Der Naturschützer vom Weißensee in Österreich.

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11 Dez

Der Naturschützer vom Weißensee in Österreich.

11. Dezember 2014

von Andrea Lammert
Auf Reisen lernt man viele Menschen kennen, die sich für ihre Umwelt einsetzen. Aber kaum einer macht damit so ernst wie Peter Sorger vom Weißensee in Österreich. Er ist Naturschützer mit Leib und Seele und hat eine eigene Vereinigung gegründet, um Bären, Luchse und Goldschakale zu schützen. „Respect to Wildlife“ heißt seine Organisation, die sich am Weißensee dafür stark macht, dass Bären, Goldschakale und Co ihre Lebensräume behalten und möglichst auch erweitern können.
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Jetzt im Winter sitzt Sorger tagelang dick eingemummelt in Camps in den Bergen, um Bären zu beobachten oder die Hochzeitsrufe der Luchse per Richtmikrophon zu belauschen. Ihn zu treffen, ist wirklich ein besonderes Ereignis. Allerdings war es Sommer, als wir beide zusammen auf Pirsch gingen. Ziel war es, die untere Seite des Weißensees zu erforschen. Der Mann mit dem wettergegerbten Gesicht und der stark gebräunten Haut nimmt seinen Hund fester an die Leine, als er mit mir auf ein Floß am Weißensee steigt. Wir erkunden zusammen einen Zipfel Land, den sich die Natur seit einigen Jahren wieder zurück erobert hat.
Nadeldünn leuchten feine Lichtstrahlen hinter einer Wolke hervor – mit einem Glitzern treffen sie auf den türkisblauen Weißensee und lassen den Strand am Ostende kurz auffunkeln. Ein strahlendes Glitzern vor dichtem, dunklen Wald. Über den Baumkronen wölbt sich ein weiterer Hügel, urwaldgleich ist er dicht bewachsen. Weder Almen noch Häuser lugen aus dem Grün. „Hier ist es so ursprünglich, dass dort drüben noch Bären und Luchse wohnen“, erzählt Peter Sorger. Der Biologe zeigt auf die Landschaft, die in ihrer Klarheit eher an einen norwegischen Fjord als die Kärntener Alpen erinnert. Heute aber ist die Luft 21 Grad warm und er tuckert mit einem riesigen Holzfloß über den See – hin zu den unteren Gebieten des Weißenseeufers, dort beginnt seine Wildnisführung. Sorger ruft mir ein lautes Stopp zu. Ich war kurz davor, auf eine von 30 seltenen Orchideenarten zu treten – Frauenschuh. „Der wächst hier fast wie Unkraut, ist aber streng geschützt“, scherzt Sorger und zeigt mir die prallen, knallgelben Blütenkelche, die tatsächlich an Ballerinas erinnern. „Und da“, flüstert Sorger und deutet auf einen sich schnell wegwindenden Schlangenschwanz.
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Nicht nur für die Bären setzt sich Sorger ein, sondern auch die kleinen Tiere haben es ihm angetan, etwa die Fledermäuse, für die er inzwischen mehr als 10.000 Wochenstubenkästen angebracht hat. Er markiert Bäume mit einem Spechtsymbol und schützt sie vor Abholzung, weil sie als wertvolle Refugien für den Vogel gelten. Und er klärt die Bevölkerung immer wieder auf, dass sie vor Bären keine Angst zu haben brauchen und wie sie sich verhalten sollten, wenn sie einen treffen.
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Doch einen echten Bären zu sehen erfordert Geduld und man muss sich auf die Lauer legen – meistens jedenfalls. Auf unserer Tour entdecken wir stattdessen einen Adler am Himmel, finden Eulenfedern und Gewölle – und lauschen den Bären- und Luchsgeschichten von Peter Sorger im Wald. Faszinierend – dort, wo wir gerade entlang gehen, durchstreifen auch die scheuen Tiere die Wälder.
Sorger zeigt uns schillernde Federn eines Eichelhähers, kann anhand der angebissenen Tannenzapfen erkennen, welches Tier daran genagt hat und erzählt uns, an welchen Stellen er schon mal junge Luchse spielen sehen hat oder einen Goldschakal weg huschen. Zum Schluss holt er sein Fotobuch heraus und zeigt uns die Bilder von den Bären, die er in diesen Wäldern geschossen hat. Nicht etwa in Kanada, sondern in dieser Gegend. So schafft man eben Bewusstsein, das zu schützen, was uns umgibt.
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Dieser Gastbeitrag von Andrea ist ein Teil des Funkloch Adventskalenders 2015, bei dem Reisende über “Gutes tun” berichten.
Eine Übersicht aller Adventskalender-Beiträge findet ihr hier.
andrea_lammert_portrait_iAndrea Lammert ist Reisejournalistin und Buchautorin. Gemeinsam mit ihren fünf Kolleginnen schreibt sie den Blog Reisefeder. Andrea habe ich über unser gemeinsames re:BLOG-Projekt kennengelernt. Ich finde es schön, dass ihr und ihren Kolleginnen die Umwelt gleichermaßen wichtig ist wie mir. Außerdem bin ich ein großer Fan ihrer Kategorie „Kulinarisches“. Freunde des guten Gaumenschmaus´ sollten hier mal vorbeischauen und sich bei dieser Gelegenheit auch ihrer Adventskalenderserie ansehen.

Kommentar
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Steven Hille

Steven ist der Autor des nachhaltigen Reiseblogs Funkloch. Irgendwann dachte er sich, dass er nur noch Projekte realisieren sollte, die einen guten Nutzen haben. Aus dieser Idee heraus sammelte er Spenden für ein Tigerbaby, unterstützte ein nationales Bienenprojekt, baute einen Brunnen in Uganda und gründete mit Freunden die NGO WeWater, die sich für sauberes Trinkwasser einsetzt.

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