Buchtipp: „Waldwunder“ – Vom Glück, im Grünen zu sein

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27 Dez

Buchtipp: „Waldwunder“ – Vom Glück, im Grünen zu sein

27. Dezember 2018

Als der frisch gegründete Reisedepeschen Verlag in diesem Jahr seine ersten Bücher veröffentlichte, da hatte ich seit langem mal wieder das Gefühl etwas ganz Besonderes in den Händen zu halten. Viele Bücher, die ich in den letzten Jahren las, waren alle nach Schema F gestaltet und produziert.
Doch die neuen Veröffentlichungen des jungen Verlages überzeugten durch eine schöne Haptik. Und ich stellte fest, dass manche Dinge sich viel schöner in einem liebevoll gestalten Buch lesen lassen – auch wenn ich liebend gerne online recherchiere und lese.
Ende November empfahl mir mein Kollege und Freund Carsten dann das Buch Waldwunder vom DuMont Reiseverlag. Wieder ein Reisebuch, wieder sehr schön gestaltet und wieder etwas mit Haptik und Liebe zum Detail. Doch ich war skeptisch.
 

Waldwunder kombiniert Anekdoten, Wissen und die Stimmung des Waldes

Das Reisebuch stellt europäische Wälder in den Fokus. Und wenn es eine Sache gibt, die unfassbar schwer in Worte zu kleiden und zu beschreiben ist, dann ist es meiner Meinung nach der Wald.
Ich bin im letzten Jahr durch den Regenwald Surinams gewandert, war in den tropischen Wäldern Australiens unterwegs, bin im Fläming durch Kiefernwälder geradelt und habe in der dicht bewachsenen Natur Kubas bunte Vögel beobachtet. Immer wieder fiel es mir schwer den Wald in seiner Ganzheitlichkeit zu beschreiben. Ein Spaziergang im Wald spricht alle Sinne an. Man spitzt die Ohren, fühlt Wind und Sonne auf der Haut, riecht erdige Aromen, sieht dem grünen Blätterdach zu und schmeckt die Natur. All jene Sinneseindrücke, die wie ein Feuerwerk auf einen Waldbesucher einprasseln, fand ich immer schwer in Wort zu fassen ohne austauschbar zu werden.
Und dann lese ich das Buch Waldwunder. Ich lese dort von Rasso Knoller. Der Nordeuropaspezialist machte sich in Schweden auf die Suche nach dem ältesten Baum der Welt. In der „wilden Bergwelt Mittelschwedens“ findet er ihn dann. Eine 9500 Jahre alte Fichte, die den Widrigkeiten seit Jahrtausenden trotzt. Was dieser Baum wohl schon erlebt hat?

Kennst du die Waldberufe Zeidler und Zapfensammler?

Einige Seiten weiter erfahre ich vom Beruf des Zeidlers. Zeidler klettern auf Bäume und züchten in deren Stämmen Bienen. Dafür wird zunächst eine Öffnung in den Baum gesägt. Sie wird der zukünftige Wohnraum für die Bienen sein. Das dauert etwa zwei bis drei Tage. Danach muss das Baumloch ein Jahr trocknen, ehe die ersten summenden Gäste einziehen. Die Bienen helfen dem Ökosystem Wald und der Zeidler hilft den Bienen bei der Wohnungssuche. So profitieren alle voneinander. In zehn Fragen steht Frank Krumm, ein Zeidler aus Süddeutschland, Rede und Antwort.
Beim Lesen lerne ich viel über den Wald, seine Bewohner und mögliche Waldberufe. Denn nicht nur der Förster arbeitet im Wald. In Baden-Württemberg ist Ralph Mohr hoch in den Bäumen unterwegs. Er klettert auf die bis zu 60 Meter hohen Douglasien und hilft bei der Zapfenernte. So wird das wertvolle Saatgut der Douglasien gesammelt, das sonst vom Wind verstreut werden würde.
Das Lesen im Buch weckt meine Neugier. Ich recherchiere im Internet und finde heraus, dass Douglasien ursprünglich vor der Westküste der USA verbreitet sind. In Deutschland machen sie inzwischen zwei Prozent der Wälder aus. Im Schwarzwald wurde 1900 eine erste Douglasie gepflanzt, die mit 66 Metern inzwischen der höchste Baum des Schwarzwaldes ist. Wieder etwas gelernt.
Dann lese ich weiter im Buch und lese eine Geschichte von Carsten. Er war auf La Gomera im Lorbeerwald von Garajonay unterwegs. Mit echtem Lorbeer, den wir vor allem aus der Küche kennen, hat der Wald nicht viel am Hut. Meine Neugier ist geweckt. „Lorbeerwälder bedeckten früher weite Teile des europäischen Kontinents. Von der Eiszeit, die sich vernichteten, blieben die Kanaren verschont.“, schreibt Carsten.
Zu jeder Waldanekdote liefern die Autoren passende Tipps. Carsten empfiehlt im Fall von La Gomera eine Führung durch das Aloe Vera Center von Hermigua, das Familienrestaurant „La Montana Casa Efigenia“ und die Finca „Casa Rural La Pamita“ am Rande des Lorbeerwalds.
Waldwunder kombiniert damit Reiseerlebnisse, Reisetipps zum Nachreisen und Wissen über den Wald und seine Bewohner. Für Naturliebhaber eine empfehlenswerte Lektüre.
 
Offenlegung: Das Buch habe ich für diese Rezension kostenfrei erhalten. Der Text wurde vom Verlag nicht beauftragt und auch nicht bezahlt. Ich habe diese Rezension geschrieben, weil ich gerne Bücher lese, die zum Reisen inspirieren, sich mit der Natur beschäftigen und nebenbei auch noch etwas Wissen vermitteln.

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Steven Hille

Steven ist der Autor des nachhaltigen Reiseblogs Funkloch. Irgendwann dachte er sich, dass er nur noch Projekte realisieren sollte, die einen guten Nutzen haben. Aus dieser Idee heraus sammelte er Spenden für ein Tigerbaby, unterstützte ein nationales Bienenprojekt, baute einen Brunnen in Uganda und gründete mit Freunden die NGO WeWater, die sich für sauberes Trinkwasser einsetzt.

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