Ein Lächeln in Kambodscha
von Anja Beckmann
Gleich sechs junge Hotelschüler stehen hinter dem Empfangstresen der „Don Bosco Hotel School“ in Sihanoukville und strahlen mich an. Als ich sie auf Englisch anspreche, ist zuerst unklar, wer antworten soll. Nach fragenden Blicken untereinander prescht einer schließlich vor und begrüßt mich herzlich: „Welcome, miss!“ Der warme Ton soll den ganzen Aufenthalt über anhalten.
Gutes tun hat in der Weihnachtszeit Hochkonjunktur. Aber warum nur zu dieser Zeit? Und meist spenden die Menschen. Diese Spenden sind notwendig und gut. Ich finde nur schade, dass man dabei nicht selbst mit denen in Kontakt kommt, denen man hilft.
Deshalb kann ich jedem nur raten: Reist, seht euch die Welt an. Jedes Land ist anders, hat seine guten und schlechten Seiten. Nur wer sich selbst ein Bild macht, kann andere Kulturen wirklich verstehen und anderen helfen.
Klar, dass viele im Urlaub abschalten und einfach nur relaxen wollen. Doch ein Palmenstrand ist ein Palmenstrand. Auf meinen Reisen versuche ich mir immer, einen Einblick in das Leben vor Ort zu verschaffen. Diese Möglichkeiten nutze ich etwa:
– Verkehrsmittel der Einheimischen nutzen, wie z. B. den Zug in Vietnam. Dabei lernten wir eine nette Frau aus Hanoi mit ihrer Tochter kennen.
– In Homestays bei Familien übernachten, wie ich es im Januar in Indien machen werde.
– Dort essen, wo die Einheimischen essen – ich freue mich schon sehr auf das Streetfood in Thailand im Januar.
– Lokale Produkte kaufen, so habe ich in Ecuador einheimische Schokolade gekauft.
– Lokale Guides nutzen, wie gerade in Kapstadt geschehen.
In Kambodscha war ich im vergangenen Jahr zum zweiten Mal. Ein Land, das mich mit seinen freundlichen Menschen sehr beeindruckt hat. Aber es ist auch ein Land mit vielen Problemen.
In der „Don Bosco Hotel School“ werden 150 Waise sowie Kinder aus armen oder kinderreichen Familien ausgebildet – teils in der Schule, teils im Hotelbetrieb. Sihanoukville ist der bekannteste Badeort von Kambodscha, mit vielen schönen Stränden.
Machten der perfekte Service, das besonders gute Essen oder der Pool das Hotel für mich zu etwas Besonderem? Ja, der Service war meist gut, das Essen lecker und der Pool toll. Aber die Menschen machten den Unterschied. Mit großem Eifer und Begeisterung waren die Hotelschüler bei der Arbeit. Und sie freuten sich darüber, mit Gästen wie mir ihr Englisch zu trainieren. Immer wieder sah ich auch andere im Gespräch mit den Schülern.
Ich schaute mir auch die Klassenräume an und die Küche, in die mich der italienische Küchenchef Alex einlud. Schüler liefen durch den Raum und standen an den Kochplatten, es roch intensiv nach Knoblauch in heißem Öl.
Die General Manager Peter und Michele Kaletsch luden mich danach zum Abendessen ein, um mir mehr über ihre Arbeit zu erzählen. Die „Don Bosco Foundation Cambodia“ (DBFC) gehört zur Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos. Die gemeinnützige Organisation ist in den 1980er Jahren entstanden, in den Flüchtlingslagern der Khmer in Thailand.
Das Don Bosco wurde 2007 eröffnet, ist gleichzeitig ein 3-Sterne-Hotel mit 23 Zimmern und eine Schule. Das Hotel wird komplett von den Schülern (16 bis 24 Jahre) geführt, unter der Aufsicht ihrer Lehrer. Zwei Jahre lang werden sie ausgebildet, zu 60 Prozent in der Praxis und zu 40 Prozent in der Theorie. Die Bereiche: Küche, Restaurant, Hauswirtschaft und Rezeption. In der Schule lernen sie etwa Englisch, Tourismuskenntnisse oder mit dem Computer umzugehen. Michele sagt: “Die Absolventen der Hotelschule sind begehrt. Sie finden meist einen guten Job nach ihrer Ausbildung – in ganz Kambodscha.“
Für mich hat der Aufenthalt einen tieferen Einblick in das Leben von Kambodscha gebracht, und den Kontakt zu vielen Schülern. Und jeder Gast unterstützt die Ausbildung der Schüler.
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Dieser Gastbeitrag von Anja ist ein Teil des Funkloch Adventskalenders 2015, bei dem Reisende über “Gutes tun” berichten.
Eine Übersicht aller Adventskalender-Beiträge findet ihr hier.
Ein Jahr Weltreise war für Anja Beckmann nicht genug, es zieht sie immer wieder in die Ferne. Am liebsten ganz, ganz weit weg. Asien, Lateinamerika, Australien und Neuseeland sind ihre Lieblingsgebiete. Die Themen, über die sie und ihr 7-köpfiges Autorenteam auf Travel on Toast schreiben sind Abenteuer, Roadtrips, Wassersport, Großstädte, leckeres Essen und Entspannung bei Yoga und Wellness. Im gesamten Januar ist sie wieder für einen Monat in Asien – in Thailand, auf Bali und in Indien.
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