Baruth / Mark: Glashandwerk und Brandenburger Weine
Baruth / Mark: Vom Glashandwerk und Brandenburger Weinen lernen
Das Gras ist an diesem Morgen im Schlossgarten-Park in Baruth / Mark noch feucht und glitzert in der langsam aufgehenden Sonne. Es steht mir knöchelhoch. An vielen Tagen im Jahr ist es sogar noch höher. Viel höher. Es soll die Artenvielfalt auf den Wiesen fördern und Insekten ernähren. In Zeiten, in denen immer mehr Biodiversität verloren geht, sind solche Wildwiesen wie vor dem Alten Schloss Baruth ein Segen.
Nach dem Vorbild englischer Landschaftsgärten und im Ansinnen von Peter Joseph Lenné, seinerzeit General-Gartendirektor der königlich-preußischen Gärten, ist das wohl nicht. Doch ich persönlich begrüße es sehr.
Und auch sonst engagiert sich die die Stadt Baruth / Mark nachhaltig. Neben Potsdam hat sie sich als einzige Stadt Brandenburgs der Agenda 2030 und somit 17 Nachhaltigkeitszielen als Global Nachhaltige Kommune verschrieben. Dieses Engagement führte zum Austausch und zur Unterstützung der Partnerstadt Murun in der Mongolei, Schlossgesprächen zum Thema Nachhaltigkeit und zum Wunsch Energie komplett aus Solarenergie, Windenergie und Biomasse zu erzeugen.
Doch wie ist so ein nachhaltiger Ort? Das wollte ich herausfinden und habe mich auf dem Weg in die Stadt Baruth / Mark des Landes Brandenburg gemacht. Vor Ort traf ich sechs Menschen, die mir ihren Lebensmittelpunkt aus ihrer ganz eignen Perspektive zeigten. Entstanden ist nach dem Besuch dieser Text und auch ein Video, das du dir hier ansehen kannst.
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Rundgang durch die Glasmachersiedlung Glashütte in Baruth / Mark
Nach dem Rundgang am Alten Schloss Baruth geht es quer durch den Wald mit dem Fahrrad nach Glashütte. Wer lieber zu Fuß geht, kann den Fläming-Glashütte-Weg wandern, einen von vier Wanderwegen rund um Baruth. Auch Glashütte gehört zu Baruth.
Doch streng genommen ist Glashütte ein Gemeindeteil von Klasdorf. Klasdorf ist ein Ortsteil der Stadt Baruth / Mark im Landkreis Teltow-Fläming und der liegt in Brandenburg in Deutschland. Jetzt haben wir es ganz genau.
Dort angekommen, hält die Glasmachersiedlung, was der Name verspricht. Sämtliche Gebäude im Museumsdorf Baruther Glashütte stehen unter Denkmalschutz. Da augenscheinlich keine neuen Gebäude hinzukamen, lässt sich hier Geschichte wunderbar begehen. Das Museumsdorf wirkt aus einer idyllischeren Welt entlehnt. Es gibt Töpfercafés, eine Seifensiederei, natürlich Glasmacher und Glasbläser sowie Museen mit permanenten Ausstellungen und Sonderausstellungen. Über alle aktuellen Veranstaltungen und Öffnungszeiten informiert die Website vom Museumsdorf Baruther Glashütte. In jedem Fall lohnt sich der Besuch auch für Kulturmuffel. Denn ein Naturlernpfad vermittelt im Wald biologisches Wissen, das Ziel eignet sich gut als Ausflugsziel mit dem Fahrrad und selbst für ein paar gute Speisen lohnt der Ausflug.
Denn auch der Gasthof Reuner befindet sich in Glashütte. Dort landen nach Aussage des Betreibers Christian Reuner „ausschließlich regionale Speisen aus eigener Produktion auf dem Tisch“. Der Betrieb besitzt eine eigene Gärtnerei, betreibt einen Konsum in Glashütte und geht in den umliegenden Wäldern jagen. Voller stolz erzählt mir Christian Reuner von einer besonderen Kürbisart, die er aus der Karibik importierte. In der Gärtnerei schafften sie es die Pflanze zum Blühen zu bringen. Prachtvolle Kürbisse waren die Folge. Wer sich am Buffet im Biergarten anstellt und sich von dutzenden fleischhaltigen und vegetarischen Speisen auftun lässt, der bekommt von der Experimentierfreude kaum etwas mit. Dann zählt nur der Geschmack. Und auch in dieser Disziplin lässt sich Familie Reuner nicht lumpen. Zucchini-Schnitzel, Pilzpfanne und gebackene Kartoffeln schmecken delikat. Überraschend ist auch die Vielfalt vegetarischer Angebote. Das kennt man nicht von vielen Gasthöfen in Brandenburg.
Wer nur etwas kleinen Hunger mitbringt oder etwas für unterwegs kaufen möchte, kann den Konsum der Familie besuchen. Dort liegen frische Brote, Wild-Leberwurst, sowie Räucher-Wurst und -Käse, Senf und sogar Schokoladen-Senf in der Auslage.
Auf zum Baruther Weinberg
Nach dem Rundgang und der Stärkung geht es mit dem Fahrrad geht es zurück nach Baruth, auf den Baruther Weinberg. Der Anstieg ist mit dem Fahrrad gar nicht so einfach. Daher beginne ich irgendwann damit das Fahrrad zu schieben.
Oben angekommen merke ich, dass der Weinberg kein Marketing-Gag ist. Hier wächst in tatsächlich Wein. Und das im Land Brandenburg.
Das Institut zur Entwicklung des ländlichen KulturRaums, hat hier die Idee eines Brandenburger Weinbergs umgesetzt. Wie es dazu kam? Mitglieder des Vereins entdeckten 2004 bei einer Ausstellung altes Kartenmaterial aus Baruth / Mark. Dort war auch ein Weinberg eingezeichnet. Dieser Hinweis war Anlass genug für die Rekultivierungsarbeiten. Zusammen mit Expert*innen machen sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Standort, den sie auf dem Mühlenberg in Südlage fanden.
Mit Hilfe vieler Freiwilliger nahm die Idee Form an. Es wurden pilzresistente Neuzüchtungen – die Weißweine Helios, Johanniter, Solaris und Muscaris gepflanzt, die für das Brandenburger Klima und den für die Region typischen Sandboden geeignet sind. Bei den Pflanzarbeiten wurde ein Mühlstein aus alten Zeiten gefunden. Dieser dient nun als Wappen im Logo des Weins.
Über die Jahre wurden die Rebstöcke in Baruth / Mark so gut gepflegt, dass sie nun pro Jahr Trauben für etwa 1000 Fleischen Wein abwerfen. Mit dem Weingut Hanke in Jessen (Sachsen-Anhalt) wurde außerdem ein Winzer gefunden, der es sich zur Aufgabe machte aus den Trauben verschiedene Weine zu kreieren.
Ein besonderer Ritterschlag: Die Wein-Neulinge aus Brandenburg haben mit dem Weingut Hanke auf Anhieb die Silbermedaille bei der Berliner Wein-Trophy 2020 für den Solaris gewonnen. Mir persönlich hat jedoch der Johanniter am besten geschmeckt. Ausprobieren muss man den Wein also selbst. Das geht am besten bei einem Besuch in Baruth.
Wer damit nicht warten kann, findet ihn auch bei wenigen Weinhändlern in Luckenwalde, Potsdam oder Berlin.
Aber auch ohne Interesse für den Wein kann man den Weinberg besuchen. Denn der Verein lädt alle Menschen ein dort oben Zeit zu verbringen. Das Tor ist eigentlich immer geöffnet. Daher am besten vor Sonnenuntergang auf den Weinberg fahren, mit Picknickdecke und Co den Sonnenuntergang genießen und einen schönen Tag ausklingen lassen. Viel Spaß in Baruth / Mark!
Weitere Texte und Empfehlungen aus Brandenburg findest du hier, eine schöne ökologische Unterkunft im Fläming ist das Gut Schmerwitz.
Offenlegung: Baruth/Mark lernte ich bei einer Kooperation mit dem Tourismusverband Fläming kennen. Ich war für die Recherche des Fläming Reiseführers 2021 vor Ort. Alle Kosten für Anreise, Eintrittsgelder und Verpflegung wurden vom Tourismusverband übernommen, meine Meinung wurde davon nicht beeinflusst. Auch interessant ist für dich vielleicht auch mein Besuch in Teltow.
Maria
17. Februar 2021, 9:37Toller Bericht!
Macht richtig Lust mal wieder einen Ausflug nach Brandenburg zu unternehmen.