Die Occupier der Gentrifizierung – Cuvrystraße / Berlin-Kreuzberg

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25 Jul

Die Occupier der Gentrifizierung – Cuvrystraße / Berlin-Kreuzberg

25. Juli 2012

Wer kennt sie nicht, die Brachfläche an der Cuvrystraße? Schräg gegenüber von Universal Music befindet sich die so ziemlich einzige noch nicht bebaute Fläche der Mediaspree, die viele durch die beiden riesigen Paintings vom Streetart Künstler BLU kennen.

Die „Cuvry-Brache“ ist ein herrlicher Ort zum Grillen, Abhängen und Musizieren. Besonders am Wochenende wird sie ausgiebig genutzt. Auch ich verbrachte hier die ein oder andere herrliche Mittagspause. Die Lage direkt an der Spree, mit Blick auf Oberbaumbrücke, Oststrand und Fernsehturm, lässt einen entspannen und den tristen Alltag für einen Moment vergessen.

Die Fläche blieb lange Zeit ungenutzt, obwohl kurz nach der Wende ein Einkaufszentrum geplant war. Glücklicher Weise wurde das Projekt abgewiesen, um den Einzelhandel der Umgebung zu schützen. Anfang des Jahres war sogar das BMW Guggenheim Lab an dieser Stelle im Gespräch.
Nach der Verlegung des BMW-Projektes auf den Pfefferberg entschieden Anwohner, Camper, Gärtnerinnen, Freaks, Aktivistinnen, Aussteiger, Touristinnen, Graffitisprüher, Räuberinnen, Occupier, Kulturschaffende, Künstler und Geniesserinnen (siehe offener Brief) das Gelände, das „sonst keiner nutze“, für sich zu beanspruchen. Innerhalb kürzester Zeit und dem Wetter zum Trotz entstand ein Camp von etwa 30 Zelten.
Die Camper tauschen sich hier über die Probleme des Bezirks aus und nutzen den Raum für ihre eigene urbane Planung. Auf großflächigen Bannern machen sie darauf aufmerksam.

Einblick in das Camp.


Großfläche und Banner im Do-It-Yourself-Look

„Hier entsteht Freiraum für:
– Austausch
– Kollektivität
– Selbstorganisation
– Stadtplanung“

„Cuvry Brache für alle!
Come in and join the laboratory for urban planning.“

Seit gestern ist auch ein Teil des hohen Holzzaunes entfernt, so dass ein breiter Einblick in das Camp gewährt wird – mit Wirkung. Passanten bleiben stehen, lesen die Forderungen und spazieren hinein. Oft aus Neugier, oft um zu begreifen was hier vor sich geht.
Rund um das Gelände machen sie auf selbst gebastelten Großflächen auf sich aufmerksam und informieren Interessierte. Um den Austausch zu fördern wurde sogar eine kleine Bar aus dem Boden gestampft.
Alles erinnert etwas an Besetzer, die sich ihr eigenes Reich aufbauen. Verständlich, dass der Besitzer sein Gelände gestern Vormittag räumen lassen wollte. Doch bis heute Mittag, 12 Uhr ist das nicht geschehen.

Irgendwie imponiert mir diese kleine Revolte. Es sind Menschen, die für das kämpfen, was ihnen wichtig ist. Sie sind keine Ja-Sager oder Kuscher, sondern bringen ihre Meinung auf den Tisch.
Mit einer kleinen Plakatkampagne und Bannern in der näheren Umgebung verstärken sie den Druck und bringen ihre Message auf den Punkt. Um die Menschen in ihren Bann zu reißen machen sie aus der Besetzung eine kulturelle Party, die zu den Abendstunden nicht schlecht besucht ist.
Mal sehen, wie es weiter geht mit meinem Lieblingspausenplätzchen…

Weiteres um Thema:
aktuelle Neuigkeiten findet ihr hier
Streetart von BLU in der Cuvrystraße

Kommentar
  • Martin
    30. Januar 2015, 14:22

    Hi.
    Meine Name ist Martin und ich organisiere mit zwei weiteren Personen eine Demonstration am 14.02.15 um 14:00, am einzigen noch freien Gelände an der Spree in der Curvystr. Kreuzberg! Ihr wisst wahrscheinlich, das dieses Gelände letztes Jahr niederbrannte! Doch zu diesem Thema wollen wir uns mit dieser Demo nicht positionieren! Uns geht es vielmehr darum diesen verbliebenen Raum für die Öffentlichkeit nutzbar zu machen und Raum für Kreativität zu schaffen. Außerdem den Menschen in Berlin die Augen zu öffenen, das eine fortschreitende Gentrifizierung ihrer Stadt nicht der Richtige Weg ist!
    Der Künstler BLU, der sein Graffiti an der Wand schwarz übermalt hat, stieß uns an diese Demo ins Leben zu rufen! Wir denke es ist ein Stummer Protest des Künstlers und wir wollen mehrere Leute damit erreichen, um sich damit auseinanderzusetzen.
    An diesem Samstag, den 30.01.15 werden wir gegen 21:00uhr unser Manifesto in mehreren Sprachen und andere Informationen an die Stelle des Graffitis projizieren! Daraus werden wir ein Video gestalten, was wir am 02.02.15 auf unserer Seite und bei Youtube veröffentlichen werden! Daraus hoffen wir eine breitere Masse ansprechen zu können!
    Zusätzlich bedarf es natürlich auch Unterstützung vieler.
    Ihr könnt auch einen Blick auf unsere bestehende Facebook Seite Die Ränder werfen!
    https://www.facebook.com/die.rander
    Außerdem das Manifesto.
    http://kaometry.com/demo/
    Vielen Dank schon einmal für die Aufmerksamkeit.
    Mit freundlichen Grüßen
    Martin Gosch

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Steven Hille

Steven ist der Autor des nachhaltigen Reiseblogs Funkloch. Irgendwann dachte er sich, dass er nur noch Projekte realisieren sollte, die einen guten Nutzen haben. Aus dieser Idee heraus sammelte er Spenden für ein Tigerbaby, unterstützte ein nationales Bienenprojekt, baute einen Brunnen in Uganda und gründete mit Freunden die NGO WeWater, die sich für sauberes Trinkwasser einsetzt.

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