Kyoto, die Stadt der Tempel. | Japan #asientrip
Drei Tagen reichen niemals. Ich hätte drei Wochen bleiben können, sagte sie mit einem müden Lächeln. Ich wollte ihr nicht glauben, denn sie war Musiklehrerin aus Spanien und dass in diesem europäischen Nachbarland die Mühlen etwas langsamer mahlen, war uns ja bekannt. Trotzdem sollte sie Recht behalten, als wir uns mit der Fähre Miyajima Island näherten. In Kyoto gibt es einfach zu viel zu sehen.
Nach ein paar turbulenten Tagen, in denen ich viel unterwegs war, komme ich erst jetzt wieder zum Schreiben. Da ich inzwischen schon in Taipei stecke, rollen wir das Feld am besten von hinten auf, mit Kyoto:
Die Erkenntnis kam am ersten Abend in Kyoto, als ich im Restaurant Manzo nach der Hauptspeise eine Karte von Kyoto herausholte und den folgenden Tag plante. Ich kreiste alle Spots ein, die ich unbedingt sehen wollte. Nach kurzer Zeit war die komplette Karte voller Kringel. Also fragte ich den Koch um Rat, der meine Erkundungsgier bereits skeptisch gemustert hatte. Das schafft man nicht an einem Tag, sagte er. Alleine der Bus zum Kinkaku-ji (Goldener Pavillon) benötigt 45 Minuten. Schafft man doch, dachte ich! Dann miete ich eben ein Fahrrad.
Gesagt, getan. Mit etwa 5,50 € war der Mietpreis für das Rad nur halb so hoch wie ein Ganztagesticket für Bus, Bahn und U-Bahn. Folglich hatte ich eine Tour um und durch Kyoto geplant. Eine Tempeltour. Der Fahrradtrip startet am Toji Tempel, da hier am 21. eines jeden Monats ein Flohmarkt stattfindet. Die ruhige Atmosphäre eines Tempels wird dadurch natürlich zerstört. Trotzdem stöberte ich an den vielen unterschiedlichen Ständen! Als allererstes kaufte ich mir einen Sonnenhut, da ich den Fahrradtag ohne einen Sonnenstich überleben wollte. Anschließend folgte ein eigenes Paar Essstäbchen. Die vielen Wegwerf-Essstäbchen machten mir zu schaffen. Wusstet ihr, dass davon alleine in China im Jahr 45 Milliarden produziert werden? Das entspricht 25 Millionen!!! ausgewachsenen Bäumen. Das kann ich natürlich nicht unterstützen…
Blick über den Markt am Tempel Toji
Bonsai, soweit das Auge reicht. Am liebsten hätte ich sie alle mitgenommen.
Mini-mini-Fishing. Nicht gerade der größte Spaß für die Fische.
Meine Assoziation von Stockfisch.
Traditionelle japanische Gebete werden von der Dame handschriftlich auf Holz festgehalten.
Kunst gab es natürlich auch zu bestaunen.
Nach etwa einer Stunde staunen, stöbern und schwitzen ging es in Richtung Westen. Erst zum Moostempel und von dort aus in Richtung Norden.
Schließlich entdeckte ich das abgebildete Schild, auf dem alle Tempel und Schreine im Umkreis aufgelistet waren. Uff. Die Grafik stellte nur einen Umkreis von etwa 5 Kilometern dar. Selbst mit dem Fahrrad war das unmöglich, so sehr ich auch jeden dieser tollen Orte besichtigen wollte. Ich war einfach nicht satt zubekommen. Also konzentrierte ich mich von nun an auf die zauberhafte Landschaft und die vielen schönen Gärten.
Danach hatte ich nur noch ein Ziel: den Goldenen Pavillon. Ich hatte von anderen Reisenden viel von seiner Schönheit gehört. Er sollte der Höhepunkt meiner Tempelbesichtigungen werden. Also versorgte ich mich mit etwas Proviant und hielt zum Mittagssnack an einem riesigen Reisfeld. Dort packte ich alles aus meinem Rucksack und deckte den imaginären Tisch mit Sushi, verschiedenen Meeresfrüchten, Bier und einem fantastischen Eclair. Ja, Japan hat auch den guten alten Liebesknochen zu bieten. Ich staunte.
Als alles so hübsch aufgetafelt vor mir stand wollte ich noch ein Foto machen. Und dann das: „Auslöser gesperrt. Laden Sie bitte den Akku auf!“ Oh shit! Ich hatte den Akku bestimmt seit einer Woche nicht mehr aufgeladen. Nun war er breit. Und das kurz vor der Besichtigung meines Tempel-Highlights? Ich wollte es einfach nicht wahr haben. Also habe ich kurz im Gedächtnis nach den Galileo-Sendungen der letzten Jahre gekramt. Für irgendetwas müssen die ja gut gewesen sein. Folglich nahm ich den Akku aus der Kamera, streichelte ihn liebevoll, sagt ihm, dass er jetzt nicht schlapp machen kann und legte ihn für etwa eine Stunde in die Sonne. Jetzt half nur noch Daumen drücken.
Mein Mittagessen habe ich mir durch diesen Fauxpas leider verdorben. Ich war über mich selbst verärgert. Entsprechend mies gelaunt startete ich auch in den nächsten Abschnitt meiner Radtour.
Nach nur einer halben Stunde erreichte ich den Goldenen Pavillon. Ich war überwältigt. Er war nicht wie seine kleineren Geschwister. Er war anders. Er war prunkvoller, aber irgendwie auf dem Boden geblieben. Er war idyllisch, aber nicht langweilig. Er war Tempel, aber trotzdem Natur, denn er ist von einem wunderschönen Garten umgeben und steht mitten auf dem Wasser.
Vorsichtig legte ich den Akku in die Kamera, fokussierte den Pavillon, traf alle Einstellungen und schaltete im letzten Moment erst die Kamera ein, um das entscheidende Bild zu machen. Und dann: Waaaaas? Die Akkuladung lag wieder bei 60%. Wie war das möglich? Ach egal, ich freute mich einfach.
Und drei Tage reichen doch, denke ich mir jetzt. Man muss nur unbedingt diesen Tempel und seinen Garten sehen. Unbedingt!
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frisch gebloggt am 25. August um 00:55 Uhr Taiwan Zeit.
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Nachsatz
Allerdings hat Kyoto entgegen meiner bisherigen Bilder nicht nur Tradition und Tempel zu bieten. Kyoto kann auch modern und hochentwickelt sein, wie vor allem das Bahnhofsgebäude und der Kyoto Tower beweisen.
Kyoto Tower am Tag
Kyoto Tower bei Nacht
Kyoto Station
Kyoto Station Innen. Irgendwie hat mich dieser gigantische Bahnhof an den Berliner Hauptbahnhof erinnert.
Findet ihr auch?
Straße mit Kyoto Tower im Hintergrund
Jana S.
28. August 2013, 11:26man man man hast du wieder ein Glück mit dem Akku… 😉
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25. März 2019, 19:47