Captain Planet und sein Weltverbesserer-Bruder.

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30 Mrz

Captain Planet und sein Weltverbesserer-Bruder.

30. März 2014

Ich gehe über eine Kreuzung in Berlin-Mitte. Vor mir läuft eine Frau im mittleren Alter, mit grauer Hose, schwarzen Stiefeln sowie ebenfalls schwarzer Baumwolljacke. Ihr dunkles Haar weht im Wind, als sie in ihre Handtasche greift und eine ungeöffnete Zigarettenschachtel hervorholt. Sie trennt die durchsichtige Folie behutsam auf und öffnet die Schachtel. Mit einer weiteren gekonnten Handbewegung reißt sie das silbrige Papier heraus, das sie von den Glimmstängeln noch trennt. Und… lässt Folie und Papier etwa fünf Meter vor einem orangenen Abfallbehälter fallen. In leichten Windungen und Drehungen landet der Abfall auf dem asphaltierten Boden. Ich bin überrascht. Nicht, dass ich das nicht schon mal erlebt hätte, aber von dieser feinen Dame hätte ich es nicht erwartet.
Da ich nur drei Schrittlängen hinter ihr laufe, bücke ich mich beim Gehen, hebe das Papier auf und entsorge es ein paar Meter weiter in dem besagten Abfallbehälter.
Ganz so wie es der Zufall will, beobachtet sie meine Reaktion aus dem Augenwinkel, wird rot und entschuldigt sich. Eine Kleinigkeit. Sowohl ihre, als auch meine Reaktion. Und trotzdem weiß ich, dass sie das nicht so schnell wiederholen wird.
Der Freund, der mich begleitet, kommt aus dem Grinsen nicht mehr raus und sagt: „Na Captain Planet, mal wieder die Welt gerettet?“
 

Wer ist dieser Captain Planet?

Captain Planet ist eine Art ökologischer Superman, denn als Gaia, die Mutter der Erde, die Zerstörung des Planeten Erde durch den Menschen bemerkt, entschließt sie sich dazu, fünf magische Ringe zu erschaffen. Diese werden an fünf junge Menschen aus unterschiedlichen Kontinenten verteilt. Jeder dieser Ringe besitzt die Kraft eines Naturelementes. Zusätzlich zu den Naturelementen Erde, Feuer, Wind und Wasser gibt es einen weiteren Ring mit der Kraft der Liebe. Folglich werden die fünf Jugendlichen als Hüter der Erde eingesetzt, die mit Hilfe von Gaias Sehkraft in weltweite Katastrophengebiete gesendet werden. Und immer, wenn ihre eigenen Kräfte und die der Ringe nicht ausreichen, dann bündeln sie ihre Energie und rufen Captain Planet. Dieser erscheint folglich aus dem Inneren der Erde und unterstützt die Umweltschützer. Mal rettet er so ein paar Delphine vor gemeinen Walfängern oder verhindert, dass literweise Altöl im Meer entsorgt wird. Sobald er seine Arbeit getan hat, fliegt er beim Ausruf der Worte „Ihr habt die Macht!“ zurück in das Erdinnere, um seine Kräfte aufzuladen.

Tatsächlich ist es so, dass ich für Captain Planet schon immer eine große Sympathie hegte. Als ich noch ein Kind war, verging kein Samstagmorgen ohne die Zeichentrickserie mit dem großen blauen Superhelden. Inzwischen glaube ich, dass er mich ziemlich geprägt hat. Oder ich bilde es mir zumindest wunderbar ein, denn wer will wohl nicht super stark, groß, mit magischen Kräften ausgestattet sein und fliegen können?
 
Zuerst war Captain Planet für mich nur eine von vielen tollen Zeichentrickserien. Doch das änderte sich prompt an folgendem Wochenende:
Wir fuhren mit dem Auto irgendwo hin. Vielleicht einkaufen, vielleicht zu einem See. Ich weiß es gar nicht mehr so genau. An einer der vielen Ampeln, die auf unserer Wegstrecke lagen, kurbelte ich mein Fenster hinunter und spuckte mit der vollsten Kraft meiner Lunge einen alten Kaugummi auf den Gehweg. Stolz wie Bolle über die tolle Distanz, holte mich mein Vater mit den Worten „Dann brauchst du auch nicht jeden Samstag Captain Planet schauen, wenn du dich nicht daran hältst!“ auf den Boden der Tatsachen zurück. Mein Vater war nie jemand, der viel meckerte oder Moralpredigten hielt. Er ist eher einer von uns und macht auch mal den einen oder anderen Spaß mit. Doch das Rotzen von Kaugummi auf den Gehweg fand er irgendwie blöd. Recht hatte er, musste ich feststellen und bereute es.

captain_planet_funkloch_nachhaltigkeit

Etwa 17 Jahre später verkleidete ich mich für eine Silvesterparty als Captain Planet. Der Satz „Ihr habt die Macht.“ ist für mich heute mehr als der Ausspruch eines Superhelden beim Verschwinden in die Erdkruste. Er ist für mich mehr Anreiz als jemals zu vor. Er sagt mir, dass jeder alles erreichen kann. Und selbst wenn ich etwas nicht alleine bewältigen sollte, dann kann die Kraft vieler hilfreich sein! Er sagt mir, dass man niemals aufgeben sollte, dass man selbst über seine Zukunft oder globale Probleme bestimmen kann und immer für seine Vision kämpfen sollte. Vor ein paar Jahren konnte ich nur zwei bis drei Kilometer am Stück joggen. Doch ich blieb dran und verbesserte stetig meine Kondition. Am vergangenen Sonntag lief ich wieder den Berliner Halbmarathon und in knapp vier Wochen starte ich über die doppelte Distanz in Hamburg. Ich habe nicht aufgegeben und werde es auch nie. Und genauso trifft das auch für jeden anderen zu. Wir können alles erreichen, wenn wir es nur wollen, denn …

Ihr habt die Macht!

 
 
 

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Steven Hille

Steven ist der Autor des nachhaltigen Reiseblogs Funkloch. Irgendwann dachte er sich, dass er nur noch Projekte realisieren sollte, die einen guten Nutzen haben. Aus dieser Idee heraus sammelte er Spenden für ein Tigerbaby, unterstützte ein nationales Bienenprojekt, baute einen Brunnen in Uganda und gründete mit Freunden die NGO WeWater, die sich für sauberes Trinkwasser einsetzt.

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