Warum nicht mal auf einem Floß übernachten? – Floßfahren in den Gewässern vor Potsdam

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15 Mai

Warum nicht mal auf einem Floß übernachten? – Floßfahren in den Gewässern vor Potsdam

15. Mai 2017

Kurz nach 17 Uhr finde ich mich am Samstag in der Schiffbauergasse in Potsdam ein. Die Floße von Huckleberrys kommen von ihren Tagesausflügen zurück. Familien, Paare und Senioren kommen in kleinen Gruppen von den rotbraunen Hausbooten. Sie tragen Picknickkörbe und leere Pfandflaschen auf den Anlegesteg. Zufrieden wirken sie, vielleicht etwas ausgeglichener als sonst? Ich bin erst einen Tag in Potsdam, muss aber feststellen, dass das Leben hier, nur eine Stunde von Berlin entfernt, ein ganz anderes ist. Alles ist sauberer, die Straßen ruhiger, die Menschen freundlicher.

Als ich an der Reihe bin, zeigt Mathias mir mein Floß. Auf Mary Sawyer werde ich zwei Tage die Gewässer rund um Potsdam erkunden. Eine Route habe ich mir nicht rausgesucht. Eigentlich ging es mir nur um eine ausgefallene Übernachtung – und um Ruhe. Den halben Tag war ich auf dem Potsdamer Wissenschaftstag und habe ein cooles Startup getroffen. Ein entspannter Abend auf dem Wasser kommt mir da gerade recht.
„Wasn, ganz alleine?“, fragt Mathias.
„Jo“, antworte ich viel zu knapp, sodass ich das Gefühl habe es könnte brummelig wirken.
„Na klar, warum auch nicht.“, sagt Mathias. Einen kurzen Augenblick habe ich das Gefühl, er könnte meine Gedanken lesen und könnte sehen, dass ich einfach nur auf einen der umliegenden Seen fahren und abschalten möchte.
Zehn Minuten später ist es dann soweit. Ich lege behutsam ab. Ein weiteres Floß kommt gerade zurück.
Jetzt niemanden rammen, denke ich.
Glück gehabt, ich lege routiniert ab und fahre nordöstlich den Tiefen See entlang.
Mathias hat mir kurz vor der Abfahrt noch einen Aldi mit Bootsteg empfohlen. Den entdecke ich nach wenigen Minuten. Ich lege an und decke mich mit Grillkäse, Brot, Butter, Käse und Tomaten ein. Einem kleinen Grillabend auf dem Floß steht nichts mehr im Wege.
Nur einen weiteren Kilometer fahre ich bis zu einer Wasserkreuzung. Dort muss ich mich entscheiden, ob ich zum Jungfernsee oder zum Wannsee möchte. Ach, hier ist es doch hübsch, denke ich und werfe den Anker.

Alleine reisen oder zusammen unterwegs sein?

Und während ich so auf dem Wasser gleite und den zweiten Anker auswerfe, da fällt mir ein, dass ich ewig nicht alleine gereist bin. Zuletz waren immer Freunde dabei. Die wahre Schönheit des Alleinereisens konnte ich in letzter Zeit gar nicht mehr genießen. Alleine ist es oftmals entspannter. Natürlich ist es auf Dauer auch zu einsam und die immer und immer wiederkehrenden Smalltaks nerven – aber so ein paar Tage alleine auf Reisen sind toll.
Ich schalte eine beliebige Spotify-Playlist an und versuche den Grill anzuzünden. Der Grillanzünder erweist sich als Flop, fünf zusammengeknüllte Blätter einer Küchenrolle helfen aus. Nach gut dreißig Minuten glüht der Grill. Ich genieße den Abend und freue mich auf den nächsten Tag. Denn schon wieder werde ich mit dem Alleinreisen brechen. Meine Eltern, meine Freundin und meine besten Freunde kommen zu Besuch. Na gut, vielleicht ist es wie so oft ein gesundes Verhältnis zwischen beiden Reisearten.

PS: Viel weiter als bis zu der besagten Wasserstraßenkreuzung bin ich in den zwei Tagen gar nicht gekommen. Mir ging es wohl wirklich nur um die abenteuerliche Unterkunft. Schade ist es nur, dass ich die Augen des Vermieters nicht mehr sehen konnte, der einen vollgeführten Tank vorgefunden hat. 😀
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Meine kleine entspannte Floßfahrt ist Teil einer vierwöchigen Fahrradtour durch Brandenburg, auf der ich mir EU-geförderte Projekte ansehe. Auf brandenburg-da-geht-was.de blogge ich etwa alle zwei Tage über meine Erlebnisse und stelle geförderte Projekte und Unternehmungen vor. Schau doch mal vorbei.
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Offenlegung: Nachdem ich Ole, dem Geschäftsführer der Huckleberrys, erzählt hatte was ich in Brandenburg auf meiner Fahrradtour so treibe, hat er mich auf das Floß eingeladen. Meine Meinung wurde davon nicht beeinflusst.

Kommentare
  • Zypresse
    16. Mai 2017, 8:51

    Hach ja, wir sind bereits mehrfach mit einem Floß/Boot auf der Havel – allerdings von Brandenburg aus, unterwegs gewesen. Für uns eine wunderbare Möglichkeit für einen entschleunigten Urlaub. Schon nach einem halben Tag ist man wunderbar entspannt, genießt die Ruhe, die Natur, Wasservögel, das stille Dahingleiten durch eine schöne Landschaft. Von daher: schade, dass Du es nur bis zur Wasserstraßenkreuzung geschafft hast. Vielleicht ein anderes Mal!

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Steven Hille

Steven ist der Autor des nachhaltigen Reiseblogs Funkloch. Irgendwann dachte er sich, dass er nur noch Projekte realisieren sollte, die einen guten Nutzen haben. Aus dieser Idee heraus sammelte er Spenden für ein Tigerbaby, unterstützte ein nationales Bienenprojekt, baute einen Brunnen in Uganda und gründete mit Freunden die NGO WeWater, die sich für sauberes Trinkwasser einsetzt.

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