Der Ohridsee in Nordmazedonien: Eine Reise zum ältesten See Europas
Der Ohridsee in Nordmazedonien: Eine Reise zum ältesten See Europas
Über dem hellblauen Seewasser erhebt sich die Altstadt. Ohrid wirkt, als hätte man es aus einem unwirklichen Märchen entliehen und in die Berglandschaft Nordmazedoniens gesetzt. Nicht viele deutsche Reisende verirren sich im Frühsommer hier hin. Dabei gilt der Ohridsee als das schönste Reiseziele Nordmazedoniens. Es locken zahlreiche Aktivitäten am Wasser – von der Kanutour bis zum Gleitschirmflug. Dieser Reiseverlauf hier beschreibt eine 10 Tage Reise zum Ohridsee.
Die wichtigsten Fakten zum Ohridsee auf einen Blick:
– Der Ohridsee ist der älteste See Europas.
– Natur pur findet man im artenreichen Gebirge und gleichnamigen Nationalpark Galičica.
– Die Ohridperle ist der Nationalstolz Mazedoniens und sollte man als Mitbringsel einplanen.
– In Ohrid gibt es 365 Kirchen – eine für jeden Tag im Jahr.
– Zum Ohridsee sollte man im Frühsommer oder Herbst reisen – dann reist man antizyklisch und verhindert große Menschenmassen und Overtourism.
Tag 1: Anreise mit dem Bus durch Osteuropa zum Ohridsee
Bei dieser Reise wird schon die Anreise zum Erlebnis. In etwa 21 Stunden schiebt sich der Fernbus ab München quer südwestlich durch Österreich, Slowenien, Kroatien und Serbien, um schließlich in Nordmazedonien anzukommen.
Hunderte Panoramafotos sind auf dieser Route vorprogrammiert. Wem die Anreise mit dem Bus zu lange dauert, der kann einen Zwischenstopp für eine Nacht in Wien, Budapest oder Belgrad einlegen.
Fährt man die Strecke am Stück, ist sowohl die Abfahrt, als auch die Ankunft am Abend. Idealerweise bucht man vorab eine Unterkunft in der von der UNESCO geschützten Altstadt mit Blick auf den See.
Tag 2: Altstadt-Spaziergang und ein erster Blick auf die Kirchen Ohrids
Beim Aufwachen am Morgen scheint die Sonne schon mit voller Kraft auf den See. Sie lässt das Wasser wunderbar glitzern und in verschiedenen Blautönen leuchten.
Je nach Wetter kann man sogar über den Ohridsee bis nach Albanien schauen.
Es wird Zeit für eine erste Erkundung der Umgebung. In den engen Gassen steigen schon am Morgen die Gerüche deftiger Speisen in die Luft. Wem die traditionellen mazedonischen Gerichte rundum gebratene Paprika, Auberginen, Bohnen und Tomaten nicht liegen, der wählt ein Continentales Frühstück.
Danach geht es weiter durch die Gassen zur Sophienkirche. Ohrid liegt 700 Meter über dem Meeresspiegel. Die umliegenden Gebirge sind noch höher, sodass der See recht windgeschützt liegt. Folgt man dem Geruch von Weihrauch in Richtung Westen, gelangt man zur Kirche des heiligen Johannes von Kaneo. Sie thront auf der Spitze einer Landzunge. Von dort gibt es einen genialen Ausblick auf den See, weshalb die Kirche hoch frequentiert ist – bei Touristen und Hochzeitspaaren. Aber auch ohne Hochzeit lohnt die Aussicht. Sie wird nur vom 360-Grad-Blick auf der Samuel´s Fortress übertroffen. Ein Besuch der Festung des ersten bulgarischen Reiches lohnt vor allem bei Sonnenuntergang.
Tag 3: Bootsausflug an die albanische Grenze zum Kloster St. Naum
Jeden Tag starten am Hafen Bootsfahrten. Eine startet zum südlichen Ende des Sees. Am besten entscheidet man sich für ein kleines Boot, auf dem nur vier bis acht andere Menschen mitkommen. Die großen Ausflugsdampfer sind nicht gerade gemütlich.
Bei der Abfahrt hat man erstmals die Gelegenheit die roten Kacheldächer der Altstadt und das märchenhafte Gefüge Ohrids zwischen Bergen und Wasser aus der Ferne zu bestaunen.
Rund 30 Kilometer von Ohrid entfernt, liegt das Kloster St. Naum. Die Bootsfahrt lohnt vor allem wegen der zahlreichen Stopps auf dem Weg dorthin. Einsame Strände und kleine Buchten zwischen schroffen Felsen werden angesteuert. Es gibt genug Zeit, um zwischendurch im glasklaren Wasser baden zu gehen. Pünktlich zum Mittagessen wird das Ziel der Tagesetappe erreicht. Seit über 1000 Jahren ist das Kloster St. Naum dem Heiligen Naum Ohridski gewidmet. Er starb im Jahr 910, wurde unter der Kirche vergraben und wurde berühmt, weil er mit weiteren Mönchen die altkirchenslawische Schriftsprache entwickelte. Die meisten gehen vor Ort in das Restaurant Ostrovo.
Es liegt auf einer kleinen Insel zwischen Frischwasserquellen und kleinen Flusssystemen. Die Atmosphäre ist magisch, das Essen leider alles andere als gut. Daher liebe ein paar Brote schmieren und vor Ort nur einen Kaffee trinken.
Tag 4 – 6: Relaxen an den Kieselstrände des Ohridsees
Die Strände in und um Ohrid sind alle vergleichbar. Fast überall gibt es eine gute Infrastruktur bei einfacher Erreichbarkeit. Eine Strandbar, Sonnenliegen- und Sonnenschirm-Verleih gibt es beispielsweise am Nemo Beach.
Zum Potpesh Beach kann man aus der Altstadt von Ohrid zu Fuß laufen. Es gibt eine Beach-Bar mit Cocktails und leckerem Speisen sowie die Möglichkeit ein Kanu zu mieten. Gleich nebenan liegt der Kaneo Beach. Er verbindet Sightseeing an der Kirche des Heiligen Johann von Kaneo mit Entspannung. Der Kadmo Beach Club besitzt nicht nur einen eigenen Strand, sondern auch eine kleine Holzterrasse, die über dem Wasser des Ohrid-Sees gebaut wurde.
Am Abend gibt es hier Livemusik. Etwas mehr Ruhe hat man am abgelegenen Strand Labino. Er ist mit einem kleinen Spaziergang von der Kirche des heiligen Johann von Kaneo erreichbar und ist ein absoluter Naturstrand mit mittelgroßen bis großen Steinen.
Tag 7 – 8: Ausflug in den Galičica Nationalpark
Die Sonne geht gerade erst auf, während die Altstadt Ohrids noch in einem kalten Nebel-Schleier liegt. Auf dem großen Platz vor dem Hafen kann man sich Fahrräder mieten. Mit rutschfesten Schuhen, Wanderrucksack, Trinkwasser und Proviant für den Tag schwingt man sich aufs Rad und fährt immer am Ohridsee entlang in Richtung Süden. Anfangs radelt man dabei auf den Fahrradwegen der Strandpromenade, später geht es auf der Straße immer weiter nach Süden am See entlang. Doch aufgepasst: Nur eine Straße führt in das Gebirge. Sie liegt zwischen Trpejca und Sveti Naum – hier muss man etwas die Augen offen halten.
Nur 30 Denar (ca. 50 Cent) beträgt der Eintritt in den Park. Danach stehen rund 30 verschiedene Routen im Nationalpark für Wanderungen offen. Egal, ob Anfänger oder erfahrener Wanderer, jeder findet passende Routen zur eigenen Kondition.
Will man die Gipfel des Gebirges erklimmen, sollte man jedoch auf einen erfahrenen Guide zurückgreifen. Da die Einkehrmöglichkeiten gering sind, sollte man Verpflegung für den Tag dabei haben. So kannst du die biologische Vielfalt Nordmazedoniens ohne knurrenden Magen entdecken.
Dabei sieht man viele bunte Schmetterlings- und Vogelarten und sogar Landschildkröten. Die nachtaktiven Luchse des Nationalparks wird man vermutlich nicht zu Gesicht bekommen. Im Park selbst kann man leider nicht übernachten. Doch um für den nächsten Tag eine kürzere Anreise zu haben, kann man wunderbar im Blue Bay Guest House am Rande des Nationalparks im kleinen Ort Trpejca nächtigen.
Am nächsten Tag geht es hoch hinaus – auf über 2000 Meter zum Gleitschirmfliegen. Die Flüge können in Ohrid vor der Abreise zum Nationalpark gebucht werden und starten bei 69 Euro. Vor Ort trifft man dann die Piloten, die üblicherweise mit einem Jeep in den Park kommen. Je nach Wetter variieren Abflugort, Flugdauer und Uhrzeit des Treffpunktes. Die Aussicht bleibt jedoch immer einzigartig und für immer in den Erinnerungen.
Tag 9: Kanu-Tour am Ufer des Ohridsees
Am Potpesh Beach kann man für wenige Euro Kanus und Ruderboote mieten. Mit ausreichend Sonnenschutz, Wasser, Badekleidung und etwas Proviant, hat man alles dabei, was man für einen Tag auf dem Wasser braucht. Idealerweise startet man vom Petpesh Beach in westlicher Richtung mit einem Kanu, umrundet die Kirche des heiligen Johann von Kaneo und paddelt danach immer weiter in nördlicher Richtung.
Mit etwas Abstand zum Land kann man vom Wasser nochmal die große Festungsanlage bestaunen. Immer weiter am Ufer entlang, gelangt man schließlich zum Stadtstrand. Dort ist es an der Zeit das Kanu aus dem Wasser zu ziehen und etwas baden zu gehen oder einen Imbiss für ein Mittagessen aufzusuchen. Wer vom Wassersport noch nicht genug hat, kann weiter in Richtung Norden fahren. Du wirst schnell merken, dass eine Kanutour hier etwas anderes ist, als Kanufahren Zuhause.
Tag 10: Das Geheimnis der Ohrid-Perlen erfahren
Der letzte Tag in Ohrid steht an. Es ist Zeit für einen letzten Stadtbummel durch die Altstadt, bei dem man regionale Souvenirs kaufen kann. Ein besonderes Geheimnis umgibt den Ohridsee bis heute. Jede Menge Sagen, Anekdoten und Geschichten ranken sich um die Herstellung der Ohrid-Perle. Stammt sie aus Muscheln tief aus dem Inneren des Sees? Oder stimmen die Gerüchte, dass die Perlen aus dem Indischen Ozean kommen?
Weder noch. Anders als viele Menschen glauben, werden die Perlen künstlich aus Muscheln produziert und mit einer besonderen Emulsion aus Schuppen des Fischs Plashica veredelt. Wie genau das gemacht wird, ist bis heute ein wohl gehütetes Geheimnis der Familien Talevi und Filevi. Nur diese beiden Familien verkaufen die originalen Ohrid-Perlen und erzählen in den Geschäften der Stadt gerne die Familiengeschichte sowie die Tradition dieses besonderen Handwerks.
Besonders interessant: auch Prominente wie Queen Elisabeth II. tragen die Perlen Ohrids. Mit diesen besonderen Souvenirs kann man nun die Heimreise mit dem Bus antreten.
Praktische Infos für den Ohridsee
Planung / Anreise
Beste Zeit: Um die Hauptreisezeit zu vermeiden, empfiehlt es sich im Mai, Juni oder September nach Ohrid zu reisen.
Schönste Anreise: Die beste Anreise ab Deutschland ist ab München per Fernbus mit eventuellen Übernachtungen in Wien, Budapest oder Belgrad.
Dauer & Strecke: Immer in Richtung Südwesten geht es in 21 Stunden durch Österreich, Slowenien, Kroatien und Serbien.
Ausrüstung: Badesachen, Wanderequipment, Sonnenschutz und warme Kleidung für die kühleren Abendstunden.
Tipps für den Ohridsee
Die besten Ohrid Sehenswürdigkeiten: Samuel´s Fortress, Kirche des heiligen Johann von Kaneo, Sophienkirche, Galičica Nationalpark, Labino Strand
Essen & Trinken gehen: Taverna Momir, Weinprobe in der Villa & Winery Mal Sv. Kliment machen, Restaurant Letna Bavča Kaneo, Restaurant Antico 1988, Restaurant Dva Bisera im Ort Lagadin
Unterkommen: Idealerweise sollte man sich ein Apartment in der Altstadt mit Blick auf den See buchen.
Mitbringen: Auf jeden Fall eine Ohrid-Perle für einen lieben Freund mitbringen.
Was kannst du in der Nähe vom Ohridsee entdecken?
Zu den Pelikanen vom Prespasee
Das Galičica Gebirge trennt den Ohrid- vom Prespasee. Kreuz man das Gebirge von westlicher nach östlicher Richtung, so gelangt man zu den Orten Oteshevo und Tsarina, die direkt am Prespasee liegen. Ein Ausflug dorthin lohnt vor allem zum Radfahren und um in dem Schutzgebiet des Sees seltene Vogelarten wie den Rosapelikan und den Krauskopfpelikan zu beobachten.
Tagesausflug nach Skopje
Zur Hauptstadt Nordmazedoniens fahren vom Ohridsee täglich Busse. Für einen Tagesausflug lohnt Skopje einen Abstecher. Dort kann man auf dem muslimisch geprägten Markt Old Bazaar schlendern, shoppen und gut speisen, am Fluss Vardar schlendern und in den Mussen der Stadt einiges über Nordmazedonien und Skopje lernen.
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