Green Economy: Alles im grünen Bereich?

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15 Feb

Green Economy: Alles im grünen Bereich?

15. Februar 2016

In einem meiner letzten Blogposts ging es um Nachhaltigkeitskampagnen im Rahmen von Corporate Social Responsibility. Fazit war, dass das Nachhaltigkeitsthema bei den Unternehmen angekommen ist (wenn auch teilweise nur oberflächlich). In diesem Beitrag geht es um weitere Begriffe rund um Nachhaltigkeit im Wirtschaftszusammenhang wie zum Beispiel Nachhaltige Geschäftsmodelle mit nachhaltigen Wertschöpfungsketten. Aber auch im ganz großen Rahmen ist das Thema nicht mehr weg zu denken. Und wenn ich groß schreibe, dann meine ich auch groß. Richtig groß. Die ganze Welt betreffend. Stichwort ist hier die Green Economy.
 

Grüne Wirtschaft/Green Economy

Der Begriff Green Economy wurde von UNEP ­- dem United Nations Environment Programme (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) – geprägt und bezeichnet eine nachhaltige, ökologische Wirtschaftsweise. Die Arbeitsdefinition der UNEP sieht die „green economy as one that results in improved human well-being and social equity, while significantly reducing environmental risks and ecological scarcities” (frei übersetzt: Grüne Ökonomie bedeutet verbessertes Wohlbefinden für den Menschen und Soziale Gleichheit während gleichzeitig Umweltrisiken und ökologische Knappheiten minimiert werden). Es geht also darum ökologische Nachhaltigkeit, soziales Verhalten und wirtschaftliches Wachstum zu vereinen.
Puh. Klingt ja toll aber auch nach einer ganz schön ambitionierten Transformation. Und dann auch noch in den gesamten Vereinten Nationen. Um das hinzukriegen hat die UNEP 2008 die GEI (Green Economy Initiative) gegründet. Diese soll Analysen und Methoden zur Verfügung stellen, um in grüne Sektoren zu investieren und umweltunfreundliche Sektoren nachhaltiger zu gestalten.
 

Rio 2012: Konferenz über nachhaltige Entwicklung 

2012 fand in Rio de Janeiro die Konferenz der Vereinten Nationen über nachhaltige Entwicklung statt. Dort sollten die Oberbosse der Weltpolitik der Nachhaltigkeit mal so richtig einen Schubs nach vorn geben. Ein Themenschwerpunkt dabei war Green Economy. In der Diskussion zwischen reichen und ärmeren Ländern wurde deutlich, dass da weltpolitisch gar nicht mal so Konsens herrscht. Die Entwicklungsländer befürchteten wirtschaftliche Nachteile und hatten Angst, dass sich die Industrieländer abschotten und das mit Nachhaltigkeitszielen begründen würden. Bekanntermaßen sind Nachhaltigkeitsziele in ärmeren Ländern eher weiter hinten auf der politischen Agenda. Auch wenn es wirklich schade ist, kann man doch verstehen, dass, die Ernährung der Bevölkerung, eine höhere Priorität hat als eine nachhaltige Wirtschaft.
Was ist nun bei der Konferenz heraus gekommen? Das ist wie immer Betrachtungssache. Am Ende wurde eine Erklärung mit dem Titel „Die Zukunft, die wir wollen“ abgegeben. Die Umweltverbände sagen, sie sei komplett gescheitert. Naturschützer bemängeln, dass in dieser Erklärung keine klaren Ziele und Fristen gesetzt wurden und Politiker sagen, dass bereits gute Punkte enthalten seien. Also sind sich mal wieder alle Parteien einig, sich uneinig zu sein. 
  

Nachhaltige Geschäftsmodelle

Werden Firmen mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell gegründet, so stehen auf der Agenda gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne, Ressourcen effizient zu nutzen und keine schädlichen Inhaltsstoffe zu verwenden. Kurzum: sie sind toll für Mensch und Umwelt über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg und verdienen auch noch Geld damit. Ein Wunder! Man kann sich vorstellen, dass das nur weniger Unternehmen wirklich erreichen.
Da große Konzerne oft schwierig von einen auf den anderen Tag komplett nachhaltig umgestaltet werden (können), kommen an dieser Stelle mal wieder die Startups auf den Plan. In diesem Zusammenhang taucht oft der Begriff Social Entrepreneurship – soziales Unternehmertum auf. Soziale Unternehmer streben mit ihrer Geschäftsidee nicht (nur) Gewinnmaximierung an, sondern wollen ein gesellschaftliches Problem lösen. Es können also Non-Profit-Unternehmen sein aber auch wirtschaftliche Unternehmen, die damit wirklich etwas verdienen. Und das kann funktionieren. Weiter unten findet ihr zwei Beispiele für soziale/nachhaltige Unternehmungen.
Um Startups unter die Arme zu greifen gibt es sogenannte Inkubatoren, die sowohl finanziell als auch inhaltlich Hilfestellung geben. Für soziale Unternehmer bietet zum Beispiel das internationale Impact Hub Unterstützung.
 

Ein sonnenbetriebener Kiosk

Das Berliner Startup Solarkiosk bietet eine Möglichkeit mit nachhaltiger Energie das lokale Unternehmertum in abgelegenen afrikanischen Regionen zu stärken. Ein einfacher, bezahlbarer Kiosk, der mit Sonnenenergie betrieben wird, liefert Strom und einen Internetanschluss für die Bewohner dörflicher Gegenden. Hier gibt es die Möglichkeit Getränke zu kühlen, seine Mobiltelefone aufzuladen und im Internet zu surfen. Die Organisation vor Ort wird die Logistik, den Aufbau, die Auswahl der Betreiber übernehmen. Schulungen übernehmen Tochterfirmen, die von lokalen Geschäftsführern geleitet werden. So hat es das Unternehmen geschafft, ein Geschäftsmodell zu entwickeln, das sowohl die Wirtschaft vor Ort unterstützt, als auch die Umwelt schützt, indem es zur Energiewende beiträgt.
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Bildquelle: https://www.facebook.com/solarkiosk
 
 

Cradle-to-Cradle

Der Begriff Cradle-to-Cradle (C2C) bedeutet von der Wiege zur Wiege und ist die Vision einer abfallfreien Wirtschaft durch einen geschlossenen Wirtschaftskreislauf. Unternehmen würden keine schädlichen Materialien mehr nutzen, so dass alles wieder verwendet oder kompostiert werden kann. Recycling bedeutet nicht gleich Recycling. In der C2C-Vision wird ohne Qualitätsverlust Recycling betrieben. Ein Teppich wird wieder zu einem Teppich, da er aus reinen Materialien besteht. Downcycling – so wie es heute meist stattfindet – bedeutet, dass aus einem höherwertigen Produkt ein geringerwertiges Produkt wird. Cradle-to-Cradle ist also Ressourceneffizienz hoch zehn.
 
 

Unverpackt Einkaufen

2014 wurde Berlins erster Supermarkt eröffnet, der verpackungsfreies Einkaufen ermöglicht: Original Unverpackt in der Wienerstraße 16 in Kreuzberg. Der Ansatz ist klar: Das Müllaufkommen soll reduziert werden, indem Plastikverpackungen für Lebensmittel vermieden werden. Der Einkäufer kann seine eigenen wiederverwendbaren Verpackungen (z.B. Mehrweggläser) mitbringen oder auch vor Ort erwerben und sich dann bestimmte Mengen abfüllen. Das Sortiment besteht aus ca. 530 Produkten und legt Wert auf Regionalität und biologischen Anbau.
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Bildquelle: http://original-unverpackt.de/presse/
 

Und nun?

Schlussendlich stellt sich wie immer die Frage nach dem Glas. Halbvoll oder Halbleer? Es ist schon viel passiert aber auch noch viel viel Luft nach oben. Ob die Entwicklungen optimistisch oder pessimistisch gesehen werden bleibt jedem selbst überlassen. Ich persönlich sehe die große Herausforderung darin mit sozialen und nachhaltigen Projekten wirtschaftlicher zu werden oder anders herum wirtschaftliche Unternehmungen sozialverträglicher zu machen. Mal abgesehen von Neugründungen kann das nur passieren, indem bisherige Non-profit-Unternehmen vielleicht doch ein wenig Profit abwerfen und somit zur Marktwirtschaft beisteuern und andersherum die auf Profitabilität ausgerichteten Unternehmen Wege finden, nachhaltiger und sozialer zu wirtschaften. In einer Glitzerwelt mit Einhörnern treffen sich beide am Ende in der Mitte und Wirtschaft und Soziales sind keine gegensätzlichen Konzepte mehr. Hippiemodus aus.
 

P.S.: Weiterlesen?!

Wer Blut geleckt hat und sich weiter in das komplexe Thema des nachhaltigen Wirtschaftens stürzen will, kann ja mal in das Buch „Kritik der Grünen Ökonomie“ von Thomas Fatbeuer, Lili Fuhr und Barbara Unmüßig hineinschauen (herausgegeben von der Heinrich Böll Stiftung). Hier wird das Label „Grüne Ökonomie“ kritisiert. Dieses Zitat von der Website drückt den Standpunkt des Buches aus: „Grüne Ökonomie klammert Komplexität und Wechselwirkungen der Krisen aus, um mit einem einfachen Narrativ die Rettung der Welt als Geschäftsmodell zu verkünden.“

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Johanna

Johanna lebte 2014/15 während ihres Studiums der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation fast ein Jahr in Valencia. Mittlerweile arbeitet sie als New Work- und Digital Transformation Beraterin in ihrer Heimatstadt Berlin und kehrt trotzdem mindestens einmal im Jahr in ihre "2. Heimat" am Mittelmeer zurück. Steven und Johanna kennen sich schon ziemlich lange und deswegen darf sie hier auch ab und zu ihren Senf dazu geben.

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