Urlaub mit dem Elektroauto – Alle Fragen und Antworten | #eTripNorway

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urlaub elektroauto in norwegen
21 Dez

Urlaub mit dem Elektroauto – Alle Fragen und Antworten | #eTripNorway

21. Dezember 2017

Urlaub Elektroauto – Wie war der Roadtrip mit dem E-Auto durch Norwegen? Alle Fragen und Antworten | #eTripNorway
Im August waren mein Bruder und ich zwei Wochen mit einem Elektroauto in Norwegen unterwegs. Bisher hatte ich noch keine Gelegenheit ein Fazit für diesen elektrischen Roadtrip zu schreiben. Das hole ich jetzt schnell nach, denn eine Reise mit dem Elektroauto ist gar nicht so kompliziert und umständlich wie ich es mir anfangs vorgestellt habe. Letztendlich hatte die Reise nur einen kleinen Challenge-Charakter.

Aber das ist auch gut so, denn die Zeit für Elektroautos ist reif. Wenn Reisende Zeit und Liebe zur Planung mitbringen, dann eignet sich ein Elektroauto sogar für die Urlaubsreise. Aber der Reihe nach …

1. Routenplanung – Von Berlin nach Stongfjorden

Ich muss zugeben, dass ich wirklich ungern mit dem Auto unterwegs bin. Reisen mit dem Bus, Zug oder Flugzeug finde ich persönlich viel entspannter. Daher war es eine geniale Idee den Roadtrip mit meinem Bruder zu machen. Er ist Kfz-Meister, kennt sich mit Fahrzeugen sämtlicher Art aus und ist ein regelrechter Autofreak. Am liebsten wäre er 24/7 in irgendwelchen Autos unterwegs. Gut für mich, denn ich sitze lieber auf dem Beifahrersitz.

1.1 Ladestationen entlang der Route finden

Bei der Routenplanung spielten natürlich die Ladestationen eine besondere Rolle. Wir mussten sicher gehen, dass sich immer in Reichweite eine Ladestation befindet. Und dabei machte ich schon den ersten großen Fehler. Ich recherchierte sämtliche Schnellladestationen im Umkreis von 150 bis 200 Kilometern um Berlin. Hatte ich eine gefunden, suchte ich von dort die nächste. Die grobe Richtung war es immer Richtung Norden zu reisen. Dass dieses Vorgehen totaler Unsinn war, bemerkte ich erst nach dem zweiten Ladestopp. Genau dann, als wir schon einen riesigen Bogen über Wittenberge gefahren waren…

Natürlich ist es viel sinnvoller sich die Route von Google Maps planen zu lassen und dann entlang der Routenplanung auf Ladestationssuche zu gehen. So machten wir es dann schließlich auch. Die Zeitersparnis war enorm, da Zick-Zack-Fahrten und unnötige Wege vermieden wurden.

Am besten lassen sich Ladestationen übrigens auf GoingElectric recherchieren. Dort werden auf einer Karte sämtliche Ladestationen angezeigt und wenn man will, kalkuliert GoingElectric auch automatisch eine Route passend zum Auto und der verbauten Lademöglichkeiten.

Über die Auswahl von Ladegeschwindigkeit, Steckersystem oder Auto lässt sich die Karte sehr gut filtern. Allerdings gibt es von GoingElectric bisher keine iOS-App. iOS-Nutzer müssen die Website im Browser bedienen. Android-Nutzer können die kostenlose App Wattfinder benutzen. Für iOS und Android wurde mir in den Kommentaren dieses Beitrags außerdem  die App LEMNET empfohlen.

1.2 Die kürzeste Fährverbindung nach Norwegen

Es gibt unzählige Wege und Fährverbindungen, um von Berlin nach Norwegen zu kommen. Zum Beispiel kann man von Kiel in 20 Stunden mit der Fähre nach Oslo fahren. Aber die Strecke mit der Fähre war uns zu weit. Ziel war es ja klimafreundlicher unterwegs sein. Daher wollten wir möglichst gar nicht mit der Fähre fahren. Die Möglichkeit über Kopenhagen, Malmö und Göteborg nach Oslo zu fahren, ohne die Fähre zu nutzen, kostete aber zu viel Zeit. Mist.

Also entschieden wir uns für einen Kompromiss – für die kürzeste Fährverbdinung. Diese gibt es zwischen Hirtshals (Dänemark) und Kristiansand (Norwegen).
Da wir noch vor dem Antritt der Reise nicht einschätzen konnten wie lange wir von Berlin bis Hirtshals benötigen, buchten wir kein Ticket für die Fähre. So zahlten wir schlussendlich zwar mehr für die Tickets, waren aber insgesamt flexibler.

Das war unsere Route von Berlin nach Stongfjorden.

 

1.3 Streckenplanung auf Basis der täglichen Reichweite

Die Streckenplanung war abhängig von unserer täglichen Reichweite. Laut Herstellerangaben hat der Hyundai IONIQ Elektro eine Reichweite von 280 Kilometern. Allerdings entspricht diese Angabe dem sogenannten Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ). Diese Reichweite wird unter Laborbedingungen simuliert und weicht von der Realität erheblich ab. Unser Vermieter sagte uns, dass wir mit einer Reichweite von 200 Kilometern am Tag rechnen sollten.

Unser Ziel war das norwegische Stongfjorden. Dort wollte ich meinen Freund Timo besuchen, der seit dort seit einiger Zeit direkt am Fjord lebt. Die kürzeste Strecke von Berlin nach Stongfjorden wurde uns mit etwa 1.600 Kilometern angezeigt. Bei einer Reichweite von 200 Kilometern bedeutete das etwa 8 Ladestopps. Ich machte eine pessimistische Planung. Diese ging davon aus, dass wir am Tag nur 200 Kilometer zurücklegen. Demnach würden wir Stongfjorden erst am achten Tag erreichen. Die Tatsache, dass wir vielleicht nur 200 Kilometer am Tag zurücklegen würden, brachte eine gewisse Entschleunigung mit sich. Aber was wäre, wenn wir mehrmals am Tag laden könnten?

1.4 Diese Ladesysteme gibt es für den Hyundai IONIQ Elektro

Grundsätzlich gibt es drei Ladesysteme für den Hyundai IONIQ Elektro und viele andere Elektroautos. Die einfachste Möglichkeit ist es, das Auto direkt aus der Haushaltssteckdose zu laden. Auf dieser Variante basierte auch meine pessimistische Planung, denn eine Vollladung dauert aus der normalen Steckdose etwa 10 Stunden. Würde man das Auto nur aus der Haushaltssteckdose laden, könnte man die Batterie nur ein Mal am Tag leerfahren und nachts wieder aufladen.

Doppelt so schnell geht es mit dem Typ2-Anschluss. Mit diesem Anschluss kann mit 7,1 kW geladen werden. An öffentlichen Ladestationen beträgt die Ladezeit 5 bis 6 Stunden.
Am schnellsten geht es mit dem CCS-Schnellladeanschluß. Mit 50-70 kW kann der IONIQ an öffentlichen Schnell-Ladestationen in etwa 40 Minuten vollständig geladen werden. Hätten wir die Möglichkeit mehrmals am Tag am CCS-Schnellladeanschluß zu laden, dann würden wir viel schneller vorankommen. Und so kam es schlussendlich auch.

2. Elektroauto laden in Deutschland, Dänemark und Norwegen

2.1 Ladestationen Deutschland

Zum Jahresende 2016 standen in Deutschland insgesamt 7.407 öffentlich zugängliche Ladepunkte an 3.206 Ladestationen zur Verfügung. Für die etwa 34.000 Elektroautos, die es bis Ende 2016 in Deutschland gab, mag diese Anzahl an Ladestationen ausreichen. Jedoch besteht noch keine Flächendeckung. Besonders im Osten Deutschlands schwächelt die Ladeinfrastruktur.
Ein großes Problem ist das Fehlen von ausreichenden Schnellladestationen. Ende 2016 standen insgesamt nur 292 Schnellladepunkte bereit. Für eine Reise mit dem Elektroauto ist das ein KO-Kriterium.
Bis 2020 sind von der Bundesregierung 7000 Schnellladestationen und 36.000 Normalladepunkte anvisiert.

Außerdem sollen alle bewirtschafteten Autobahnrastanlagen in naher Zukunft mit Schnellladesäulen und E-Parkplätzen ausgestattet werden.
Warum gibt es so wenige Schnelllader? Was ist das Problem? Während eine normale Ladestation etwa 10.000 Euro kostet, sind die Kosten für eine Schnellladesäule ganze 3,5-mal so hoch und liegen bei 35.000 Euro. Daher wurden in den letzten Jahren vor allem normale Ladestationen gebaut. Für das Laden in der Stadt, während man auf der Arbeit oder Zuhause ist, mag das ausreichen. Für einen Reisenden, der eigentlich weiterfahren möchte, ist das eine Katastrophe.

2.2 Ladestationen Dänemark

Das kleine Dänemark ist im Vergleich zu Deutschland schon besser aufgestellt. Seit Juli gibt es in Dänemark mehr E-Tankstellen als normale Tankstellen. 2.030 öffentliche Ladestationen stehen 2.028 herkömmlichen Tankstellen gegenüber. Im Vergleich zu Deutschland muss jedoch beachtet werden, dass Dänemark (ohne Grönland) ganze 7-mal kleiner ist und 14-mal weniger Einwohner hat.

2.3 Ladestationen Norwegen

Noch besser ist es im dünn besiedelten Norwegen. Etwa 9.633 E-Ladestationen stehen dort zur Verfügung. Das sind ganze 185 Ladestationen pro 10.000 Einwohner und nach Recherchen des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) der Spitzenwert in Europa. Die Norweger pushen das Thema Elektromobilität seit Jahren extrem. Inzwischen wird davon ausgegangen, dass es sich bei jeder dritten bis fünften Neuzulassung um die Zulassung eines Elektroautos handelt. Ziel ist es, dass in Norwegen ab 2025 nur noch abgasfreie Autos unterwegs sind. Doch auch für dieses Ziel müssen die Norweger noch einiges tun. Zwar steigt die Anzahl der Elektroautos, allerdings kommt man in Norwegen nicht mehr mit dem Bau von Ladesäulen hinterher.

2.4 Elektroauto laden im Ausland – Praxistest

E-Auto laden in Deutschland
Soweit zur Theorie. Nun zur Praxis.
Auf vielen Tank & Rast-Autobahnraststätten gibt es in Deutschland kostenlose Ladestationen. Von den vielen Möglichkeiten das E-Auto aufzuladen, waren wir überrascht. Dennoch ist es nicht so, dass sich diese Ladesäulen an jeder Ecke befinden. Ist das Auto vollgeladen beginnt schon die Recherche nach der nächsten Ladesäule. Elektroautoreisende müssen also viel planen.

In Deutschland haben wir wenige Male die kostenlosen Tank & Rast-Ladestationen genutzt. Überwiegend nutzten wir jedoch die App PlugSurfing. Auf PlugSurfing.com sind über 50.000 Ladepunkte aus ganz Europa unter Vertrag. Das hat den Vorteil, dass man sich nur ein einziges Mal anmelden muss und ab diesem Zeitpunkt sämtliche Anbieter nutzen kann. Mit PlugSurfing haben wir das Auto ganze zehn Mal geladen. Die Kosten dafür variierten stark und waren abhängig vom Anbieter sowie der Ladegeschwindigkeit.

Im Schnitt bezahlte ich 54 Cent je kWh. Der Preis war damit fast doppelt so hoch wie mein Strom aus der heimischen Steckdose: Bei Lichtblick zahle ich 27,99 Cent je kWh Ökostrom.

Plugsurfing
18.08.17 14,50 € 21.01 kWh
17.08.17 5,36 € 15.22 kWh
17.08.17 13,42 € 19.44 kWh
16.08.17 8,28 € 25.70 kWh
16.08.17 14,37 € 20.82 kWh
16.08.17 6,10 € 18.70 kWh
03.08.17 15,18 € 22.00 kWh
03.08.17 17,58 € 25.47 kWh
03.08.17 6,65 € 19.51 kWh
02.08.17 6,55 € 13.42 kWh
107,98 € 201.29 kWh

Hinweis: PlugSurfing fand die Idee meines Elektroroadtrips nach Norwegen cool und hat mich mit kostenlosem Laden unterstützt. Das heißt die hier angezeigten Eurobeträge wurden nicht von meinem Bankkonto abgebucht. Die Berichterstattung über das Unternehmen wurde dadurch nicht beeinflusst.

Der große Nachteil von PlugSurfing während unseres Roadtrips lag darin, dass der Anbieter in Dänemark nur sehr wenige und in Norwegen fast gar keine Ladestationen unter Vertrag hat. Daher nutzten wir PlugSurfing ausschließlich in Deutschland.

E-Auto laden in Dänemark
In Dänemark nutzen wir die App EasyPark. Mit der App können nach schneller Online-Anmeldung Parkgebühren bezahlt werden. Aber auch Ladestationen lassen sich damit aktivieren. Daten über die geladenen kWh zeigt die App nicht an, jedoch hatte ich den Eindruck, dass die Kosten etwas geringer als in Deutschland waren.

EasyPark
04.08.17 10,92 € 81,25 DKK
04.08.17 8,82 € 65,62 DKK
04.08.17 3,62 € 26,90 DKK
16.08.17 8,99 € 66,91 DKK
16.08.17 14,52 € 108,00 DKK
46,87 € 348,68 DKK

In Norwegen nutzten wir die Anbieter Charge & Drive und Grønn Kontakt. Beide akzeptierten Kreditkartenzahlung als Zahlungsmethode und waren auch ohne norwegische Sprachkenntnisse einfach zu bedienen. Während wir mit Charge & Drive in ganz Südnorwegen laden konnten, nutzten wir Grønn Kontakt überall nördlich von Bergen. Mit diesen beiden Apps konnten wir ganz Norwegen vom südlichsten Punkt bis Trondheim abdecken. Das Laden kostet bei beiden Anbietern 2,5 Norwegische Kronen pro Minute. Für eine volle Ladung zahlten wir umgerechnet ungefähr 9 Euro. Während Charge & Drive keine Historie über die geladenen kWh angibt, kann ich bei Grønn Kontakt einen Durchschnittspreis unserer Ladekosten errechnen. Er lag bei 0,43 € je kWh und somit 11 Cent günstiger als in Deutschland.

Charge & Drive
05.08.17 8,55 € 80,00 NOK
05.08.17 9,61 € 90,00 NOK
05.08.17 4,27 € 40,00 NOK
06.08.17 8,81 € 82,50 NOK
08.08.17 3,47 € 32,50 NOK
08.08.17 0,80 € 7,50 NOK
08.08.17 5,07 € 47,50 NOK
13.08.17 7,21 € 67,50 NOK
47,80 € 447,50 NOK
Grønn Kontakt
09.08.17 4,01 € 37,50 NOK 11,05 kWh
10.08.17 5,87 € 55,00 NOK 10,89 kWh
11.08.17 6,41 € 60,00 NOK 13,45 kWh
12.08.17 5,61 € 52,50 NOK 9,80 kWh
12.08.17 6,73 € 63,00 NOK 16,58 kWh
12.08.17 5,05 € 47,25 NOK 11,13 kWh
15.08.17 7,48 € 70,00 NOK 21,98 kWh
41,15 € 385,25 NOK 95,33 kWh

Nur wenige Ladestopps sind hier nicht enthalten. Zum Beispiel haben wir zwei Mal auf einem Campingplatz aufgeladen und ein Mal in der Nacht bei Kumpel Timo.
Hinweis: Obwohl die Anmeldung bei Grønn Kontakt mit einer Kreditkarte erfolgte, bekam ich am Ende des Monats eine Rechnung. Überweist diesen Rechnungbetrag auf jeden Fall über ein IBAN-Überweisungsformular und nicht als Auslandsüberweisung. Ich habe den Betrag leider als Auslandsüberweisung beglichen und unverschämte 30€ Gebühren an die Sparkasse gezahlt. :/

2.5 Gesamtkosten für das Laden des Elektroautos

Die Gesamtkosten für das Laden lagen für den gesamten Trip bei 243,80 Euro, auf 4.246 Kilometern. Das sind ungefähr die gleichen Kosten, wie sie auch bei einem sparsamen Diesel (Verbrauch 5l/100km) und einem Dieselpreis von 1,16 Euro entstanden wären. Ein Benziner (Verbrauch 9l/100km) hätte etwa die doppelten Treibstoffkosten verschlungen.

2.6 Gesamtemissionen für das Laden des Elektroautos

Bei den Kosten ist das Elektroauto gleichauf mit einem sparsamen Diesel. Und wie sieht es bei den Emissionen aus?
4.246 Kilometer legten wir auf dem Trip zurück. Wenn man berechnet, dass wir ca. alle 200 Kilomter laden mussten, waren das etwa 22 Ladestopps mit je 28 kWh. Der Gesamtverbrauch lag also etwa bei 616 kWh.
Im deutschen Strommix entstehen bei der Produktion einer kWh etwa 527 g CO2. Hätten wir das Auto also nur in Deutschland geladen, wären 2.238 kg CO2 entstanden.

Anteil erneuerbarer Energien
Norwegen (fast 100%)
Dänemark (über 40 %)
Deutschland (über 30 %)

Allerdings haben wir nur zu einem Drittel in Deutschland geladen und das hat einen positiven Umweltvorteil, denn in Norwegen wird Strom fast vollständig aus erneuerbaren Energien produziert. In Dänermark sind es immerhin über 40 Prozent und in Deutschland über 30 Prozent. Die CO2-Bilanz war beim Laden in Dänemark und Norwegen entsprechend besser. Aber rechnen wir mal trotzdem mit den 2.238 kg CO2 weiter.
Ein Liter Diesel emittiert etwa 2,64 kg CO2 und ein Liter Benzin etwa 2,33 kg CO2. Auf der Gesamtstrecke gehen so 11.209 kg CO2 beim Diesel sowie 9892 kg CO2 beim Benziner in die Luft. Klarer Punktgewinn für das Elektroauto.

Elektroauto auf Norwegentrip Vergleich: sparsamer Diesel Vergleich: Benziner
Verbrauch ca. 14 kWh / 100km ca. 5 l / 100 km ca. 9 l / 100 km
Kosten je Einheit 0,40 € 1,16 € 1,30 €
Kosten auf 4246 km 243,80 € 246,27 € 496,78 €
CO2-Emissionen je km in kg 0,527 kg (in D) 2,640 kg 2,330 kg
CO2-Emissionen auf 4246 km in kg 2.238 11.209 9.893

Allerdings entstehen beim Elektroauto nachweislich mehr Emissionen bei der Produktion (vor allem durch den Akku). Die Gesamt-CO2-Bilanz ist also beim Elektroauto erst nach einiger Nutzung besser. Da ich das Elektroauto jedoch nur für den Trip geliehen habe und kein neues Auto durch einen Kauf produziert wurde, ist dieser Aspekt bei einer solchen Urlaubsreise zu vernachlässigen.

3. Elektroauto für eine Reise mieten

Wenn man spontan ein Elektroauto mieten möchte, wird man mit etwas Suche bei DriveNow, Car2go oder Flinkster fündig. Doch für eine lange Urlaubsreise sind diese Sharing-Modelle nicht geeignet. Und auch bei den herkömmlichen Autovermietern sind Elektroautos nur auf Anfrage verfügbar.

Daher habe ich mich nach einiger Recherche für Strominator entschieden. Strominator bietet den Hyundai IONIQ Elektro für eine Mietdauer von zwei Wochen für 35 Euro pro Tag an. 1.700 Kilometer sind in diesem Paket inklusive.

Für jeden weiteren Kilometer werden 25 Cent fällig. Bei 16 Tage Mietdauer und Zusatzkilometern kommen so schnell über 1000 Euro zusammen. Daher habe ich Stefan von Strominator gefragt warum die Miete eines Elektroautos so teuer ist.

Er schrieb:
„Das „Problem“ liegt darin, dass die Autovermietungen im Verbrenner-Segment NICHTS für Ihre Autos bezahlen, d.h. sie bekommen die „alte schmutzige Welt“ von den Herstellern hinterhergeworfen, vermieten sie einige Zeit und können sie dann preisgleich weiterverkaufen. Die Miete muss also nur die Geschäftskosten einspielen, aber keine Fahrzeugabschreibung. Im Winter gibt es in Südeuropa noch dazu „Mitnahme-Vermietungen“, d.h. man vermietet die Autos sogar unterhalb der Kostendeckung als Alternative zum Leerstand.“

Die folgenden Vorteile einer Miete bei Strominator nennt Stefan:
– Zugriff auf verschiedene E-Fahrzeuge der neusten Generation in hoher Serienausstattung
– keine versteckten Kosten
– erste „Tankfüllung“ gratis, leer abgeben ist ebenfalls gratis
– ausführliche Fahrzeugeinweisung und Tipps vom Profi
– teilweise Privilegien im öffentlichen Verkehrsraum
– lokal emmisionsfreies Fahren
– Möglichkeit zur Nutzung vieler kostenloser Stromtankstellen
– mehr Fahrspaß und angenehmes Fahrgefühl
Gemietet werden kann der IONIQ bei Strominator in Hamburg, Düsseldorf, Stuttgart, München, Arnstadt, Weinheim, Leipzig und Berlin.

4. Der Hyundai IONIQ Elektro

Würde ich den Trip nochmal machen, würde ich mich wohl wieder für den Hyundai IONIQ Elektro entscheiden. Das Auto ist mit Spur- und Abstandshalteassistent auf technisch hohem Niveau ausgestattet. Das Auto fährt dank des Elektromotors spritzig an und rollte auch ohne Gas geben extrem lange. Durch drei Rekuperationsstufen kann der Fahrer entscheiden welchen Fahrmodus er gerne wählen möchte. Wählt man die höchste Rekuperationsstufe, kann sogar ohne das Bremspedal gefahren werden. Die Energierückgewinnung ist in dieser Stufe zu hoch, dass ein Bremsen nicht mehr notwendig ist.

Die Reichweite von etwa 200 Kilometern je Ladung ist im Stadtbetrieb ideal. Durchschnittlich fährt ein Deutscher am Tag 40 Kilometer. Mindestens vier Tage kann also das Auto ohne Aufladen genutzt werden. Auf einer Reise ist das Laden nach 200 Kilometern schon relativ nervig. Der neue Opel Ampera-e kommt da schon doppelt so weit.

5. Norwegen und die Elektromobilität

Neben den günstigen Treibstoffkosten lohnt sich ein Trip mit dem Elektroauto nach Norwegen auch aus diesen Gründen:

  • Elektroautos dürfen in Norwegen Busspuren benutzen.
  • E-Autos parken in einigen Städten Norwegens kostenlos (z.B. Bergen) oder zum halben Preis (z.B. Stavanger).
  • Stromer müssen in Norwegen keine Autobahnmaut bezahlen.
  • An etwa 7000 Ladestellen kann das E-Auto kostenlos geladen werden.
  • Mit der Fähre reisen Elektroautos fast immer kostenlos (nur nicht auf der Strecke Hirtshals->Kristiansand). Manchmal ist in der kostenlosen Mitnahme auch der Fahrer enthalten. Wir mussten dann also nur ein Ticket für den Beifahrer zahlen, was eine enorme Kostenersparnis war.

Mit dem Ölreichtum hat Norwegen also in den letzten Jahren Milliarden-Subventionen für die Elektromobilität möglich gemacht. Für Einheimische sind die Vorteile noch größer. Beispielsweise entfallen beim Kauf die Mehrwertsteuer, die in Norwegen immerhin 25 Prozent beträgt. Außerdem zahlen E-Autos in Norwegen keine Kfz-Steuer.

6. Fazit zum Urlaub mit dem Elektroauto

Wenn man nur Treibstoffverbrauch und Mietpreis betrachtet, lohnt sich eine Reise mit einem Elektroauto nicht unbedingt. Bezieht man in den Vergleich jedoch die vielen Einsparungen bei Maut, Fähre und Parken hinein, kann man sagen, dass eine Urlaubsreise mit einem Elektroauto nach Norwegen die günstigere Alternative ist.

Außerdem wird etwa die fünffache Menge an CO2-Emissionen eingespart. Doch das kostet Zeit. Elektroreisende müssen ihre Route planen, während der Fahrt ständig Ausschau nach neuen Ladestationen halten und lange Wartezeiten (im Vergleich zum konventionellen Tanken) in Kauf nehmen.

Wer bereit ist etwa 50 % der von Google Maps kalkulieren Zeit für eine entschleunigte Reise mit dem E-Auto drauf zu addieren, sollte das Experiment wagen und sich mit der Elektromobilität anfreunden.

Ich bin jedenfalls bereit den Trip unbedingt nochmal zu machen!
___
Offenlegung: An den Kosten für das Mieten des Elektroautos bei Strominator beteiligte sich der norwegische Tourismusverband. Mit kostenlosem Laden in Deutschland und Dänemark unterstützte Plugsurfing den elektrischen Roadtrip. Meine Meinung blieb von der Unterstützung unbeeinflusst.

Kommentare
  • Ebba
    25. März 2019, 0:47

    Danke für die vielen, detaillreichen Infos. Der Beitrag sit wirklich sehr hilfreich und gibt einen guten Überblick! 🙂 Jetzt muss ich mir nur noch einen Bruder suchen, der mich gerne im Auto rumfährt. 😉

  • Holgi
    22. Mai 2019, 22:24

    Für die Routenplanung empfehle ich abetterroutplanner.com. Das wurde für Tesla entwickelt, kenn aber mittlerweile Ladekapazitäten, Verbräuche, Ladekurven,… aller gängien E-Autos und berechnet auf die Minute man wo wie lange laden sollte und wann man ankommt.
    Wie sieht es mit den Vorbereitungen für die Maut aus. Mit dem Verbrenner hatte ich vorher das Kennzeichen und die Bankverbindungen bei Autopass angemeldet. Das funktioniert problemlos. Erkennen die Mautstationen das E-Auto oder muss man das Auto trotzdem anmelden und zahlt dann 0 Euro?
    Ich würde nämlich gerne nochmal mit dem E-Auto dahin fahren.
    Ja nach Mietpreis, würde ich Dir da übrigens den Hyundai Kona (etwas kleiner), den Kia eNiro oder ein Tesla Model 3 (SR oder LR) empfehlen. Die doppelte Reichweite macht bei solchen Roadtrips mehr Spaß 🙂

  • Holgi
    30. Mai 2019, 16:02

    Habe es mittlerweile gefunden. Auch E-Autos müssen bei autopass.no angemeldet werden. Seit diesem Jahr sind die E-Autos nicht mehr komplett von der Maut befreit, zahlen aber deutlich weniger als Verbrenner.
    Wenn ich mich recht erinnere wurden einmalig bei der Anmeldung 1,- Euro zur Verifizierung der Bankdaten abgebucht und dann vor dem angegeben Zeitraum ca. 100 Euro. Ca. 1 Monat nach dem Zeitraum erhält man den Restbetrag zurück (zumindest bei uns) oder der Restbetrag wird eingezogen.
    Dann braucht man sich vor Ort um nichts zu kümmern. Erkennung erfolgt über Kameras über den Autobahnen und auf Mautbrücken, Tunneln,…

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  • Marcel
    14. November 2019, 12:53

    Hallo, ich verstehe deine Berechnung nicht! Durchschnittliche Diesel haben ne CO2 Bilanz von um die 115 g /km nicht Kg. Ich selbst Fahre nen 1.4 TDI im A2. Bei meiner Fahrweise ist der nicht Sparsame aber sinnvoll, wegen nicht Rosten der Alukarosse.
    Aber nochmal zu deiner Rechnung: Diesel ( der Treibstoff nicht das Fahrzeug ) hat ne Bilanz von dir angegeben 2640 g/km da bist du etwas durcheinander gekommen. Die Berechnung ( auch wie vom Bundesamt verwendet ) ist wie folgt: 2640 g / liter
    daraus ergibt sich dann für dein Modell beim Diesel 5604,72 kg CO2 auf die Gesamtstrecke. Hier raus wird dann auch die Berechnung der Steuer der Fahrzeuge abgeleitet.
    Beim Benziner bin ich der Meinung das 9 Liter echt viel sind , das Verbraucht mein alter A4 mit nen 2,4l V6 Motor von 1999, und der ist bekannt nen Säufer. Bei Benzin würde ich dir ehr als Vergleich 7 l /100 km Ansetzen.

  • Gregor
    26. Mai 2020, 16:18

    Hallo Steven,
    ein sehr schöner und interessanter Bericht der zeigt, dass man auch mit einem EV lange Strecke zurücklegen und entspannt reisen kann. Vor allem wenn die Ladeinfrastruktur wie in Skandinavien passt.
    Ich habe nur einen kleinen ergänzenden Kommentar zum Anteil der erneuerbaren Energien im norwegischen Strom: es stimmt zwar, dass der Strom fast vollständig aus Wasserkraft etc. gewonnen wird, jedoch muss beachtet werden, dass der norwegische Strom durch den Emissionszertifikathandel im Endeffekt weniger „sauber“ wird. Theoretisch wird der norwegische Strom also extrem nachhaltig gewonnen, in der Realität wird durch den Verkauf von Emissionszertifikaten die CO2-Bilanz jedoch ( je nach Jahreszeit mehr oder weniger) negativ beeinflusst.
    Liebe Grüße aus Oslo,
    Gregor

  • Stephan Klöcker
    6. Juli 2022, 13:10

    Wir waren gerade mit dem Motorradgespann in Südnorwegen. 2020 wurde für die Fähren ein automatische System eingeführt. Dadurch reisen alle ohne Kfz-Kennzeichen, Passagiere bis Radfahrer angeblich kostenlos. Klar, was will man da scannen. Wir haben nur einmal direkt auf der Fähre bezahlen müssen.

    Wird hier https://www.nordlandblog.de/detaillierte-anleitung-so-bestellst-du-deine-ferjekort-von-autopass-norwegen/ ganz gut erklärt. Ich hab da unser Motorrad registriert und die Abrechnung läuft dann über die Kreditkarte. Die Registrierung kann man zeitlich und auf ein Kfz-Kennzeichen, begrenzen.

    Da ich ein eMotorrad fahre, Zero SR/S, würde mich noch interessieren, wie die Anschlüsse vorhanden sind. CCS haben wir oft gesehen, Typ2 leider relativ selten.

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Steven Hille

Steven ist der Autor des nachhaltigen Reiseblogs Funkloch. Irgendwann dachte er sich, dass er nur noch Projekte realisieren sollte, die einen guten Nutzen haben. Aus dieser Idee heraus sammelte er Spenden für ein Tigerbaby, unterstützte ein nationales Bienenprojekt, baute einen Brunnen in Uganda und gründete mit Freunden die NGO WeWater, die sich für sauberes Trinkwasser einsetzt.

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