Der Rachabrapha-Stausee: Juwel im Khao Sok Nationalpark

 / Der Rachabrapha-Stausee: Juwel im Khao Sok Nationalpark
3 Jul

Der Rachabrapha-Stausee: Juwel im Khao Sok Nationalpark

3. Juli 2017

Die Tür vom Minibus öffnet sich. Vor mir steht ein kräftiger Mann in kurzen Hosen. Er ist barfuß, mit zwei Hemden gekleidet und trägt ein kariertes Tuch wie einen Turban um seinen Kopf. Außerdem hat er sein breitestes Grinsen aufgesetzt. Plötzlich öffnet er den Mund und sagt
„Hallo, ich bin Sam. Ich bin euer Guide für heute. Und der von gestern. Und auch der von morgen“.
Vier kurze Sätze, ein langes Grinsen und schon hat der kleine kräftige Kerl die Sympathie der ganzen Gruppe für sich. Er ist Gentleman durch und durch und heute zeigt er uns seine Heimat: Den Rachabrapha-Stausee im Khao Sok Nationalpark in Südthailand.

Ankommen im Khao Sok Nationalpark

Erst einen Tag sind wir im Khao Sok Nationalpark. Mit dem Bus sind wir von Koh Phangan angereist. Natürlich dauerte die Fahrt länger als erwartet. Aber so hatten wir mehr Zeit aus dem Fenster zu schauen. Auf dem Weg in Richtung Westen wurde es immer kühler, feuchter und grüner. Als die ersten heftigen Regenschauer einsetzten, erreichten wir unser Ziel: Das Khao Sok Las Orquideas Resort, das wir über Fairaway gebucht haben. Man empfängt uns mit Säften und freundlichen Worten und reicht uns einen Regenschirm. Den brauchen wir auch, um trockenen Fußes über den kleinen Dschungletrack bis ganz nach oben zu unserem Bungalow zu gelangen. Das Grundstück ist so dicht bewachsen, dass man nur etwa zehn Meter weit schauen kann. Überall zwitschert es und dicke Regentropfen prasseln auf grüne Blätter, Zweige und meinen Regenschirm. Willkommen im Regenwald.
An den täglichen Regen zur Mittagszeit gewöhne ich mich schnell. Von der Terrasse des Bungalows haben wir einen schönen Ausblick auf das Grün der umliegenden Pflanzen. Mit einem Dach über dem Kopf kann ich hier auch bei Regen lesen und das Naturschauspiel beobachten. Am nächsten Morgen nehmen wir den Minibus zum Rachabrapha-Stausee.
  

Eingang zum Resort

Blick aus dem Zimmer

Blick von der Terrasse in den dichten Regenwald

Ausflug zum Rachabrapha-Stausee

Sam erzählt, dass er hier in der Gegend aufgewachsen ist. In den Ebenen, in denen sich heute der Cheaw Larn Lake (= Chiao-Lan-See = Rachabrapha-Stausee) befindet, über den wir gerade schippern, befand sich früher kein Wasser. Einige Dörfer lagen in den Tälern der 300 bis 600 Meter hohen Felsformationen. In den frühen 80er Jahren wurden diese Dörfer umgesiedelt, denn 1982 wurde hier der Ratchaprapha-Staudamm gebaut. Er staute den Fluss Khlong Saeng, flutete die Ebene und sorgt bis heute mit Hilfe von Wasserkraft für die Erzeugung von elektrischer Energie.
Seit dem hat sich vieles verändert, berichtet Sam. Früher konnte er hier für 1000 Bath (etwa 25 €) einen ganzen Monat leben. Die elektrische Energie hat viel verändert, hat neue Einnahmequellen geschaffen, aber auch das Lohnniveau gehoben. Heute leben viele der Menschen aus den ehemaligen Dörfern vom Tourismus. Touristen kommen für ein bis drei Tage zum See und verbringen eine entspannte Zeit. Sie geben pro Tag jedoch weit mehr aus als 1000 Baht, sagt Sam und grinst. Ihm hilft der Tourismus seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Wie es hier früher aussah frage ich. Er blickt über den See, der doppelt so groß wie der Chiemsee ist, grinst erneut und sagt, dass es genauso aussah, nur eben ohne Wasser.
Wir fahren weiter. Steile Felsformationen ragen in die Höhe. Über 100 Inseln gibt es im Stausee. Die meisten Felsen sind dicht bewachsen und hin und wieder ragt ein alter Baumstamm aus dem Wasser. „Die sind noch von früher“, erzählt Sam. Vor der Überschwemmung der Ebene wurden viele Bäume gefällt und es wurde versucht sie bestmöglich zu nutzen. Doch nicht alle Bäume konnten abtransportiert werden. Dafür fehlte einfach die Zeit. Das dunkelgrüne Wasser ist klar. Ich kann einige Meter auf einen alten Baumstamm hinunter sehen. Wie es hier wohl früher aussah? Dieses Mal frage ich mich selbst und wünsche mir ein Mal mehr in meinem Leben in der Zeit reisen zu können. Ich würde Sam gerne als Kind treffen, mir die Dörfer ansehen und von einem Felsen beobachten wie der Khlong Saeng die Fläche flutet.
Deutsche haben wohl beim Bau des Staudamms geholfen, erzählt Sam. Und heute sind es die Deutschen, die dieses Gebiet im Urlaub besuchen, füge ich gedanklich hinzu.

Aktivitäten am Rachabrapha-Stausee

Sam hat ein kleines Dschungletrekking mit uns vor. Der Weg ist breit und komplett von Pflanzen befreit. Wir trekken über den Berg, um auf der anderen Seite zu einer Höhle zu gelangen. Wir sehen auf dem Weg einige Echsen und die Erdlöcher von Vogelspinnen. In einem Loch ist jemand Zuhause. Ich sehe die langen, dicken und haarigen Beines des Tieres. Sam pflückt einen Grashalm und will das Tier aus seinem Loch locken. Es passiert genau das Gegenteil, die Vogelspinne zieht sich zurück. Von Sam erfahren wir, dass es im Khao Sok Nationalpark auch Leoparden und Tiger geben soll. Beide Wildkatzen hat er noch nicht zu Gesicht bekommen. Doch in seiner Kindheit ist er beim Spielen im Wald oft auf Elefanten gestoßen. Das passiert ihm auch noch heute manchmal.

Erdloch einer Vogelspinne


Danach besuchen wir eine Höhle. Sam hat eine begnadete Fantasie und sieht in den Formen der Stalagmiten die halbe Tierwelt Thailands. Nur beim Elefanten kann ich ihm folgen. Ich erinnere mich an eine Erdkundestunde in der Oberschule. Unser Lehrer gab uns eine Eselsbrücke mit auf den Weg, wie wir Stalagmiten (wachsen von unten nach oben) und Stalaktiten (wachsen von oben nach unten) unterscheiden können: Die Mieten steigen (Stalagmiten), die Titten hängen (Stalaktiten)! Ich lache laut los und mein Schall ertönt in der ganzen Höhle. Ich will Sam teilhaben lassen und meine Eselsbrücke verraten. Doch dann stoppe ich, auf Englisch würde das nicht funktionieren.

Sam mit Leuchtstab

Stalagmiten-Elefant

Sam leuchtet durch die Stalaktiten durch

Wir fahren weiter und machen Pause auf einem der etwa zehn schwimmenden Resorts. Hier ist ein Mittagessen für uns vorbereitet. Die Übernachtungen in den Resorts, mitten auf dem See, sind nicht günstig. Ein Bungalow kostet etwa 100 Euro pro Nacht. Dafür genießt man auf der Terrasse der kleinen Hütte eine unglaubliche Aussicht über den See und die Felsen.

Nach dem Mittagessen nutzen wir ein Kajak und erkunden den See auf eigene Faust. Die Sonne knallt auf unsere Köpfe. Mir wird das schnell zu heiß und ich gehe im kalten See schwimmen. 40 bis 90 Meter ist der See tief. Entsprechend angenehm kühl ist das Wasser. Sam passt währenddessen auf unsere Sachen auf und verlängert unsere Badezeit mit einem Blick in den Himmel. Vorne am Hafen regnet es, sagt er. Der Regen wird gleich hier sein. Wir sollten erst danach los. Ein Blick in den Himmel. Nichts. Blauer Himmel, wenige Wolken. Aber wenn es das Wetter betrifft, solltest du niemals mit Einheimischen diskutieren. Das geht immer schief. Zehn Minuten später regnet es und ein starker Wind weht. Wir warten den Regen ab und fahren zurück zum Hafen.
Am Hafen verabschieden wir uns herzlich von Sam. Einige drücken ihn, andere drücken ihm ein Trinkgeld in die Hand. Sam wünscht uns eine gute Fahrt und schließt die Tür genau so, wie er sie vorhin geöffnet hat – mit einem herzlichen Lächeln.
_
Offenlegung: Meine Reise in den Khao Sok Nationalpark, mit der Übernachtung im Khao Sok Las Orquideas Resort und den Ausflug zum Rachabrapha-Stausee habe ich über Fairaway, einem Anbieter von nachhaltigen Urlaubsreisen, gebucht. Für meine Berichterstattung habe ich einen Rabatt erhalten, der meine Meinung nicht beeinflusst hat.

Kommentare

Leave a Reply

Steven Hille

Steven ist der Autor des nachhaltigen Reiseblogs Funkloch. Irgendwann dachte er sich, dass er nur noch Projekte realisieren sollte, die einen guten Nutzen haben. Aus dieser Idee heraus sammelte er Spenden für ein Tigerbaby, unterstützte ein nationales Bienenprojekt, baute einen Brunnen in Uganda und gründete mit Freunden die NGO WeWater, die sich für sauberes Trinkwasser einsetzt.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner