Auf einem Segelboot in der schönsten Kleinstadt der Niederlande.

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13 Jan

Auf einem Segelboot in der schönsten Kleinstadt der Niederlande.

13. Januar 2018

Es ist früh am Morgen. Noch ist es ruhig am Zuiderhaven in Harlingen, in dem unser Boot liegt. Zu meiner Überraschung ist die Poolster kein Hausboot, sie ist ein waschechtes Segelboot mit 32 Betten. Den ganzen Sommer über schaukelt sie über die Meere der Niederlande. Heute pustet der Landwind über das Deck und pfeift an den Leinen der anderen Boote ein mystisches Lied. Der Mond verschwindet gerade hinter den Wolken und Sekunde um Sekunde wird es heller. Diese Segelboote hier im Hafen haben die Welt gesehen.
Geladen von dieser morgendlichen Atmosphäre des Aufbruchs nehme ich die Leiter am Hafen, steige hinab auf unser Segelboot und klettere hinein. Über eine Minute brauche ich, um den Rumpf des 36 Meter langen Bootes zu durchqueren und meine Kajüte zu erreichen.
Im Inneren des Bootes ist es noch still, meine Mitreisenden schlafen. Der Hafen ist gut geschützt vom Wattenmeer und extrem ruhig. Kaum merklich schaukeln die Deckenlampen im Takt des Meeres. Ich schnappe mir meine Laufschuhe, tausche die dicke Winterjacke gegen eine Regenjacke und mache mich wieder auf an Deck.
In zügigen Schritten erkunde ich im Nieselregen die Innenstadt Harlingens. Fast zu ruhig erscheint mir alles an diesem Silvestermorgen. In nur 16 Stunden werden die Straßen säumig gefüllt sein und ein Feuerwerk wird sich dem nächsten anschließen. Kurzentschlossen laufe ich über den Deich in Richtung Norden. Mir kommen Hundebesitzer in Gummistiefeln und wenige andere Läufer entgegen. Ich schaue zum Industriehafen und versuche die vielen Container zu zählen. Ab Nummer 43 verlässt mich meine Konzentration und ich drehe um, denn schließlich will ich noch die andere Himmelsrichtung der Stadt erkunden.
Im Süden von Harlingen erstreckt sich ein langer grauer Strand. 24 Stunden später werde ich hier wieder sein und den verrückten Niederländern beim splitternackten Anbaden zusehen. Nur acht Kilometer liegt Harlingen vom IJsselmeer entfernt. Die Wassertemperatur liegt jenseits der 10° C. Mit „Goedemorgen!“ grüßt mich ein Fremder und holt mich aus meinen Gedanken.
Ich liebe es, wenn man auf Reisen gegrüßt wird. In der 15.000 Einwohnerstadt kennt man sich. Und auch wenn niemand den joggenden Fremden kennt, so ist er doch ein Teil der Stadt.
Landwirtschaft, Fischerei und Schifffahrt bilden neben dem Tourimus die Einkunftsquellen von Harlingen. Ich stehe ganz oben am Hafen, nördlich des Stadtzentrums und spähe über das Meer. Das Wasser geht, die Ebbe kommt. Es ist klare Sicht, doch die Inseln vor dem Festland der Niederlande kann ich nicht erspähen. Sie müssen etwa 20 Kilometer vor dem Küstenstreifen liegen. Hätten wir uns eher entschieden, könnten wir heute mit Aljoschka hinausfahren und die Insel Terschelling, einer der fünf bewohnten Westfriesischen Inseln, erkunden.
Ich laufe in den Zuiderhaven zurück. Über der Poolster sehe ich weißen Rauch aufsteigen und freue mich, dass die Heizung funktioniert und ich meine kalten Gliedmaßen unter einer heißen Dusche aufheizen kann. Die ruhigen Tage zwischen Weihnachten und Silvester sind schon etwas ganz Besonderes.

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Steven Hille

Steven ist der Autor des nachhaltigen Reiseblogs Funkloch. Irgendwann dachte er sich, dass er nur noch Projekte realisieren sollte, die einen guten Nutzen haben. Aus dieser Idee heraus sammelte er Spenden für ein Tigerbaby, unterstützte ein nationales Bienenprojekt, baute einen Brunnen in Uganda und gründete mit Freunden die NGO WeWater, die sich für sauberes Trinkwasser einsetzt.

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