Trebbin – Wo Elektromobilität auf Natur trifft

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17 Dez

Trebbin – Wo Elektromobilität auf Natur trifft

17. Dezember 2018

Auf Einladung im Fläming.
Spätestens seit meinem elektrischen Roadtrip durch Norwegen bin ich ein großer Fan der Elektromobilität. E-Autos sind leise, haben eine hohe Anfahrtsbeschleunigung, gewinnen Energie beim Bremsen zurück und sind mit dem steigenden Ökostrom-Anteil im deutschen Energiemix immer emissionsärmer. Besonders im Stadtleben sind sie eine echte Bereicherung.
Wie sinnvoll Elektromobilität auch auf dem Land eingesetzt werden kann, wurde mir erst über das Crowdfundingprojekt „FlämingSchmiede“ klar. Dort beteiligten sich 14 kreative Projektideen aus dem Fläming an einem Tourismus-Wettbewerb. Eine dieser 14 Ideen war die Etablierung eines Elektroshuttels in Trebbin, das gleichermaßen Einheimischen wie Touristen als Rufbus bereitstehen soll. Unter dem Namen Kranich-Express soll der Bus quer durch den Naturpark Nuthe-Nieplitz umweltfreundliches Reisen ermöglichen und die Mobilität der Stadt Trebbin und seiner dreizehn Ortsteile fördern.
Im Frühjahr 2019 soll der Kranich-Express seinen Dienst antreten. Welche Haltepunkte in Zukunft unter anderem auf der Route des Nissan e-NV200 EVALIA liegen, habe ich mir Ende Oktober mal angesehen.

Blankensee samt Bauernmuseum und Bohlensteg

Der erste Stopp führt mich nach Blankensee. Direkt vor dem Bauernmuseum parken wir das Elektroauto der Stadt Trebbin und steigen aus. Mich begleitet eine Mitarbeiterin der Stadt. Eine mächtige Kastanie stellt sich schützend vor das alte Fachwerkhaus aus dem Jahr 1649. Hinter den alten Mauern informiert das Museum über das Leben von Bauer und Bäuerin. Die Erinnerungen der Vergangenheit werden hier vor allem konserviert, weil sich Carola Hansche, die Leiterin des Hauses, so sehr dafür engagiert. Ich habe es ehrlich gesagt nie richtig verstanden, warum es so wichtig ist die Vergangenheit zu erhalten. Mein Blick richtet sich stets in die Zukunft.
Doch heute erfahre ich, wie es ist in die Vergangenheit einzutauchen. Über knarrende Dielen hinweg erkunde ich die spärliche Einrichtung eines alten Bauernhauses, sehe wie hier gegessen, gelebt und geschlafen wurde. Ich finde es interessant in diese Zeit einzutauchen. Vielleicht ist es doch gut, dass sich manche Menschen so sehr bemühen die Vergangenheit zu vermitteln.
Als die Tür zum Hof aufschwingt, sehe ich einige Sekunden nichts. Die Sonne scheint heute mit voller Kraft, sodass ich den ganzen Tag über meine Augen zusammenkneife. Ich gehe weiter durch Blankensee. Der Geruch des Fachwerkhauses hängt mir in der Nase, bis ich den Bohlensteg erreiche. Dort bläst ihn ein kräftiger Herbstwind fort. Der hölzerne Steg ermöglicht es zwischen Röhricht und See zu spazieren. Vom Ufer führt wegen der dichten Begrünung kaum ein Blick auf das Wasser.
Ich erspähe einen Reiher. Mit dem Fernglas kann man hier auch Kraniche, Kormorane und gelegentlich auch Seeadler beobachten. Aber nicht heute. Auf dem See selbst ist kaum etwas los und auch der letzte verbliebene Fischer des Blankensees ist heute nicht mit seinem Kahn auf dem Wasser unterwegs.
Fischer Bernd Wildemann darf als einziger noch im See angeln. Seinen Fisch verkauft er ein paar Meter hinter dem See. Entweder frisch geräuchert, im Brötchen oder fertig für die eigene Küche. Anscheinend sollen im Blankensee bis zu 45 Kilogramm schwere Welse schwimmen. Da trifft es sich gut, dass der See unter Naturschutz steht und man dort nicht baden darf.
Besuchen kann man Bernd Wildemann am besten am Tag der offenen Höfe. Dann wird auch der alte Lehmofen der Landbäckerei Röhrig angeworfen, Fisch in der Räucherei Brauße geräuchert und die Imkerei Brauße öffnet bei der Gelegenheit auch ihre Türen.
Termine und Infos gibt es auf der Website der offenen Höfe.

NaturParkZentrum mit Wildgehege Glauer Tal

Alle Haltestopps des Elektroshuttles liegen im Naturpark Nuthe-Nieplitz. Mein zweiter Halt führt mich zum NaturParkZentrum. Der kleine Elektrobus wird zukünftig so halten, dass Reisende zwei Möglichkeiten haben: Entweder geht es in die Friedensstadt oder auf der anderen Seite der Hauptstraße in das NaturParkZentrum. Ein Halt – doppelter Nutzen.
Ich entscheide mich für das Naturerlebnis. Um in das Wildgehege Glauer Tal zu gelangen, zahlt man einen kleinen Eintritt von 4 Euro für Erwachsene und 1,5 Euro für Kinder im Gebäude des NaturParkZentrums. Eine kleine Münze ermöglicht dann den Eintritt ins Wildgehege.
Auf dem Weg ins Wildgehege treffe ich eine alte Bekannte. Schon im Sommer hatte ich das Gefühl, im Fläming wie in einem guten Theaterstück, wichtigen Akteuren mehrmals über den Weg zu laufen. In der Feuerhütte grillt Hanna Präger, die Inhaberin der Waldgaststätte „Zur alten Eiche“, Kürbis, wendet Folienkartoffeln in der Glut und bereitet dabei einigen Schulkindern ein kleines Mittagessen zu. Ich lasse mich nicht zweimal bitten und nehme am gedeckten Tisch Platz.
Nach einer kurzen Stärkung führe ich dann aber doch den kurzen Weg über mächtige Betonplatten in Richtung Wildgehege fort. Früher war dieser Ort ein militärisches Übungsgelände. Die Betonplatten, die heute meinen Turnschuhen standhalten, haben früher Panzer getragen. Die gibt es hier heute nicht mehr und so freue ich mich, dass diese militärische Anlage so gut renaturiert wurde.
Vom alten Kommandoturm habe ich eine gute Aussicht über das Glauer Tal. Ich sehe Rot- und Damwild. Ein kräftiger Hirsch setzt zur Brunft an und läutet die Paarungszeit ein. Wie erfolgreich er noch sein wird, werde ich nicht erfahren. Ich gehe zurück zum Parkausgang und sehe auf einer Informationstafel, dass ich hier auch die Chance auf Mufflons hatte.

Löwendorfer Turm mit Herbstaussicht über Trebbin

Auf dem Löwendorfer Turm endet in knapp 22 Metern mein Tagesausflug mit einem fabelhaften Ausblick. Ich erahne in welcher Richtung der Flugplatz Schönhagen liegt, sehe das Glauer Tal und den Blankensee. Die Sicht ist klar. Von hier aus kann man manchmal bis nach Berlin blicken. Den Berliner Fernsehturm finde ich am Horizont nicht, dafür aber allerlei Wälder und Felder. Der Herbst ist an diesem Oktobertag noch gar nicht so bunt, wie ich es erwartet hätte. Aber irgendwie wirkt alles trotzdem ganz wunderbar idyllisch. Der See schimmert mit seinen dunklen Blautönen zu mir rüber und ich erinnere mich daran wie der Tag begann.
Von hier aus führen der Fernwanderweg E10 und der 66-Seen-Wanderweg weiter in die Natur. Für heute habe ich jedoch genug erlebt und fahre zurück zum Bahnhof. Wenn ich im Frühjahr zurückkomme, dann wird mich auf dieser Strecke der Kranich-Express fahren.

Hinweis: Mein Tagesausflug auf der zukünftigen Strecke des Kranich-Express wurde vom Tourismusverband Fläming organisiert. Das eigentliche Ziel meines Ausflugs war es ein Portrait von Trebbin für den neuen Fläming Reiseplaner zu schreiben. Aber natürlich entsteht so manchmal auch eine Geschichte für den Blog. Ich danke für die Möglichkeit und garantiere, dass meine Meinung von der Einladung nicht beeinflusst wurde.
Einige Ausflugstipps für den Hohen Fläming habe ich bereits auf dieser Seite gesammelt.

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Steven Hille

Steven ist der Autor des nachhaltigen Reiseblogs Funkloch. Irgendwann dachte er sich, dass er nur noch Projekte realisieren sollte, die einen guten Nutzen haben. Aus dieser Idee heraus sammelte er Spenden für ein Tigerbaby, unterstützte ein nationales Bienenprojekt, baute einen Brunnen in Uganda und gründete mit Freunden die NGO WeWater, die sich für sauberes Trinkwasser einsetzt.

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