Reisen macht müde – eine Reisebilanz.

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25 Jan

Reisen macht müde – eine Reisebilanz.

25. Januar 2014

Zwei kleine Jungen toben über die kalten Fliesen des auf 20°C gekühlten Gebäudes. Sie werfen sich einen kleinen und verdammt bunten Plüschball zu. Immer hin und her, hin und her, hin und her. Sie haben Spaß dabei und lachen schadenfroh, wenn der Gegenüber mal nicht fängt. „Schmeiß, scheiß!“ würden sie bei uns wohl fälschlicherweise rufen.
Die beiden Lümmel übertönt nur das Glockenspiel aus dem ersten Obergeschoss sowie das permanente plopp-plopp plopp-plopp der Kofferrollen, das entsteht, wenn ein Reisekoffer von Fuge zu Fuge springt. Ich beobachte sie noch eine ganze Weile, doch je länger ich ihnen zusehe, desto schläfriger werde ich. Das leichte Hallengemurmel wird leiser, genauso wie die Klänge des Glockenspiels. Meine Augen werden schwerer und fallen zu.
Erst als mir Minuten später eine Bananenschale, die ich aus Trägheit noch nicht in den drei Meter entfernten Mülleimer geworfen hatte, aus der Hand fällt – werde ich wieder wach.
Ich weiß nicht genau wie lange ich geschlafen hatte, aber es war bitter nötig. Zwei durchzechte Nächte in Kenting und Taipei sowie eine weitere unkomfortable Nacht im Flugzeug lagen hinter mir. Ich brauchte Schlaf. Schlaf war eben jenes Ding, das ich sonst auch etwas vernachlässigte, aber in den vergangenen Tagen wohl ganz besonders. Auch wenn ich es in den letzten Nächten sicherlich überstrapaziert hatte, stellte ich fest, dass ich am Reisen das eigentliche Reisen, also das tingeln von Ort zu Ort, nicht sonderlich mochte. Während meiner Reise durch 5 Länder und 25 Regionen und Städte verbrachte ich 53 Stunden in Flugzeugen, 56 Stunden in Zügen, 89 Stunden in Bussen, Autos oder Taxis, 27 Stunden auf dem Wasser und 20 Stunden auf dem Fahrrad. Immer auf  der Jagd nach dem nächsten Big Thing! Ich reiste insgesamt ca. 20.685 Kilometer, wobei davon drei Viertel bereits auf die Langstreckenflüge zurückgehen. Ich verbrachte insgesamt drei Nächte auf der Durchreise, ganz ohne Bett und erstürmte jedes Hindernis, welches sich mir in den Weg stellte. Ganz egal, ob 3 Meter breiter Fluss oder 3776 Meter hoher Vulkan, egal ob Zaun oder Mauer.

Über den Fluss von Stein zu Stein.Über den Fluss von Stein zu Stein.

Auf der Spitze des Mount Fuji.Auf der Spitze des Mount Fuji

Ich lebte teilweise wie ein Hippie auf der Flucht, aber am gleichen Tag auch manchmal wie ein Fürst in Shorts – zum Beispiel wenn ich schickere Restaurants besuchte. Mein Trip war alles, außer langweilig. Generell bin ich auch nicht der Typ bei dem lange Weile aufkommt, denn ich habe immer ein „Projekt“, eine Beschäftigung, der ich nachgehe oder eine Vision, die ich träume. So auch während der Reise. Ich machte 10.512 Bilder, nahm 51 GB Videomaterial auf und versorgte euch und mich in 46 Blogposts mit Erinnerungen und Erlebnissen, die wir dank des Internets täglich wieder erleben können.
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Doch würde ich so einen Trip noch einmal starten, dann würde ich es ruhiger angehen. Oder es zumindest versuchen. Denn irgendwann war auch ich durch die vielen Abenteuer völlig K.O.
Und damit ich aus meinen Fehlern lerne und ihr auch noch etwas davon habt, lasst mich die folgenden neun Regeln formulieren:
Slow Travel Regel #1:
Plane nicht zu viel und nimm dir nicht zu viel vor. Dir bringt es nichts, wenn du zwar alles gesehen, aber nichts genossen hast.
Slow Travel Regel #2:
Kümmere dich nur um die jeweils erste Übernachtung nach deiner Ankunft aus Deutschland. Alles andere buchst du bequem online auf der Basis von Empfehlungen vor Ort.
Slow Travel Regel #3:
Übernachte niemals weniger als zwei Nächte an einem Ort. Die Tage an denen ich abends anreiste und am nächsten Morgen gleich weiter zog waren die kaffeeintensivsten.
Die optimale Aufenthaltsdauer liegt meiner Meinung nach bei vier Nächten. In Kyoto war ich nur zwei Nächte – das war leider zu kurz, im Gegensatz waren fünf Nächte in Singapur etwas zu lang.
Slow Travel Regel #4:
Wenn es nicht wesentlich teurer ist, buche organisierte Reisen von einem Ort zum anderen. Das nimmt dir viel Organisationsaufwand.
Von Langkawi (Malaysia) bis Koh Lanta (Thailand) waren wir zum Beispiel mit Taxi – Fähre – Bus – Minibus – Fähre – Minibus unterwegs. Durch die eigene Organisation sparten wir etwa 5 Euro, verbrachten aber auch einen halben Abend mit der Recherche.
Slow Travel Regel #5:
Jage nicht allem und jedem den ganzen Tag mit der Kamera hinterher. Genieße den Augenblick und mache von besonderen Augenblicken zur Erinnerung ein Foto. Das wird es dir ermöglichen den Moment nochmal zu erleben.
Slow Travel Regel #6:
Falls du alleine reist – übernachte in Hostels und nicht in Hotels. Dort knüpfst du die besten Kontakte und bekommst die besten Tipps. Wenn du auf Privatsphäre stehst, dann buche ein Einzelzimmer, aber verbringe trotzdem etwas Zeit im Gemeinschaftsraum.
Slow Travel Regel #7:
Nimm nicht immer die frühste Reiseverbindung. Auch ausschlafen ist mal wichtig.
Slow Travel Regel #8:
Informiere dich vor deiner Reise ganz grob über mögliche Ziele und Orte und sammle ein paar Links, auf die du während deiner Reise zurückgreifen kannst. Das spart Zeit und Geduld.
Slow Travel Regel #9:
Du bist der Chef. Mach worauf du Lust hast und was du machen willst. Lebe deinen Traum und lebe dein Leben. Es ist zu kurz, um es zu verschenken.
Besonders wenn du die letzte Regel beachtest, dann wird deine Reise zu einem ganz besonderen Erlebnis, von dem du noch lange berichten und zehren kannst. Denn die Erinnerungen sind das einzige Gut dieser Welt, das uns keiner mehr nehmen kann.
Mit dieser Reisebilanz schließe ich nun vier Monate nach meiner Rückkehr den offiziellen Teil meines #Asientrips ab. Weitere Einzelbeiträge werden jedoch in den nächsten Monaten folgen. Im Abspann folgt eine Übersicht aller Artikel.
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Steven Hille

Steven ist der Autor des nachhaltigen Reiseblogs Funkloch. Irgendwann dachte er sich, dass er nur noch Projekte realisieren sollte, die einen guten Nutzen haben. Aus dieser Idee heraus sammelte er Spenden für ein Tigerbaby, unterstützte ein nationales Bienenprojekt, baute einen Brunnen in Uganda und gründete mit Freunden die NGO WeWater, die sich für sauberes Trinkwasser einsetzt.

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