Der Mount Fuji und seine fünf Seen | Japan #asientrip
Während der Wanderung zur Spitze des Mount Fuji dachte ich an so einiges. Damit meine ich nicht den Sinn des Lebens, Gott oder Buddah, Huhn oder Ei, sondern ganz herkömmliche Dinge. Ein Gedanke, der mich unter anderem stundenlang beschäftigte, handelte vom Wasser. Genauer gesagt, ich dachte über Tau- und Regenwasser nach.
Irgendwann erinnerte ich mich an den Verkaufsvorteil von Volvic: Mineralwasser, das von uralten Schichten Vulkangestein gefiltert wird und so seine natürlichen Mineralien mit sich bringt. Was passiert wohl mit dem Wasser des Mount Fuji? Wird das auch verkauft?
Auf dem Gipfel des Berges wurden meine Überlegungen bestätigt, als eben jenes Mt. Fuji Water mit den Worten „Taste the Cool Freshness of Mt. Fuji’s Spring Water!“ angepriesen wurde. Ich konnte das Wasser also nun an jenem Ort kaufen, an dem seine Filterung und Veredelung eigentlich erst beginnt. Was wäre, wenn ich die Flasche kaufe und ausschütte? Würde es dann doppelt gefiltert werden?
Gut, lassen wir das.
Jedoch beschloss ich in genau diesem Moment am folgenden Tag die fünf Seen des Mount Fuji zu besichtigen. Wie klar müssten sie wohl sein, wenn jeder Tropfen durch 3776 Meter Vulkangestein gefiltert wurde?

Foto: fox kiyo | flickr
Am nächsten Tag folgte dann die erste Ernüchterung. Selbst für eine ausgiebige Fahrradtour liegen die Seen zu weit auseinander, um alle zu besuchen. Also entschied ich mich dafür nur die Seen Kawaguchi und Saiko zu beehren. Nach ein paar Minuten auf dem Fahrrad war ich umso glücklicher über meine Kürzung, denn wie ihr euch vorstellen könnt, ist das Land um einen dreitausender Berg kein wirkliches Flachland.

In der Mitte der Mount Fuji. Im Halbkreis nördlich über ihm erstrecken sich die fünf Seen.
Lake Kawaguchi
Ein Fahrrad bekam ich im Hostel geliehen. Dass es mit 26 Zoll leider etwas klein war, muss ich glaube ich nicht mehr erwähnen. Über ein paar große und kleine Straßen, aber ausschließlich bergauf, ging es zum Lake Kawaguchi. Obwohl es mir in Fujiyoshida in den letzten Tagen nicht so heiß wie in Tokyo vorkam, war ich nach kurzer Zeit klitschnass geschwitzt. Umso größer war die Vorfreude auf den See, denn Badehose und das ganze Drumbamborium hatte ich natürlich dabei! Ich erreichte die vorletzte Kreuzung. Von hier aus ging es nur noch bergab und ich konnte den Lake Kawaguchi in der Ferne schon glitzern sehen.
Mit dem Erreichen des Sees folgte die zweite Ernüchterung. Kein Sandstrand, sondern große Felsbrocken. Keine schwimmenden Badegäste, sondern ein paar wenige Angler. Keine Bergseeidylle, sondern Motorboote. Kein glasklares Kristallwasser, sondern ein normaler See. Hmpf.
Landschaftlich war es mit den vielen Bergen ringsum wirklich schön, aber ich hatte mich doch schon so auf einen klaren Bergsee gefreut, in den man auch mal reinspringen kann. Um etwas zu verschnaufen, setzte ich mich auf einen Deich und beobachtete zwei Angler, die einen ziemlich großen Forellenbarsch fingen.
Jedenfalls sagen sie mir, dass es ein „sehr großer“ Forellenbarsch (engl. Largemouth bass) gewesen sei. Außerdem sagten sie auch, dass die Fische hier ausgesetzt wurden und ursprünglich in Nordamerika beheimatet sind. Mich interessierte das zwar, aber ich wollte mich doch nur etwas im Wasser abkühlen. Leider habe ich auch gar keine Ahnung vom Angeln. Die beiden scheinen das gemerkt zu haben, also schwenkten sie das Thema und wir sprachen über Berlin. Die Anglerin fragte scherzhaft, ob ich mit Fahrrad nach Japan gefahren sei. Ich überlegte und antwortet mit „Ja.“. Wir lachten.
Nach dem kurzen Gespräch radelte ich weiter, um noch mehr vom See zu erkunden:

Auf einer der Halbinseln sah ich einen kleinen Tempel. Doch nicht so unidyllisch, wie ich zuerst annahm.

Das kannte ich bisher nur aus Pokémon, Insektenfänger: Erwachse Menschen, die Insekten fangen und dann in einem kleinen Gefäß begutachten.
Lake Saiko
Nach einer kurzen Rast auf der grünen Wiese und einem Powernapping ging es weiter zum nächsten See. Auch hier ging es den ganzen Weg über nur bergauf. Es fühlte sich auf jeden Fall so an. Als ich den Lake Saiko dann endlich aus der Ferne sah, hoffe ich natürlich auf eine kleine Bademöglichkeit. Jedoch war ich nicht ganz so euphorisch wie beim See zuvor.
Hinter einem Campingplatz entdeckte ich sie dann endlich: Meine Chance ins kühle Nass zu springen. Ich parke mein Zwergenrad, riss mir meine durchgeschwitzten Sachen vom Leib und taumelte über den Kieselstein Beach zum Wasser. Auch hier sollte mich kein Märchensee erwarten. Das Wasser war trübe und verdammt WARM! Schade, denn ich hatte mich innerlich auf ein kaltes Vergnügen eingestellt.
Trotzdem ich keinen traumhaften Bergsee gefunden habe, war es letztendlich wunderschön ein schönes und nasses Plätzchen gefunden zu haben. Und so verbrachte ich den ganzen Nachmittag bis zum Sonnenuntergang am Lake Saiko.
__
frisch gebloggt am 13. August um 02:20 Uhr japanischer Zeit.
Um nichts zu verpassen, könnt ihr den Newsletter abonnieren oder einfach mal auf twitter, Facebook oder instagram vorbeischauen.
Kevin Hille
12. August 2013, 21:00Ey es war grad so schön dein sich bewegendes Gesicht zu sehen!! Herrlich!! Wann kommst du wieder nach Hause? ^^ Nacht kleiner großer Bruder!! 😉
ariane sturm
14. August 2013, 12:03von Fukushima hast du wohl noch nie was gehört? Dort tritt immer noch radioaktives Wasser aus und du freust dich über klares Gebirgswasser? Klar vielleicht…
Steven
14. August 2013, 16:49Hi Ariane. Danke für deinen Kommentar. Ich muss dich enttäuschen, klar habe ich von Fukushima gehört. Schon lange vor meiner Asienreise und ich habe auch schon hier vor Ort mit vielen darüber gesprochen. Gerade in Hiroshima (wo ich jetzt bin) ist das ein heikles Thema. Du hast Recht damit, dass immer noch Radioaktivität austritt und knapp 200.000 Menschen aus der Umgebung evakuiert werden mussten, aber das lässt andere Landschaften Japans nicht schlechter dastehen. Das war ein Unfall, der durch eine Naturkatastrophe bedingt war. Die ganze Welt hat daraus mal wieder etwas gelernt. In Europa wurde der Atomausstieg wieder heftig diskutiert und selbst Japan will bis 2045 aus der Atomenergie aussteigen. Ich hoffe selbst, dass das auch durchgezogen wird!
Im übrigen habe ich mich nicht über klares Gebirgswasser gefreut, da es in den Seen gar keins gab. Aber mich hätte es gefreut. 300 km von Fukushima entfernt geht eben das Leben auch weiter. Oder wo liegt der Kern deiner Kritik? Du erreichst mich auch unter steven@funkloch.me. Hab einen tollen Tag, Steven