Brunnenbauertagebuch. #2

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Brunnenbau Uganda
25 Feb

Brunnenbauertagebuch. #2

25. Februar 2016

vom 24. und 25. Februar

Mein Handy lebt noch und es wird auch so bleiben. Vielen Dank für die lieben Kommentare und Nachrichten. Zwar hatte ich nicht erwartet, dass alles nach Plan laufen würde, aber solch ein Rückschlag in den ersten beiden Tagen entmutigte mich ziemlich. Ich habe mir im Sinne eines lieben Bloglesers …
„Letzendlich wirst du das Projekt wohl den Uhren in Afrika anpassen müssen – was deinem Gemüht sicherlich gut tun wird.“
… inzwischen die beste Mühe gegeben mich auf das Zeitverständnis Ugandas einzulassen. Alles andere bringt auch nichts.

News von Busoga (Trust)

Moses hat inzwischen mit seinem Country Director gesprochen. Dieser hat den Kostenvoranschlag für das Projekt nun freigegeben. Schon geil, dass wir an diesem Punkt schon mal vor sechts Monaten waren bzw. hätten gewesen sein sollen.
Um die Abstimmung mit Busoga etwas zu beschleunigen, haben Hannes und Steffen inzwischen in emsiger Nachtarbeit aus Berlin einen Vertrag fertig gemacht und ihn ins Englische übersetzt. Nachdem ich die letzten Informationen eingetragen hatte, ging er heute Morgen an Moses, der ihn direkt an den Country Manager und das Rechtsteam weitergeleitet hat. Nun warten wir auf Rückmeldung.
Meiner Meinung nach muss der Vertrag nun nur noch final besprochen werden, ehe wir die Bankinformationen bekommen können und die erste Rate transferieren können. Wir werden das Projekt mit 45 % der Gesamtsumme (20.440.000 UGX) anzahlen. Das ist notwendig, da davon die ganzen Materialien besorgt werden. Weitere 35 % werden wer nach Fertigstellung des Brunnens und 20 % zwei Monate nach Fertigstellung bezahlen.
Der optimistische Steven würde meinen, dass wir am Montag anfangen mit Busoga zu arbeiten. Der Steven, der inzwischen in Uganda angekommen ist, vermutet fast, dass es eher Mittwoch oder Donnerstag wird. Damit hätten wir etwas mehr als eine Woche verloren. Aber daran kann leider nichts mehr geändert werden, auch wenn ich es mir so sehr wünschen würde.

Death Valley und 5 Liter Wasser am Tag

Die Temperaturen sind morgens und abends recht angenehm. In der Mittagssonne halte ich es bei 30 Grad im Schatten kaum aus. Daher haben wir mit Emma entschieden, dass wir täglich von 8 bis 11 Uhr und von 16 bis 18 Uhr den Graben für die Wasser- und Elektroleitungen schaufeln.
Emma_Markierung

Start_Graben
Schaufeln, graben, buddeln? Das klingt alles viel leichter als es ist. Anfangs fragte ich mich noch, warum wir mit Spitzhacken und Spaten loszogen, jetzt weiß ich es ziemlich genau – und mein Rücken auch. Der Boden ist unglaublich hart und besteht aus einer oberen, 15 cm tiefen Erdschicht, danach folgt eine unglaublich harte Schicht, die aus Gesteinen, Kristallen und Erde besteht und so hart ist, dass ich der Meinung bin aufgrund der hohen Verdichtung des Bodens bald einen Diamanten zu finden. Das Arbeiten mit dem Spaten alleine ist unmöglich. Da wäre man eher erfolgreich, wenn man mit einem Zahnstocher versuchen würde eine Betonschicht zu zerstoßen oder mit den Zähnen eine Konservendose öffnen wollen würde. Daher nutzen wir die Spitzhacken, um den Boden zu lockern und schaufeln Steine, Wurzeln, Erde mit dem Spaten zur Seite.
Und selbst das wäre nur halb so schlimm, wenn wir zumindest die Distanz abschätzen könnten.

Der Brunnen wird in 420 Metern Entfernung zur Pfarrerei gegraben. Weitere 50 Meter misst die Distanz vom Wassertank der Pfarrerei zur öffentlichen Entnahmestelle. Und da 420 plus 50 leider 470 Meter ist, haben wir nun ordentlich zu tun einen 1 Fuß (0,3048 m) breiten und 2 Fuß tiefen Graben zu baggern. In den ersten beiden Tagen haben wir etwa 40 Meter geschafft. Das ist ziemlich wenig. Der optimistische Steven hatte ursprünglich mit 100 Metern pro Tag bei 10 Personen gerechnet. Leider hatte ich den Aufwand als begeisterter Sandburgen und Ich-buddel-mal-im-Garten-so-weit-wie-ich-komme-Fan unterschätzt. Außerdem waren wir im Schnitt nur fünf Personen. Es fiel uns ziemlich schwer die Dorfcommunity zum Helfen zu überreden. Und wenn einer die Arbeit mal gemacht hat, kommt er nie wieder.

Da Linn und Mareike heute leider mit dem Magen zu tun hatten und Father Joseph den ganzen Tag stark eingebunden war, waren Emma und ich die einzigen, die lange Zeit am Graben arbeiteten. Hätte ich die Kräfte, hätten wir sicherlich auch weiter gemacht, aber nach 3 Stunden am Vormittag und 2 Stunden am Nachmittag war es aus mit unseren Kraftreserven.

Morgen und Samstag werden wir nur am Vormittag weiterarbeiten. Am Sonntag nach der Messe werden wir ein paar Worte an die Gemeinde richten und sie bitten uns zu helfen. Ich hoffe, dass wir ab Montag etwa 15-20 Helfer haben und den Graben bis Ende nächster Woche finalisieren können. Dann wäre ein Meilenstein geschafft.

Meine morgendlichen Joggingrunden habe ich inzwischen auf den Abend gelegt. Trotz der Erschöpfung vom Graben zwinge ich mich zumindest dazu eine kleine Runde zu laufen. Nachdem mir die Route in Richtung Nedje als zu staubig und zu befahren erschien, habe ich inzwischen das „Death Valley“ für mich entdeckt. Es ist ein 1,5 Kilometer langer Pfad, der nach der Hälfte im Tal mündet. Von dort geht es in beide Richtungen etwa 100 Höhenmeter hinauf. Eine ordentliche Steigung also und jeden Abend eine echte Herausforderung.

Es bleibt also spannend in Sachen Brunnenbau und ich bin echt happy, dass wir mit Steffen und Hannes so ein gutes Team haben. Die beiden sind zwar noch in Deutschland, aber über unsere WhatsApp-Gruppe tauschen wir uns permanent aus.

Danke Jungs!

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Steven Hille

Steven ist der Autor des nachhaltigen Reiseblogs Funkloch. Irgendwann dachte er sich, dass er nur noch Projekte realisieren sollte, die einen guten Nutzen haben. Aus dieser Idee heraus sammelte er Spenden für ein Tigerbaby, unterstützte ein nationales Bienenprojekt, baute einen Brunnen in Uganda und gründete mit Freunden die NGO WeWater, die sich für sauberes Trinkwasser einsetzt.

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