Vom Rheinland nach Pamplona: Interview mit Andreas Drouve

 / Vom Rheinland nach Pamplona: Interview mit Andreas Drouve
andreas drouve in costa rica
25 Jan

Vom Rheinland nach Pamplona: Interview mit Andreas Drouve

25. Januar 2016

Auf meiner Reise durch Costa Rica lernte ich Andreas Drouve als einen sehr ruhigen Mitreisenden kennen. Erst als unser Fahrer es geschafft hatte mehrere Mal in Folge sich zu verfahren, brach Andreas sein Schweigen. Zu meiner Überraschung stellte ich fest, dass Andreas in Spanien lebt und somit jedes Wort verstanden hatte, als unser Fahrer desorientiert beim Serienschauen auf dem Smartphone (während der Fahrt!) nach dem Weg gefragt hatte. Im Gegensatz zu vielen anderen Journalisten, die ich inzwischen kennengelernt habe, redet Andreas nur, wenn er gefragt wird oder etwas zu sagen hat. Das macht ihn sympathisch.
Andreas arbeitet in Spanien als Journalist und Autor, hat einen Doktor in Literaturwissenschaften und hat bereits über 100 Bücher publiziert. Grund genug ihn in ein paar Fragen besser kennenzulernen.
 
Steven: Du wurdest im Rheinland geboren, hast in Bonn, Granada, Pamplona und Marburg studiert und wohnst nun seit fast 20 Jahren in Pamplona in Nordspanien. Wie kam es dazu, dass du deinen Lebensmittelpunkt nach Spanien verschoben hast?
Andreas: Schlägt das Schicksal gnadenlos zu, gibt es kaum eine Rettung – meine Frau ist Spanierin.
 
Und warum bist du nicht direkt an die Küste gezogen?
Das Inland hat absolut seine Reize! Die Vorpyrenäen liegen hier in Sicht, gleich am Haus läuft der legendäre Jakobsweg vorbei, vom Büro aus schaue ich auf die Stadtmauern, die nächsten Altstadtkneipen liegen drei Gehminuten entfernt. Und bis zur Küste sind es nur 80 km, da lassen wir uns oft genug die Atlantikluft um die Nase wehen. Ich bin Atlantikfan.
 
„Als Journalist und Autor kann man überall arbeiten.“ Wie viel Wahrheit steckt in dieser Aussage und wo arbeitest du am liebsten?
Die Wahrheit der Aussage ist daran gekoppelt, ob man sich dort wohlfühlt, wo man lebt und arbeitet. Ich könnte mich sicher an vielen anderen Plätzen wohlfühlen, es muss nur irgendwie anders und inspirierend sein. Ich liebe es, hier in einem fremden Kulturkreis zu leben – und auch darüber zu schreiben, mit allen Widersprüchen.
 
Ich habe dich auf einer gemeinsamen Pressereise in Costa Rica als einen sehr ruhigen Reisegefährten kennengelernt. Würdest du dich selber auch so beschreiben?
Sich wortgewaltig in den Mittelpunkt zu stellen, das überlasse ich lieber anderen. Manchmal ist es gut, nur teilnehmender Beobachter zu sein. Wenn es sein muss, kann der Reisegefährte aber sehr „unruhig“ werden – garantiert.
 
Besonders Südamerika hat es dir angetan. An welchen Ort in Südamerika würdest du immer und immer wieder reisen?
Oh, da gibt es viele Orte! Patagonien kommt mir spontan in den Sinn, das Tiefland in Venezuela.
 
Und warum wohnst du dort nicht?
Patagonien ist mir lange im Jahr zu kalt, Venezuelas Tiefland zu abgelegen und zu krokodilreich.
 
Welches Land schätzt du als besonders ökologisch nachhaltig ein?
Kann ich pauschal nicht sagen, aber es gibt überall Nischen, die man herausheben kann, ob in Honduras, Bolivien, Kolumbien oder sogar in Frankreich.
 
Auf welcher Reise konntest du am besten von deinem Job abschalten? Geht das überhaupt?
Abschalten – dazu muss ich mich zwingen, die Kamera daheim lassen. Aber: Es geht. Und es ging zum Beispiel besonders gut bei einer Kanutour durch die Boundary Waters an der Grenze zwischen den USA und Kanada.
 
Welches war dein bestes Reiseerlebnis?
Auge in Auge mit den magischen Steinmännern auf der Osterinsel gestanden zu haben. Und nicht das beste, aber das abenteuerlichste war ein Trekking auf dem Inkapfad in Peru, als der noch nicht touristisch ausgebeutet war. Ich war allein, auf 4000 m Höhe lösten sich meine Schuhe auf. Fortan ging ich barfuß durch Eis und Schnee Richtung Machu Picchu. Kann ich zur Nachahmung nicht empfehlen.
 
Du hast bereits über 100 Bücher geschrieben. Alleine diese Tatsache versetzt mich beim Tippen dieser Fragen in leichte Nervosität. Was macht dich nervös?
Erstens: Worthülsenverbreiter. Zweitens: Wenn meine Töchter abends um zehn noch immer nicht den Weg ins Bett finden.
 
Was genau verstehst du unter einem Worthülsenverbreiter?
Ein Worthülsenverbreiter ist jemand, der redet ohne etwas zu sagen.
 
Welches deiner Bücher gefällt dir selbst am besten? Und warum?
„Liebeserklärung an Südamerika“, das ist letztes Jahr erschienen, eine Sammlung von Reportagen und Essays voller Herzblut.
 
Eines deiner letzten Werke ist „111 Gründe, Spanien zu lieben“. Fiel es dir schwer, so viele Gründe zusammenzutragen?
Unter Begleitung eines guten Rioja-Weins am Schreibtisch fällt mir nichts schwer.
 
Johanna hat in den letzten Wochen Andreas Buch „111 Gründe, Spanien zu lieben“ gelesen und wird uns in den nächsten Tagen mit einer Buchrezension beglücken.
 
__
Hinweis: Dieser Artikel enthält einen Affiliate-Link zum Buch von Andreas. Habt ihr Interesse an dem Buch, könnt ihr es gerne mit einem Klick auf den Link bei Amazon bestellen. Ihr zahlt dadurch nicht mehr, jedoch erhalte ich eine kleine Provision. Die Setzung des Links ist mit dem Autor abgestimmt.

No Comments

Leave a Reply

Steven Hille

Steven ist der Autor des nachhaltigen Reiseblogs Funkloch. Irgendwann dachte er sich, dass er nur noch Projekte realisieren sollte, die einen guten Nutzen haben. Aus dieser Idee heraus sammelte er Spenden für ein Tigerbaby, unterstützte ein nationales Bienenprojekt, baute einen Brunnen in Uganda und gründete mit Freunden die NGO WeWater, die sich für sauberes Trinkwasser einsetzt.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner