Was ist Palmöl und warum ist Palmöl schlecht?

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Früchte der Ölpalme
16 Jun

Was ist Palmöl und warum ist Palmöl schlecht?

16. Juni 2020

Was ist Palmöl und warum ist Palmöl schlecht?
Es ist schon verrückt: Sobald es um Palmöl geht, reden alle über Nutella. Auch wir haben das im Blog hier gemacht. Irgendwie hat es sich in den Köpfen der Verbraucher festgesetzt, dass Palmöl schlecht ist und es somit die logische Konsequenz für viele ist Nutella zu boykottieren. Generell ist das eine gute Idee, denn der übermäßige Konsum von Palmöl ist schlecht für Umwelt und Mensch. Doch Nutella als einzigen Schuldigen ausfindig zu machen, ist nicht ganz fair. Aber der Reihe nach.

Der Weg der Ölpalme: Von Westafrika nach Indonesien und Malaysia

Die Ölpalme stammt ganz ursprünglich aus dem Regenwald Westafrikas. Schon dort wurde der ertragreiche Baum als Nutzpflanze in der Landwirtschaft eingesetzt. In Europa wurde von der Ölpalme erstmals im 15. Jahrhundert berichtet. 400 Jahre später fand die Ölpalme ihren Weg in den Regenwald Südostasiens. Dort wurde sie ab 1911 in Indonesien und ab 1919 in Malaysia angebaut. Heute zählen diese beiden Länder zu den größten Palmöl-Produzenten der Welt und besitzen zusammen einen Weltmarktanteil von mehr als 80 Prozent. Seit 1995 hat sich die Produktion von Palmöl auf über 60 Millionen Tonnen jährlich verdoppelt. Aber warum?

Früchte der Ölpalme

Früchte der Ölpalme auf Adjamé Markt, Elfenbeinküste

Was ist Palmöl? Es ist auf jeden Fall in der Industrie beliebt.

Palmöl ist genial. Es ist geruchs- und geschmacksarm und besonders wegen seiner besonderen Hitze- und Oxidationsstabilität beliebt. Bei Zimmertemperatur ist Palmöl fest und sorgt daher in vielen Lebensmitteln für eine besondere Cremigkeit. Das Wunderfett dient daher als Schmierstoff für Kuchen, Eis, Süßigkeiten oder Tiefkühlpizza und ist inzwischen in jedem zweiten Supermarkt-Produkt enthalten. Neben dem Lebensmittelbereich wird Palmöl auch in Kosmetik-Produkten genutzt und dem Biodiesel beigemischt.
Die Ölpalme hat einen hohen Ertrag. Dieser ist viel höher als bei Raps-, Soja- oder Sonnenblumenöl. Das mach die Ölpalme zu einer ertragreichen Pflanze, die im Vergleich zu den anderen Ölpflanzen einen geringeren Flächenverbrauch hat. Aber was ist nun das Problem?

Was das Problem von Palmöl ist

Zwar hat Palmöl einen geringeren Flächenverbrauch als andere Pflanzen, doch der weltweite Bedarf wächst und wächst. Heute ist Palmöl das am meisten produzierte Pflanzenöl der Welt.
Besonders gut wächst die Ölpalme in tropischen Breiten, in denen auch Regenwälder wachsen. Das ist die Hauptursache für die Entwaldung in Malaysia und Indonesien, denn neue Landwirtschaftsflächen müssen geschaffen werden.´
Daraus resultieren weitere Probleme. Zum einen wird der Lebensraum von Orang-Utan, Sumatra-Tiger, Nebelparder und andere Lebewesen kleiner, zum anderen werden durch Brandrodungen riesige Mengen CO2 freigesetzt. Besonders viel CO2 wird freigesetzt, wenn Torfwälder verbrennen.
Orang-Utans SumatraSo entstehen in der Gesamtrechnung sagenhafte 10 bis 30 Tonnen CO2 bei der Produktion einer Tonne Palmöl. Es ist ein Teufelskreis: Fehlen die Regenwälder, sinkt auch die Photosyntheseleistung der Erde und Klimaphänomene wie El Niño werden verstärkt.
Und das in großem Ausmaß: Seit 1990 wurde in Indonesien eine Fläche fast so groß wie Deutschland zerstört.

Wie kannst du dich gegen übermäßigen Konsum von Palmöl engagieren?

Von etwas 60 Millionen Tonnen Palmöl importiert Deutschland 1,5 Millionen. Der deutsche Anteil ist damit nicht bedeutend hoch, aber auch nicht verschwindend gering. Palmöl ist ein wichtiges Landwirtschaftsprodukt. Du sollst es nicht komplett boykottieren, aber ein gesundes Ziel ist es den Verbrauch zu reduzieren.

  1. Versuche Produkte zu kaufen, die kein Palmöl enthalten. Als Alternativen zu Nutella gibt es beispielsweise vegane Schokocreme von Keimling, Nudossi im Glas ohne Palmöl, eine Schkokocreme von Rapunzel, enerBiO Nuss-Nougat-Creme und Gepa Bio Cocoba Crème.
  2. Wenn du Produkte mit Palmöl kaufst, achte darauf, dass das verwendete Palmöl ökologische Mindeststandards z.B. von der Palm Oil Innovation Group (POIG), dem Round Table of Sustainable Palm Oil (RSPO) oder dem Forum Nachhaltiges Palmöl (FONAP) erfüllt.
  3. Schau dir den Palmöl-Check vom WWF oder die Palmöl Company Scorecard von Greenpeace (englisch) an und versuche möglichst bei/von Unternehmen zu kaufen, denen ökologische Palmöl-Standards wichtig sind.
  4. Verwende lieber frische Lebensmittel statt Fertigprodukte und überprüfe, ob du vielleicht weniger fettige und süße Lebensmittel essen kannst.
  5. Iss weniger Fleisch, denn auch in vielen Fleischprodukten ist Palmöl enthalten.

Und was macht Nutella? Hersteller Ferrero ist seit 2015 Mitglied der Palm Oil Innovation Group (POIG). Das verwendete Palmöl ist seit 2013 zu 100 Prozent vom Round Table of Sustainable Palm Oil (RSPO) zertifiziert. Damit gehört Nutella bei weitem nicht mehr zu den schwarzen Schafen der Palmöl-Industrie. Ein paar Alternativen zu Nutella ohne Palmöl haben wir euch dennoch aufgeschrieben.

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Steven Hille

Steven ist der Autor des nachhaltigen Reiseblogs Funkloch. Irgendwann dachte er sich, dass er nur noch Projekte realisieren sollte, die einen guten Nutzen haben. Aus dieser Idee heraus sammelte er Spenden für ein Tigerbaby, unterstützte ein nationales Bienenprojekt, baute einen Brunnen in Uganda und gründete mit Freunden die NGO WeWater, die sich für sauberes Trinkwasser einsetzt.

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