Hiroshima in einem Tag zu Fuß erkunden. | Japan #asientrip

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15 Aug

Hiroshima in einem Tag zu Fuß erkunden. | Japan #asientrip

15. August 2013

Ich nehme die letzte Stufe. Gleich ist es geschafft und ich kann zum Abschluss des Tages den Sonnenuntergang über dem Hiroshima Castle fotografieren. Genau in diesem Moment höre ich schon zum zweiten Mal binnen Minuten jemanden meinen Namen rufen. Bin ich schon so durch? Nach beinahe zwei Wochen Japan?
Ich entscheide mich dazu mich nicht umzudrehen. Da schallt es wieder in mein Ohr. Ich blicke zurück und bin erleichtert. Kurz hinter mir steht Hanna. Wir haben uns heute morgen vor dem Peace Memorial Museum kennengelernt. Sie ist aus Leeds (England) und wir fangen wieder an zu plaudern. Leider vergesse ich daraufhin das entscheidende Foto zu machen. Naja, was soll´s.

Mein Tag begann also an jenem Ort, an dem er gestern endete: Im Peace Memorial Park. Heute wollte ich das Museum besichtigen, da es gestern Abend schon geschlossen war. Hinter dem geringen Eintrittsgeld von weniger als 50 Cent kann man die Absicht des Museums, als auch der ganzen Stadt erfahren: Die Menschen vom Frieden überzeugen. Jedem soll durch den günstigen Eintritt ermöglicht werden das Museum zu besuchen. Die mobilen Knöpfe im Ohr, die alle Infos in einer von etwa fünfzehn Sprachen verbreiten, gab es für gerade mal 2,50 €. Ohne heute nochmal ausführlich auf die Schrecken dieses grausamen Ereignisses einzugehen, hat mich eine Sache besonders bewegt.
Im Museum können die letzten Lebzeiten von einigen Opfern der nuklearen Katastrophe miterlebt werden. So wurde zum Beispiel die Brotdose, samt verkohltem Inhalts, eines etwa vierzehnjährigen Jungen ausgestellt. Er war auf dem Weg zur Arbeit, als ihn das Ausmaß der Katastrophe erreichte. Das Museum schafft es auf eindrucksvolle Weise diese letzten Momente einzelner auch nach über 68 Jahren erlebbar zu machen. Das geht unter die Haut.

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24846 Tage nach der Katastrophe und 184 Tage nach dem letzten nuklearen Test. In der Hoffnung, dass es der letzte war.

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Blick über den Park in Richtung Museum.

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Blick über den Park in Richtung Atombombenkuppel.

 

Anschließend schlenderte ich in Richtung Norden. Auf dem Weg zur Hiroshima Green Arena, kam ich an einem Freibad vorbei. Es tat gut die tobenden Kinder zu hören.
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Nach etwa zehn Minuten Fußweg erreichte ich dann die Green Area, was nichts weiter ist, als ein großer Sporthallenkomplex. Ich folgte meiner neuen Angewohnheit und ging in die größere der beiden Hallen. Yeah! Heute fand ein großes Basketballturnier statt. Die Sportler waren etwa im Grundschulalter und Mannschaften aus vielen großen japanischen Städten waren vertreten. Ich sah Mannschaften aus Tokushima, Kamakura, Tokyo, Kyoto, natürlich Hiroshima und viele mehr. Obwohl die Kids noch sehr jung waren, spielten sie echt sau stark. Das Zusehen machte so sehr Spaß, dass ich fast zwei Stunden in der Sporthalle verweilte. Ich hatte ja Zeit. =)
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Unweit von der Green Area liegt das Hiroshima Museum of Art. Das hatte ich nämlich auch auf meiner to-do-Liste für den heutigen Tag, da hier Werke von Picasso, Monet, van Gogh oder Frankenstein zu sehen sind. Ach nee, vom letzten gibt´s hier gar keine Gemälde, obwohl einige echt danach aussehen… Naja, jedenfalls erkannte ich nach dem Besuch des Museums, warum ich noch nie Werke der genannten Künstler gesehen hatte. Es machte mir schlichtweg keinen Spaß durch das Museum zu gehen und hunderte dieser Werke zu beglotzen. Außerdem scheine ich diese Form der Kunst nicht zu verstehen und kann ihren Wert nicht schätzen. Überhaupt nicht… Was ist an einigen Werken mehrere hunderttausend Euro wert? Was unterscheidet die Werke zu den Werken von Straßenkünstlern? Ich finde keinen Unterschied.
Als ich mich aus dem ersten von zwei Gebäuden in Richtung Ausgang schlingeln wollte, sprang mir ein äußerst alter und kleiner Sicherheitsmann in den Weg. Er zeigt in die entgegengesetzte Richtung und sagte „Next!“. Ich musste schmunzeln. Er hatte gewonnen und ich drehte um. Besser wurde es aber nicht.
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Eingang zum Hiroshima Museum of Art
Direkt gegenüber vom Museum liegt das RIHGA Royal Hotel Hiroshima. Das muss von der Aufmachung her mindestens sechs Sterne haben. Ich ging zielstrebig durch den Eingang, grüßte die Hostessen und ging ohne Umwege auf den Fahrstuhl zu. Dort angekommen, wählte ich das zweithöchste Stockwerk, da sich ganz oben ein Restaurant befand. Nach etwa einer halben Minute erreichte ich den menschenleeren 32. Stock. Und wooooow, was für ein Ausblick. Der Wahnsinn! Aber durfte ich hier sein? Gemerkt hat es zumindest keiner. 🙂

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Freibad und Green Area

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 Das Museum of Art von oben: Wesentlich interessanter als das im Inneren.

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Der Ausblick in Richtung Südosten. Hinter dem einen Haus da, genau da wohne ich.

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Der Ausblick nach Süden, in Richtung Peace Memorial Park.

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Selbst die Herrentoilette hatte Panoramafenster. Hier der Blick nach Norden mit dem Hiroshima Castle.

Huii, diese Aussicht machte Spaß. Hier konnte ich ewig bleiben. Das tat ich auch.
Es war super, dass ich mir von dieser Position aus schon mal ein erstes Eindruck von der anschließenden Castle-Besichtigung machen konnte. Auffällig war der enorm breite Flutgraben, in welchem Kois und Schildkröten schwammen. Der perfekte Schutz vor Angreifern. Also die Tiere natürlich!

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Uff, was für ein Tag. Viel erlebt und viel gelaufen. Doch im Vergleich zu den anderen japanischen Städten, die ich bisher besuchen durfte (Tokyo, Fujiyoshida, Kobe) ist in Hiroshima wirklich alles sehr nah und fußläufig zu erreichen. Das macht Spaß und würde noch mehr Spaß machen, wenn es nicht so unglaublich heiß wäre.
Zum Abschluss noch ein paar Bilder von der obersten Etage des Hiroshima Castle. Glücklicherweise war es dort oben ziemlich windig.
Erkennt ihr ein paar Gebäude wieder?
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frisch gebloggt am 16. August um 02:10 Uhr japanischer Zeit.
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Steven Hille

Steven ist der Autor des nachhaltigen Reiseblogs Funkloch. Irgendwann dachte er sich, dass er nur noch Projekte realisieren sollte, die einen guten Nutzen haben. Aus dieser Idee heraus sammelte er Spenden für ein Tigerbaby, unterstützte ein nationales Bienenprojekt, baute einen Brunnen in Uganda und gründete mit Freunden die NGO WeWater, die sich für sauberes Trinkwasser einsetzt.

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