Öko-Schwein – Wie ein Projekt aus Brandenburg Bio-Landwirten hilft

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tierliebe
6 Sep

Öko-Schwein – Wie ein Projekt aus Brandenburg Bio-Landwirten hilft

6. September 2019

Öko-Schwein – Wie ein Projekt aus Brandenburg Bio-Landwirten hilft

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Im letzten und vorletzten Jahr war ich als #BrandenBlogger auf den Spuren der EU-Förderung in Brandenburg unterwegs. Dabei erkannte ich, dass Brandenburg sehr vielfältig ist und wesentlich innovativer, als ich es jemals vermutet hatte. Da ich auf meinen Reisen durch das Bundesland unmöglich jedes von der EU geförderte Projekte besuchen konnte, hat mich die Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung Ruhlsdorf (LVAT) eingeladen ihr Projekt „Öko Schwein“ zu besuchen und hat mich mit der Video-, Foto- und Textproduktion beauftragt. Da ich für diese Arbeit bezahlt wurde,  muss ich diesen Beitrag mit „Werbung“ kennzeichnen . Doch genug der langen Vorrede, komm mit nach Brandenburg, wo Bio-Landwirten unter die Arme gegriffen wird.

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Beim Einkaufen im Supermarkt, fallen jedem die gravierenden Preisunterschiede zwischen Bio-Produkten und Produkten aus herkömmlicher Landwirtschaft auf. Wenn das Geld gerade nicht so locker sitzt, überlegt man es sich zwei Mal, wofür man sich entscheidet.
„Ist doch eh das gleiche drin“, denken dann viele mit einem Schulterzucken und entscheiden sich für das günstigere Produkt. Kennt man den Mehraufwand und die Qualitätsunterschiede für die Produktion von Biofleisch nicht, dann kann man es den Menschen nicht verübeln. Aber ist man über den Mehraufwand für Stallbau, Haltung, Fütterung und Transport informiert, kann man höhere Preise schneller nachvollziehen und ist bereit sie auszugeben. Doch dabei bleibt finanziell nicht viel bei den Bio-Landwirtschaftsbetrieben hängen.

Warum Bio-Landwirtschaft teurer ist

In allen Bereichen des Produktionsprozesses haben Bio-Landwirte mehr Aufwand beziehungsweise höhere Kosten. Das fängt schon bei der Konstruktion des Stalls an. Mastschweine von Bio-Betrieben haben etwas mehr Platz. Ihnen muss Auslauf gewährt werden und es muss Einstreu aus Stroh vorhanden sein. Sonst sind Spaltenböden üblich. Außerdem muss es permanent Zugang ins Freie für die Tiere geben. Dabei haben Bio-Landwirte höhere Kosten im Stallbau und können weniger Tiere im Vergleich zu konventionellen Betrieben auf der gleichen Fläche beherbergen. Ein Kostenfaktor, der im höheren Preis berücksichtigt werden muss. Dafür soll es den Tieren in diesen Betrieben besser gehen.
Bio-Schweine bekommen Ökofutter. Konventionelles Futter darf voraussichtlich nur noch bis Ende 2020 in geringen Mengen von bis zu fünf Prozent eingesetzt werden. Angestrebt wird eine einhundertprozentige Biofütterung (nach EU-ÖkoVerordnung). Viele Betrieb versuchen das Futter auf ihren eigenen Flächen selber anzubauen. Das bedeutet, dass der Betrieb bei geringer Anbaufläche oder schlechter Ernte zukaufen muss. Und das wird richtig teuer. Außerdem ist es Bio-Betrieben verboten das Futter mit synthetisch hergestellten Aminosäuren anzureichern und andere nicht natürliche Leistungsförderer zu füttern. Das kann zur Folge haben, dass die Tiere mehr Zeit brauchen, um ihr Schlachtgewicht zu erreichen.

Mehr Wirtschaftlichkeit für Bio-Betriebe dank innovativer Fütterungskonzepte

An dieser Stelle setzt die Arbeit von Claudia Dolsdorf an. Sie hat innovative Konzepte im Bereich Haltung und Fütterung entwickelt. Ihre Forschung hilft Bio-Landwirten zu mehr Wirtschaftlichkeit und das alles unter Öko-Bedingungen. Im ersten Schritt musste sie dafür einen alten DDR-Stall der LVAT umbauen. Der alten Anlage wurde durch den Schweinestall ein neues Leben geschenkt. Der Stall erfüllt nun die Richtlinien der Ökoverordnung.
Im zweiten Schritt ging es um die Entwicklung neuer Fütterungskonzepte, orientiert an Anbaustrukturen, Verfügbarkeiten, Kosten, Effektivität, sowie Tiergerechtheit. Dabei setzte die Landwirtin, die ihren Master an der HU Berlin gemacht hat, auf Regionalität. Sie entwickelte Fütterungskonzepte, die sich auf die Region beziehen. In Brandenburg beackern Landwirte sehr sandige und trockene Böden, die nur wenig Humus bilden. Daher empfiehlt es sich z.B. generell Roggen und nicht wie etwa in anderen Teilen Deutschlands üblich, Weizen anzubauen. Also war es für sie nur logisch Roggen in die Fütterungskonzepte einzubeziehen.
Auch Eiweißlieferanten mussten in den Ernährungsplan integriert werden. Dabei galt es auch saisonale Herausforderungen zu berücksichtigen. Beispielsweise sind im letzten Jahr wegen der Hitze im Sommer Erbsen und Lupinen in Brandenburg vertrocknet. Die Ernte lief nahezu gegen Null. Soja wollte die Landwirtin nur in geringer Menge zukaufen. Denn Soja hat einen großen Flächenverbrauch, weshalb dafür Wälder gerodet werden. Da Soja überwiegend in den USA, Brasilien und Argentinien angebaut wird, hat es zudem einen langen Transportweg.
Die Lösung: In Claudias aktuellen Fütterungskonzepten wird Soja nicht mehr in der Endmast, wenn die Tiere viel größere Mengen fressen, verfüttert. Die eiweiß- und energiereiche Kost ist wichtig für die Entwicklung der Jungtiere und wird daher nur noch in dieser Zeit verfüttert.
Trotz der vielen regionalen Besonderheiten kommt das Tierwohl der Schweine nicht zu kurz. Sie entwickelte Futterzusammenstellungen, die gut verdaulich und schmackhaft für die Tiere sind. Dabei orientierte sie sich an den Grundlagen der Ernährungsphysiologie.
Ihre Konzepte testet Claudia inzwischen seit zweieinhalb Jahren auf dem Geländer LVAT. Dies geschieht unter anderem in Kooperation mit der Agrargenossenschaft Preschen. Neben anderen Züchtern bringt auch dieser Partnerbetrieb seine Ferkel zur Aufzucht in den sanierten Schweinestall in Ruhlsdorf. Dort testet Claudia ihre Futterkonzepte. In jeder Bucht bekommen die Schweine andere Futterzusammenstellungen, wobei in einer die ursprüngliche Futtermischung der Agrargenossenschaft gefüttert wird. So hat Claudia stets eine Bezugsgruppe und kann sehen wie ihre Konzepte im Vergleich wirken.
In der Bio-Schweinemast ist es nicht selten, dass die Haltungsdauer viel höher ist als im konventionellen Bereich. Je nach Futterzusammenstellung und Mast kann es durchaus sein, dass doppelt so viel Zeit benötigt wird.
Durch Claudias Forschung gelang es mit einigen Fütterungskonzepten u.a.die Schweinemast in der Bio-Haltung erheblich zu reduzieren. Damit sind Bio-Betriebe zukünftig unter ökologischen Bedingungen in der Lage in kürzeren Intervallen ihre Mastplätze zu belegen. Das führt zu einer wesentlich effizienteren Flächennutzung und Einsparungen in der Fütterung.

Forschungsergebnisse werden öffentlich zugänglich gemacht
Claudias Arbeit hilft nicht nur der Agrargenossenschaft Preschen. Regelmäßig führt die LVAT Informationsveranstaltungen durch und veröffentlicht Informationen auf der Website http://www.eip-oekoschweine-brandenburg.de/. Zweieinhalb Jahre geht das Projekt nun noch. Am Ende werden alle Ergebnisse publiziert, die allen Bio-Landwirten in Brandenburg helfen werden. Damit wird nicht nur einem Betrieb, sondern einer ganzen Branche unter die Arme gegriffen. Das stärkt das Bundesland, schafft Perspektiven, Anreize für Jungbauern und somit auch Arbeitsplätze.
Aktuell gibt es nur wenige Bio-Schlachtbetriebe in Brandenburg. Vielleicht werden sich aufgrund ihrer Forschungsergebnisse in Zukunft mehr Bio-Bauern und Bio-Schlachtbetriebe in Brandenburg ansiedeln. Und dann haben wir in Brandenburg mehr Bio-Fleisch, dass kürzere Transportwege zurücklegt.

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Steven Hille

Steven ist der Autor des nachhaltigen Reiseblogs Funkloch. Irgendwann dachte er sich, dass er nur noch Projekte realisieren sollte, die einen guten Nutzen haben. Aus dieser Idee heraus sammelte er Spenden für ein Tigerbaby, unterstützte ein nationales Bienenprojekt, baute einen Brunnen in Uganda und gründete mit Freunden die NGO WeWater, die sich für sauberes Trinkwasser einsetzt.

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