahrtschiffe nicht viel leiser sind. Ein reiner Segler wäre es in jedem Fall. Vermutlich wäre er sogar unter Wasser lautlos.
Energieversorgung auf einem Segelboot
Kreuzfahrtschiffe, Yachten, Segelyachten und Segelkreuzfahrtschiffe sind schwimmende Hotels. Auf ihnen befinden sich mehrere Menschen in diversen Kajüten. Es gibt Toiletten, Duschen mit warmem Wasser, Kühlschränke und häufig auch Klimaanlagen und Lüftungen. Für die Trinkwasseraufbereitung wird außerdem das Meerwasser entsalzt. Dieser enorme Energiebedarf wird über Generatoren gedeckt. Sie liefern Tag und Nacht elektrischen Strom und laufen auf Kreuzfahrtschiffen pausenlos. Kleinere Bootseinheiten können – wie beim Auto – auch ausschließlich über die Bootsbatterie Strom liefern; Generatoren gehören dort nicht zur Standardausstattung. Aufgeladen werden können die Batterien durch den Motor oder an den Landstromanlagen.
Bei großen Kreuzfahrtschiffen ist das leider unmöglich. Zu groß sind die benötigten Energiemengen. Das Problem: Die Schiffe im Hafen blasen jede Menge Abgase in die Luft. Das habe ich schon selbst in den vom Overtourism befallenen Städten Venedig, Barcelona sowie in Bergen in Norwegen oder in Hamburg erlebt. Es ist katastrophal. Und selbst die Tatsache, dass Landstromanlagen vorhanden sind, bedeutet nicht, dass diese auch genutzt werden. Teilweise sind die Stecker und Anlagen nicht kompatibel, liefern nicht genug Energie oder sind für die Reedereien einfach zu teuer, sodass sie lieber die Maschinen im Hafenbecken laufen lassen.
Es kommt also auf das eigene Engagement an. Lässt sich ein Segelboot mit Solarpanels oder einem Windrad finden? Dann ist dieses zu bevorzugen, auch wenn damit nur ein kleiner Teil des elektrischen Strombedarfs gedeckt wird. Weiterhin kannst du mit dem Abschalten der Lüftungen, Kühlschränke und Klimaanlagen einen kleinen Beitrag leisten.
Verpflegung auf einem Segelboot
Die Verpflegung an Bord variiert je nach Größe des Schiffes. Hast du einen Segelschein und segelst alleine? Oder hast du einen Skipper engagiert? Dann bist du natürlich flexibler und kannst möglichst plastikfrei auf den Märkten während der Landgänge einkaufen. Du hast den ganzen Tag das Meer im Blick. Vermutlich bist du dadurch stärker sensibilisiert für die menschlichen Probleme der Verschmutzung.
Etwa elf Kilogramm Plastikmüll befinden sich durchschnittlich pro Quadratkilometer auf dem Meeresgrund der Nordsee. Das ist ein Problem für die Meeresbewohner. Sie nehmen Mikroplastik auf oder ersticken an im Meer treibenden Netzen, Tüten und sonstigen Abfällen. Da Wale am Ende der Nahrungskette stehen, nehmen sie besonders viel Mikroplastik auf oder verwechseln Plastikmüll gar mit essbaren Meerestieren.
Geht man selbst einkaufen, dann hat man es eigenverantwortlich in der Hand. Man kann dann plastikfrei, vegan, vegetarisch sowie regional und saisonal einkaufen. Das ist auf einem geführten Segeltörn oder auf einem Kreuzfahrtschiff viel schwieriger. Da wird dann gegessen, was auf den Tisch kommt. Und meistens beinhaltet das auch viele Speisen mit Fleisch, Fisch oder importierten Lebensmitteln.
Tipps für einen nachhaltigen Segelurlaub
Fassen wir nun die wichtigsten und einige allgemeine Tipps für einen nachhaltigen Segelurlaub zusammen.
1. Je kürzer die Anreise, desto besser für die Umwelt. Bevorzuge kurze Anreisen mit Bahn, Bus oder im vollbesetzten Auto.
2. Versuche so viel wie möglich zu segeln. Hast du etwas Zeit, dann genieße eine Flaute doch in einer schönen Bucht beim Baden und reise am nächsten Tag weiter.
3. Nutz den Motorantrieb nur im Hafenbereich und verwende ihn nicht, um noch einen zusätzlichen Kilometer pro Stunde draufzulegen.
4. Versuche an Bord noch viel mehr als zuhause elektrische Energie zu sparen. In deinem Zuhause stammt der Strom vermutlich von einem Ökostrom-Anbieter. Auf hoher See wird er von Generatoren durch die Verbrennung von Diesel produziert.
5. Schnüre dein Basecap, deinen Hut, deine Sonnenbrille und alle weiteren losen Gegenstände an deinem Körper oder deiner Kleidung fest. Die nächste Windböe wird sonst deine Accessoires ins Meer befördern. Das gilt es zu verhindern. Genau aus dem gleichen Grund solltest du möglichst Wäscheklammern aus Holz nutzen.
6. Verwende biologisch abbaubare und plastikfreie Seifen und Shampoos. Achte auch darauf, dass du ökologische Sonnencreme verwendest, die keine meeresschädlichen Stoffe beinhaltet.
7. Kaufe bei deinen Landgängen plastikfrei, saisonal und regional ein. Bevorzuge vegetarische und vegane Lebensmittel und versuche deinen Müll zu reduzieren.
8. Reduziere Licht- und Lärmemissionen.
9. Ankere nicht auf Seegras oder Korallen. Seegras ist ein wichtiger Lebensraum für viele Meereslebewesen. Beim Ankern kannst du diese Bereiche zerstören. Genauso ist es bei den Korallen.
10. Versuche so viel Süßwasser wie möglich zu sparen. Das reduziert den Aufwand der Entsalzungsanlage.
11. Lasse den Abwassertank möglichst im Hafen abpumpen und entleere ihn nicht im offenen Meer … auch wenn es die Fäkalienabsauganlagen leider nicht wie Sand am Meer gibt …
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Offenlegung: Dieser Beitrag ist ganz oben als Werbung gekennzeichnet, weil er in Kooperation mit globesailor.de entstanden ist.
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