Ein Wochenende in London – Wie ein Local in London leben. Nicht.

 / Ein Wochenende in London – Wie ein Local in London leben. Nicht.
Wie ein Local in London leben. Nicht.
21 Mai

Ein Wochenende in London – Wie ein Local in London leben. Nicht.

21. Mai 2015

Irgendwann hatte ich es satt ein normaler Tourist zu sein und wie alle anderen die Top-Sehenswürdigkeiten einer Stadt im Affenzahn zu erkunden und einen Schnappschuss nach dem anderen zu machen. Denn sind wir mal ehrlich, welche Erinnerungen bleiben wirklich im Gedächtnis? Wie hoch der Big Ben ist oder wie verrückt es war, als ein Typ aus dem Stand und ohne Hemmung, zehn Meter über dem Abgrund, von einer Mauer zur anderen hüpfte?
Doch wie reist ein Tourist, der sich vornimmt kein gewöhnlicher Tourist zu sein?
Ohne Stadtplan?
Ohne Rucksack?
Ohne Souvenir-Shopping?
Abseits der Touristenhochburgen? Vielleicht.
Sightseeing at its best. Dinge, die ein Tourist in London tun muss.
 
Für mich liegt die Lösung seit einiger Zeit darin wie ein Local zu leben bzw. zu reisen. Jedenfalls versuche ich das. Dafür verzichte ich auf Hotels und übernachte im Airbnb oder alternativen Unterkünften, benutze öffentliche Verkehrsmittel oder ein Fahrrad und erkunde auch mal Stadtbezirke und Parks, die nicht auf Tripadvisor oder dem Lonelyplanet auf der Topliste stehen. Am besten klappt das alles natürlich, wenn man ein paar Leute vor Ort kennt oder kennenlernt. So konnte mir Johanna in Valencia die besten Studentenpartys der Stadt zeigen, Andrew mit mir auf dem besten Foodmarket in Taiwan schlemmen und Chris schleuste mich ins Marina Bay Sands in Singapur auf eine verrückte Dachterrassenparty.
 

Und in London?

In London kannte ich leider niemanden. Vor fünf Jahren war ich schon mal hier. Damals hütete ich die Wohnung einer Freundins Freundin und passte mit zwei Mitreisenden auf eine Katze auf, die den lieben langen Tag nichts weiter zu tun hatte als im Garten abzuhängen. Viel von damals war mir nicht mehr in Erinnerung. Und warum nicht? Vielleicht hatten wir damals auf das falsche Pferd gesetzt: Sightseeing. Und wenn ich so darüber nachdenke, dann kommen doch noch ein paar Erinnerungen hoch. Newcastle Ale, englisches Frühstück und Nieselregen.
Ja, zu London scheint der Regen so zu gehören wie die Grasdealer zum Görli. Es grenzt fast an ein Wunder, dass wir dieses Mal in vier Tagen London keinen einzigen Regentropfen abbekamen. Und das, obwohl es statistisch gesehen in der Hauptstadt Großbritanniens sonst jeden zweieinhalbsten Tag regnet.
 

Wohnen in London

Gewohnt haben wir in Brixton, dem Stadtteil Londons in dem Naomi Campbell und David Bowie geboren wurden. Dort hatten wir ein kleines airbnb-Apartment, welches mich mal wieder zum Grübeln brachte.
Unser airbnb Apartment in Brixton, London
Noch immer kann ich nicht nachvollziehen wie ich noch vor Jahren Unsummen in Hotelübernachtungen investierte. Dabei ist Flatsharing doch wesentlich günstiger und selten weniger komfortabel. Außerdem ist es ökologisch nachhaltiger bestehenden Wohnraum zu nutzen, der zeitweise nicht genutzt wird, als energiefressende Hotels zu errichten. Oder?
 

Unterwegs in London

Nur 44 % der Menschen in London haben Zugang zu einem Auto und 63 % der Londoner sind regelmäßig mit Bus, Bahn oder dem Fahrrad unterwegs. Damit reiht sich London in die Liste der Großstädte ein, in denen ein Auto aufgrund der guten Infrastruktur fast sinnlos ist. Seit der Einführung der Citymaut im Jahr 2003 wurde der Verkehr in der Innenstadt um weiter 18% verringert. Natürlich nutzen auch wir in London die älteste U-Bahn der Welt und die Berühmten Doppeldeckerbusse. Doch das war teuer, wie fast alles in London. In nur drei Tagen gaben wir jeder über 43 Euro für das Fahren mit Bus und U-Bahn aus.
Mit dem Bus durch London
Mit der U-Bahn durch London.
 

Essen in London

Mindestens eine Sache haben die Londoner und ich gemeinsam: Die Liebe zu deftigem Essen. Und weil Ihnen das so wichtig ist, haben sie unlängst auch vegane Wurstsorten im Angebot vieler Restaurants. So richtig geschmeckt haben die Wurstalternativen nicht. Trotzdem möchte ich hier gerne eine Auswahl an Restaurantempfehlungen auflisten, die ich nach ein paar Tagen in London durchaus weitergeben kann:
Englisches Frühstück und eine 1A Atmosphäre gibt´s im The Breakfast Club
Vegane Wurst. Nicht geil, aber ok, wenn man auch anderes englisches Frühstück bekommt.
Smoothies mit Spendenansatz
Englisches Frühstück at its best.
Auch abseits der deftigen Küche Englands werdet ihr zum Frühstück glücklich. Im Cereal Killer gibt es ausschließlich Cerealien mit Milch. Für Müsli-Fans ist ein Besuch unabdingbar.
Einen ausführlichen Bericht zum Cereal Killer Café von mir findet ihr auch hier.

Cerealien und Milch im Cereal Killer Cafe in London

Egal, ob kleiner oder großer Hunger. Zwischen 10 und 17 Uhr kann kann auf dem Borough Market geschlemmt und gekostet und genascht werden bis die Hose platzt. Auch zum Einkaufen für das Kochen zu Hause eignet sich der Markt. Am besten ist es jedoch, wenn man ziemlich früh hingeht. Zur Mittagszeit ist der Borough Market so voll, dass man kaum noch gehen kann.
Gemüse, Obst, Gebäck und deftiges. Alles auf dem Borough Market.
Auf dem Camden Market bekommt man hingegen die besten Fish & Chips von ganz London. Jedenfalls schwören das die Betreiber. Ob das stimmt? Probiert´s aus!
Die besten Fish and Chips in London.
Oder lieber eine Kleinigkeit? London ist so wie ich mir New York vorstelle. An allen Ecken gibt es Süßkram und Fastfood. Meine beste Wahl auf dem Camden Market: Dutch Pancakes.
Dutch Pancakes auf dem Borough Market in London
Und zum Abend? Wir haben indisches Essen im Masala Zone probiert. Sehr gut, sehr frisch, eine wahre Geschmacksexplosion und ganz anders als unsere Berliner Inder.
Indisches Essen im Masala Zone
Masala Zone London

Spazieren in London

Ja, was macht wohl ein Londoner am Wochenende? Frühstücken und dann ab ins Stadion zu Arsenal oder Chelsea? Oder gar direkt in den Pub?
Ich hatte keine Ahnung und habe mir ein Beispiel an mir selbst genommen und das was ich gerne in Berlin mache, auf ein Wochenende in London übertragen: Ausgiebige Spaziergänge durch die Stadt.
Hier ein paar Schnappschüsse unserer Stadtspaziergänge.
3London_zu_Fuss
3Strassenmusiker
3Pray_for_Nepal
3Picadilly_Circus
3Nepal_Spenden
3London_Dildo
3Greenpark
3Greenpark_Eichhörnchen
3Greenpark_Blumen
3Geffrye_Museum
3Big_Ben
3_Bilderbuch_Pub
3Tower_Bidge
 
Die ganze Innenstadt haben wir zu Fuß erkundet und haben uns vieles angesehen. Wir haben die Atmosphäre aufgesogen, den Tag genossen und haben uns einfach nur von den Impressionen der Londoner Straßen und Gassen treiben lassen. Das war geil und so schön spontan.
Am ersten Tag sind wir sogar über 28 Kilometer gelaufen. Ob das ein Londoner macht? Ich weiß es nicht.
Nicht einen Cent haben wir für Sightseeing ausgegeben. Aber macht uns das zu Anti-Touristen? Hatten wir dadurch einen weniger touristischen Aufenthalt in London? Ich denke nicht. Denn wenn wir uns mal die Bilder des Wochenendes ansehen, dann erkennen wir die gleichen Highlights, wie auf 999 Millionen anderen Urlaubsbildern auch. Unser einziger Unterschied lag daran, dass wir uns keine verrückten to-do-Listen erstellt haben, nicht durch die Stadt gehetzt sind und ausschließlich das gemacht haben worauf wir gerade Lust hatten. Am Morgen wussten wir oft nicht was der Tag bringen wir, ja, wir wussten ja noch nicht einmal wo wir frühstücken wollen.
Das machten unsere Tage in London besonders. Aber haben wir dadurch wie echte Londoner gelebt?
Ich glaube nicht. Denn ein Wochenende, eine Woche oder ein Monat werden kaum ausreichen um das Leben einen echten Londoners zu adaptieren. So sehr ich es mir auch gewünscht habe gegen den Touristrom zu schwimmen, anders zu sein, so sehr muss ich mir auch eingestehen, dass es so einfach nicht möglich ist.
Und was ist schon dabei ein Tourist zu sein, das Leben in einer anderen Stadt zu genießen und es sich gut gehen zu lassen? 🙂
 
 
3Sightseeing_London
 
Offenlegung: Meine Reise nach London hat airbnb unterstützt. Ich danke für diese Möglichkeit. Meine Meinung zu airbnb und London blieb davon unberührt.
Die Emissionen für meinen Flug nach London habe ich mit atmosfair kompensiert. Für nur 14,00 € konnte ich 600 Kilogramm Kohlenstoffdioxid ausgleichen.

Kommentare
  • Aurora
    20. November 2015, 13:19

    Toller Bericht und gute „Insider“-Tipps:)
    Ich war leider noch nie in London, doch ich plane endlich nächstes Jahr dorthin zu fliegen!
    Ich sammle daher schon einige Informationen für den Kurztrip. Ich bin schon sehr gespannt:)
    Viele Grüße aus dem schönen Südtirol Italien, Aurora.

  • Stefan
    14. Februar 2019, 23:27

    Hallo Steven,
    interessanter Ansatz. Du hast völlig recht, am besten ist es für die Erkundung einer Stadt, wenn man dort einen „Local“ kennt. Falls nicht, kann man mal nach ehrenamtlichen „City Guides“ googeln, gibt es in den USA zum Beispiel in San Francisco. Ob man die Unterkunft unbedingt auf airbnb buchen sollte, ist wohl Ansichtssache. In Deinem Fall ist die Wahl dieser Option aber nachvollziehbar 🙂
    Gruß
    Stefan

Leave a Reply

Steven Hille

Steven ist der Autor des nachhaltigen Reiseblogs Funkloch. Irgendwann dachte er sich, dass er nur noch Projekte realisieren sollte, die einen guten Nutzen haben. Aus dieser Idee heraus sammelte er Spenden für ein Tigerbaby, unterstützte ein nationales Bienenprojekt, baute einen Brunnen in Uganda und gründete mit Freunden die NGO WeWater, die sich für sauberes Trinkwasser einsetzt.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner