Brandenburg: In einer Stunde von Cottbus über Karibik und Afrika.

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Cessna über Brandenburg
17 Aug

Brandenburg: In einer Stunde von Cottbus über Karibik und Afrika.

17. August 2014

Vom Fliegen träumen.

Ich breite meine Arme aus, fange an mit beiden zu rudern und hebe langsam ab. Ganz mühsam und anstrengend ist das in die Luft bringen des eigenen Körpers, auch wenn ich nur sehr langsame Bewegungen mache. Und sobald ich aufhöre mit den Armen zu wedeln, sinke ich wieder. Der Traum vom Fliegen hat die Menschheit schon immer begeistert und ist auch für mich eine Herzensangelegenheit. Keine, ja wirklich gar keine Nacht in der ich träume vergeht ohne die magische Fähigkeit des Fliegens. Mal springe ich aus dem Fenster und fliege gen Sonnenuntergang und ein anderes Mal fliege ich über bunte Wälder und Wiesen. Doch auch vollgestopfte Berliner Straßen lassen sich im Flug ganz wunderbar überwinden. Es ist ein tolles Gefühl über die Dinge dieser Erde hinweg zu gleiten, den Überblick über alles zu haben und die pure Freiheit zu genießen. Ganz tief in meinem Inneren wird die Sehnsucht des Fliegens wohl stecken und in der Traumwelt, in der ja bekanntlich alles möglich ist, wird sie ungefragt freigelassen.
Natur pur in brandenburg
So kam es, dass ich es mir als Ziel setzte diverse Arten des Fliegens zu entdecken. Die Arten des auf die Fresse und irgendwo Rausfliegens natürlich inbegriffen. Und wenn ich ganz ehrlich bin, dann habe ich auch noch nicht viele weitere Arten kennengelernt. Und so sehr ich die Umweltfeindlichkeit solcher Geschosse auch verachte, desto mehr liebe ich das Kribbeln im Moment des Abhebens und das mulmige Gefühl beim Durchfliegen von Turbulenzen.

Der Flugplatz als Ort der Freiheit.

Also machte ich mich im letzten Jahr auf zum Flugplatz Cottbus-Drewitz, um genau diesen Kick und die grenzenlose Freiheit der Luft zu erleben.
In was für einer Welt leben wir eigentlich, dachte ich mir an jenem Tag. „In einer Welt, in der die eine Hälfte der Menschheit just for fun durch die Lüfte fliegt und die Andere am Hungertuch knabbernd nach etwas essbarem Ausschau hält.“, schien die Antwort zu sein. Unfair. Das ist unfair, dachte ich mir und ein Gewissensbiss jagte den nächsten. Ich lebe auf der glücklichen Seite der Welt. Einfach so. Und alle, die das hier lesen, vermutlich auch.
Solche Gedanken reiften im Laufe der Zeit meine Bereitschaft zum Spenden. Sie sind der Auslöser dafür, dass ich nach Flugreisen an atmosfair spende, ich hin und wieder Geld an wohltätige Organisationen, wie die DKMS spende, ich ein Affiliate Programm benutze, von dessen Erlösen atmosfair ebenfalls profitiert oder ich an einem obdachlosen Musiker nicht ohne einen Euro zu hinterlassen vorbeigehen kann. Nur so, ja das ist meine ehrliche Auffassung, kann die Welt ein bisschen fairer und ausgeglichener werden.

Abheben und weg.

Thomas, unser Pilot, hatte schon ein paar Jahre Flugerfahrung und Meilen hinter sich gelassen. Ein Jahr zuvor war ich bereits schon mal mit ihm geflogen. Dieses Jahr war mein Bruder mit von der Partie und wir bereiteten zu dritt die Maschine samt aller technischen Checks vor. Es dauerte nicht lange, da saßen wir auch schon in der kleine Kabine, legten unsere Funkgeräte an und funkten um Starterlaubnis. D-ETBB bekam die Starterlaubnis. Also drehte Thomas den Gashahn der kleinen Cessna 172 voll auf und bereitete sich auf den Abflug vor. Alles begann zu wackeln und zu vibrieren während wir in steigender Geschwindigkeit die Startbahn entlang sausten und abhoben. Ein Luftloch jagte beim Aufstieg das nächste und während ich mich über das mulmige Gefühl in meiner Magengrube freute gewannen wir immer mehr Höhe.
cessna 172
im landeanflug

kein und ich on bord

Brandenburg: Das Weite liegt so nah.

Wir flogen über Brandenburger Wälder hinweg, über Solaranlagen und Windkrafträder der Lausitz. Gerade aus der Vogelperspektive machte das grüne Brandenburg einen herrlichen Eindruck. Es war ganz so, wie ich es kannte und wie ich es erwartet hatte: bis wir Afrika erreichten.
solaranlagen
Mit Afrika meinten wir synonym die Tagebauwerke der Region. Bis heute wird hier Braunkohle gefördert, obwohl dank Solar-, Wind- und Wasserenergie doch weitestgehend auf die Tagewerke samt Umsiedelung, Feinstaub- und Lärmbelastungen sowie Zerstörungen der Flora und Fauna verzichtete werden könnte. Probleme, wie im richtigen Afrika, dachte ich mir, während wir im Tiefflug über Sinn und Unsinn des Abbaus diskutierten.
tagebau in der lausitz
tagebau in der lausitz
Wir flogen weiter, sahen aus der Ferne ein paar Rehe auf einer Wiese und mussten bald wieder staunen, denn nun hatten wir die Karibik erreicht. Gelb-weiße Strände, türkises Wasser sowie jede Menge Menschen und Sonnenschirme. Thomas drehte eine Schraube und wir kreisten über diesem idyllischen Fleckchen Erde und waren erstaunt was Brandenburg, kaum eine Stunde Fahrt von Berlin entfernt, so zu bieten hatte. Das Land der 3000 Seen, mit einer der dünnsten Besiedelungen Deutschlands war aus der Luft noch beeindruckender als zu Land.
strand in brandenburg
Karibik oder brandenburg?
Auf dem Rückweg bestätigte sich dieses Bild. Wir kreuzen des Mississippi und erreichten eine weitere Bucht eines schönen Sees. Und wenn es uns an einer Stelle gefielt, dann kreisten wir einfach über diesem Punkt, bis wir die maximale Höhe oder Tiefe erreichten. Ja das ewige Verweilen an einem Ort, dass schier unmöglich ist, ist scheinbar der einzige Nachteil, den das Fliegen mit sich bringt.
Flussmündung in brandenburg
bucht in brandenburg
Und trotzdem werde ich auch das nächste Mal vom Fliegen träumen und ganz sicher werde ich dabei über Afrika oder die Karibik kreisen. Ich lasse es euch wissen!

Ab nach Brandenburg? Hier entlang!
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Steven Hille

Steven ist der Autor des nachhaltigen Reiseblogs Funkloch. Irgendwann dachte er sich, dass er nur noch Projekte realisieren sollte, die einen guten Nutzen haben. Aus dieser Idee heraus sammelte er Spenden für ein Tigerbaby, unterstützte ein nationales Bienenprojekt, baute einen Brunnen in Uganda und gründete mit Freunden die NGO WeWater, die sich für sauberes Trinkwasser einsetzt.

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