Nachhaltiger Skiurlaub in Deutschland – geht das überhaupt?

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Alpenpanorama bei Saalbach Hinterglemm
30 Jan

Nachhaltiger Skiurlaub in Deutschland – geht das überhaupt?

30. Januar 2021

Nachhaltiger Skiurlaub in Deutschland – geht das überhaupt?

Es ist wieder so weit: Instagram und Co. sind voller Bilder meiner Freunde und Freundinnen, die ihren Skiurlaub in Deutschland, Österreich oder der Schweiz verbringen und Ski fahren. Vier, fünf Tage mit Freunden oder der Familie Urlaub im Schnee. Die Skisaison neigt sich aktuell dem Ende zu, dauert aber an einigen Orten noch einige Wochen.

Direkt vorweg der Disclaimer: Als Berlinerin stand ich noch nie auf Ski oder einem Snowboard. Trotzdem war ich bereits im Winter in der Schweiz wandern, sah eingeschneite Hütten und glitzernden Schnee. Oben in den Bergen sein, die gleißende Sonne im Gesicht und die weißen Gipfel drum herum. Klingt kitschig, aber es ist wirklich wunderschön.

Wenn dann noch die schnelle Abfahrt dazukommt: Ich kann den Reiz verstehen. Das tun auch die Millionen Ski- und Snowboard-Urlauber, die jedes Jahr in den Skiurlaub in Deutschland und Co. fahren. Vor zehn Jahren waren es noch rund acht Millionen Deutsche, die es in die Berge zog und die Zahl scheint konstant zu bleiben. Und das, obwohl der Skiurlaub mit der Brille der Nachhaltigkeit betrachtet mittlerweile recht problematisch aussieht. Lange Anfahrten im Auto, künstliche Beschneiung und die Störung der Flora und Fauna vor Ort sind die übliche Kritik. Wir haben uns also gefragt: Geht das überhaupt – kann Skiurlaub nachhaltig sein?

 

Die Natur wird durch Skiurlaub geschädigt

Leider stimmt‘s: Skifahren ist nicht der klimafreundlichste Urlaub, den man machen kann. Und das, obwohl die Süddeutsche Zeitung angibt, dass nur cirka ein Prozent der alpinen Fläche zu Skigebieten ausgebaut wurden. Der Rest ist wohl noch immer Natur pur. Aber ist das wirklich so?

Wenn eine Skipiste angelegt wird, müssen zuerst mehrere Kilometer Wald gerodet werden, damit sie überhaupt gebaut werden kann. Und dann folgt natürlich noch die allgemeine Infrastruktur: Straßen und Autobahnen, Parkplätze, Hotels, Restaurants, Skilifte und so weiter. Laut WWF steigert sich sogar die Lawinengefahr, da durch die Bebauung nicht mehr genug Wasser abfließen kann. In der Folge verlieren auch Tiere ihren Lebensraum, die Orientierung oder nicht mehr ausreichend Nahrung. Für Flora und Fauna ist Ski fahren also auf jeden Fall ein großes Problem.

 

Schneekanonen verbrauchen viel Wasser und Energie

Wie sieht es aber aus, wenn das Skigebiet nun einmal angelegt ist? Das bedeutet leider noch lange nicht, dass der eigentliche Sport nachhaltig ist. Der Hauptgrund: Die maschinelle Beschneiung. Künstlicher Schnee ist dichter und schwerer als natürlicher Schnee. Das wird gefährlich für Pflanzen und Kleintiere wird. Sie können vom Schnee zerdrückt werden oder verlieren den Zugang zu lebensnotwendigem Sauerstoff.

Außerdem müssen für viele Schneekanonen sogar Stauseen angelegt werden, damit die Kanonen die ganze Saison über Wasser in Schnee verwandeln können. Klingt ganz schön absurd, wenn man sich die Prozedur bildlich vorstellt. Und je weiter der Klimawandel voranschreitet, desto mehr sind Skigebiete auf die Kanonen angewiesen. Dabei ist es aber jetzt schon so, dass kaum noch Gebiete ohne sie auskommen. Winterurlaub in Deutschland mit Schneegarantie wird immer seltener. In tiefer gelegenen Bereichen gibt’s nämlich schon seit Jahren nicht mehr so viel Schnee.

Ein Teufelskreis.

An- und Abreise zum Skiurlaub ist größtes Problem

Am wichtigsten ist die An- und Abreise in den Skiurlaub, denn die langen Fahrten stoßen mit Abstand das meiste Kohlenstoffdioxid des Urlaubs aus: Ganze 85 Prozent des gesamten CO2 beim Skifahren gehen dafür drauf. Nur schätzungsweise fünf Prozent aller Fahrer und Fahrerinnen reisen laut WWF mit der Bahn an, alle weiteren im Auto. Je weiter die Fahrt und je leerer das Auto, desto mieser die Bilanz. Wer in Bayern wohnt, hat Glück, denn die Fahrten fallen nicht so sehr ins Gewicht wie für Berliner, die in die Alpen Österreichs fahren.

Die Kürze der Saison sorgt dafür, dass die Straßen und Autobahnen verstopfen. Staus haben eine besonders miese CO2-Bilanz. Und die Urlaubsstimmung versauen sie zugegeben auch. Die meisten Skiurlaube sind zudem sehr kurz. Im Schnitt fahren die meisten Wintersportler nur drei bis sechs Tage in die Alpen und viele, die in den Skigebieten wohnen, machen Tages- oder Wochenendausflüge. Auch hier fällt die CO2-Bilanz negativ aus, denn je weniger Urlaub auf eine längere Anfahrt folgt, desto schädlicher ist diese.

Die ideale Kleidung für den Wintersport

Noch ein Aspekt, der bei der Nachhaltigkeitsdiskussion von Skiurlaub nicht zu kurz kommen darf, aber bisher kaum Beachtung findet: Die Outdoorkleidung. Klingt kleinteilig, ist aber ein wichtiges Argument und das ganz egal, ob der Skiurlaub in Deutschland, Österreich oder der Schweiz stattfindet. Denn die meisten Ski-Klamotten hängen das gesamte Jahr über im Schrank und das, obwohl Outdoorklamotten in der Herstellung absolut umweltschädlich sind: Klar, damit sie auch wirklich wasserabweisend sind, benötigen sie unglaublich viele Chemikalien, die bei der Produktion ins Wasser gelangen.

Und natürlich: Funktionskleidung ist immer Plastik. Ob sich da ein ganzes Outfit für fünf Tage Spaß im Jahr rentiert?
Bleibt also die Frage: Können Skifans überhaupt was richtig machen, abgesehen vom Zuhause bleiben?

 

Fazit: So kannst du Skiurlaub in Deutschland, Österreich und der Schweiz nachhaltiger gestalten 

Die Skigebiete sind angelegt, der Boden also schon planiert. Laut Süddeutscher Zeitung kommen derzeit wenigstens kaum noch neue Skigebiete hinzu. Es ist also okay, mal in den Winterurlaub zu fahren. Trotzdem kann man’s immer irgendwie besser machen. Hier sind die Top 6 Funkloch-Tipps für nachhaltigeren Skiurlaub:

1. Schneeschuhwandern ausprobieren
Schneeschuhwandern ist bei weitem nicht so invasiv, weil der Schnee nicht so plattgedrückt wird. Man wandert mit extra Schuhen, die auf der Oberfläche aufliegen. Es wird kein künstlicher Schnee benötigt und die Wanderer sind leiser und langsamer, als Snowboard- und Skisportler und können somit mehr Acht auf ihre Umgebng geben.

2. Alternative Skigebiete ausprobieren: Ski in Deutschland fahren?
Da die Anfahrt ein echter Klimakiller ist, sollten sich insbesondere die Norddeutschen nach Alternativen zu Österreich und Co. umschauen. Einige Teile des Harzes oder Schwarzwaldes sind wirklich coole Alternativen. Also macht doch mal Skiurlaub in Deutschland!

3. Alternative Anreiseart ausprobieren
Mit dem Zug anreisen! Schon klar, mit viel Gepäck reist es sich im Auto bequemer. Aber das bringt uns auch schon zu Tipp Nummer vier:

4. Ski-Ausrüstung leihen
Ausrüstung leihen: Macht das Gepäck leichter – Besser für die Umwelt auf ganzer Linie.

5. Seltener, aber dafür länger reisen
Vielleicht reicht es ja, jedes zweite Jahr in den Skiurlaub zu fahren und dafür zwei Tage länger zu bleiben?

6. Alternative Unterkünfte buchen
Es gibt Eco-Hotels, Pensionen oder kleine inhabergeführte Ferienwohnungen, in denen man alternativ unterschlüpfen kann: Das bedeutet oftmals weniger CO2 als in riesigen Hotels, soziale Nachhaltigkeit bei der Verteilung der Einnahmen aus dem Tourismus und saisonales Essen.

Kommentar
  • Anna
    8. April 2020, 7:18

    Ich frage mich ob sich das nicht von selbst erledigt. Die Winter werden wärmer, Schnee wird weniger und vielleicht bald kann man nur noch ein Skigebiet in Hochlagen wirtschaftlich betreiben. Das sollte die Berge entlasten, zumindest einige davon. Ansonsten stimme ich all deinen Punkten zu. Ich habe mal eine zeitlang in der Schweiz gewohnt, da war es bspw. wirklich einfach mit dem Zug und Bus zu den Skigebieten zu reisen.

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Mina Schmidt

Hey, ich bin Mina! Geboren in Berlin, bin ich schon immer gern unterwegs. Mich reizen Städte, Architektur und das urbane Leben, ich liebe Pflanzen, Natur und Kunst aber genauso. Ich bin durchs südliche Afrika getrampt und um für Frieden in Syrien zu protestieren quer durch Serbien gewandert. Ich durfte Machu Picchu sehen, im Antiatlas Rad fahren und in Tansania Interviews auf Swahili führen. Ich gehe stets der Fragestellung nach: Wie kann ich nicht nur ökologisch sondern auch ethisch nachhaltig reisen?

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