Gastfreundschaft. | Taiwan #asientrip

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7 Sep

Gastfreundschaft. | Taiwan #asientrip

7. September 2013

Gastfreundschaft ist etwas, dass du nicht in einem Film lernen oder über ein Buch erfahren kannst. Es ist etwas, dass du nur live und vielleicht sogar nur in einem fremden Land erleben kannst. Es ist ein unsagbar schönes Gefühl, wenn du alleine am Straßenrand stehst, jemand vorbei kommt und dir einfach hilft. Das erlebte ich in den vergangenen Tagen in Asien sehr oft, doch ganz speziell in Taiwan. Das ganze Land lebt meinen Erfahrungen nach unter dem Motto des Hostels Colorful Taiwan:
„Come as a tourist.
Stay as a guest.
Leave as a friend.“
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Nach unserer Raftingtour fuhren wir mit dem Bus an der Küste nach Hause. In einem kleinen Straßenrestaurant stoppten wir, denn der Busfahrer und die Bande einheimischer und junger Leute wollten mir, dem German, einen speziellen trockenen Fisch und Fruchtbier zeigen. Ich sollte es unbedingt mal probieren. Bezahlen sollte ich dafür nichts. Alle legten zusammen und luden mich ein.


Ich fühlte mich in Taiwan sehr geborgen, sehr sicher und scheute mich nicht um Rat zu bitten. Wirklich jeder ist hier gerne und zu jeder Zeit behilflich.
Bereits bei meiner Ankunft in Taipei erkannte ich das freundschaftliche Handeln der Taiwanesen. Ich konnte mein Hostel trotz einer astreinen Wegbeschreibung und GPS-Karte nicht finden. Das lag zum ersten Mal nicht an mir, sondern viel mehr daran, dass das Hotel außer am fingergroßen Klingelschild nicht beschildert war. Ich wusste, dass ich hier richtig sein musste, konnte aber den verflixten Eingang nicht finden. Also fragte ich einen Gemüsehändler nach dem Weg. Nach kurzer Beschreibung meinerseits fragte er nach einer Telefonnummer des Hostels, die ich ihm anschließend gab. Er zückte prompt sein Handy und wählte die Nummer. Nur Sekunden später sprach er mit meinem Hostel, ließ sich den Weg erklären, führte mich zur etwa 50 Meter entfernten Eingangstür und verabschiedete sich. Seinen Gemüsestand hatte er für diese kurze Zeit unbesetzt hinterlassen.
Solche kleinen Erlebnisse widerfuhren mir tagtäglich. Es machte Spaß auf die Menschen zuzugehen und mit ihnen zu kommunizieren. So halfen sie mir dabei den richtigen Weg zu finden, eine Fahrkarte zu lösen, eine Speisekarte zu übersetzen oder eine kurze Empfehlung auszusprechen. Warum sind die Menschen hier so anders als daheim? Warum sind alle viel aufgeschlossener und hilfsbereiter? Ob klein oder groß, der Zusammenhalt unter den Menschen spielt bei der Beantwortung der Frage sicherlich eine große Rolle.
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Doch der Gipfel sollte noch folgen. In einigen Restaurants, in denen ich mit Einheimischen aß, wurde ich oft auf eine Nachspeise oder ein Getränk eingeladen. „Das macht man hier so.“, wurde mir erklärt. „Das ist eine Tradition in Taiwan, das ist unsere Kultur,“, hieß es weiter.
Ich war erstaunt über diese netten Gesten, die sich häuften und wollte mich einfach für diese Freundlichkeit bedanken. Doch leider untersagte diese Kultur eine Revanche durch mich. Umso mehr ich es versuchte meinen Wohltätern auch etwas Gutes zu tun, desto mehr sträubten sie sich davor. Der größte Dank war für sie meistens mein Facebook-Name oder meine E-Mailadresse. Verrückte Welt.
Ein Taiwanese, den ich in Kenting traf, übertrieb es jedoch maßlos mit dieser Kultur. Er spendierte mir und einem anderen Reisenden am ersten Abend ein Abendessen sowie zwei weitere Mahlzeiten am Folgetag und den Eintritt zu einem Leuchtturm. All unsere Bemühungen ihm etwas Geld dazu zugeben oder selbst die Rechnungen zu übernehmen scheiterten. Auch unser Plan ihn auf das Frühstück des zweiten Tages einzuladen flog an der Kasse auf, als er schrie „Wenn ihr das bezahlt, kündigt ihr unsere Freundschaft!“ und sein Geld in Richtung Kellner schleuderte.
Als Sahnehäubchen fuhr er uns dann auch noch fast 500 Kilometer mit dem Auto von Kenting nach Taipei. Für umme, versteht sich. Und warum?
Die Menschen in Taiwan lieben es anderen ihr Land zu zeigen. Taiwan ist eine kleine Insel, die sich irgendwann vom Mutterland China abgekapselt hat und seit dem ihr eigenes Ding macht. Der Inselstaat ist etwa so groß wie Baden-Württemberg und hat als einer der vier Tigerstaaten unheimlich schnell die Industrialisierung erreicht und enorme wirtschaftliche Fahrt aufgenommen. Darauf sind die Einheimischen unheimlich stolz. Und diesen Stolz tragen sie mit extrem viel Sympathie, Freundlichkeit und Gastfreundschaft in die Welt.
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Erst vor kurzem wurde wieder der National Happiness Index ermittelt. Taiwan ist das glücklichste Land Asiens! Schön, dass auch die Reisenden davon etwas erfahren dürfen!
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frisch gebloggt am 08. September um 02:30 Uhr malaiischer Zeit.
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Kommentare
  • Miri
    7. September 2013, 20:52

    schön, dass es sowas noch gibt 🙂

  • Marcus Richter
    7. September 2013, 21:18

    Ja, da kann ich Dir nur zustimmen. Vor 3 Jahren hatte mir mein alter Kollege erklärt, das dies durch die Freiheit nach der Unterdrückung von Chiang Kai-sheck erst so richtig entstand. Die Taiwanesen sind alle sehr freundlich. Wir haben damals von den Mitarbeitern in dem Branch-Office Pizza ausgegeben bekommen. Die haben für 7 Personen 10 Pizzen bestellt und wir mussten von allen probieren. Schade das die Flüge 13 Stunden und mehr dauern.
    Freue mich auf weitere Beiträge aus Singapur und Malaysia. :

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Steven Hille

Steven ist der Autor des nachhaltigen Reiseblogs Funkloch. Irgendwann dachte er sich, dass er nur noch Projekte realisieren sollte, die einen guten Nutzen haben. Aus dieser Idee heraus sammelte er Spenden für ein Tigerbaby, unterstützte ein nationales Bienenprojekt, baute einen Brunnen in Uganda und gründete mit Freunden die NGO WeWater, die sich für sauberes Trinkwasser einsetzt.

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